21. 10. 2018 :
Die Sache mit den Zahlen …
Zahlen sind Ergebnisse bestimmter Fragestellungen und müssen interpretiert werden, um herauszufinden, welches Interesse mit ihnen verbunden ist. Wie komplex das Thema ist, soll nachstehender Ausschnitt aus einer internen Analyse des Nutzungspotenziales der Niedersächsischen Landesforsten durch deren Forstplanungsamt zeigen.
Es wird deutlich, mit welchen Unsicherheiten Zahlen im Wald behaftet sind. Er wird vor allem für Forstleute lesbar sein, wofür ich um Nachsicht bitte.
Wertungen durch Waldwahrheit basieren grundsätzlich auf umfangreichem Hintergrundmaterial und differenzierten Analysen. Auch hierbei sind Fehlinterpretationen nicht ausgeschlossen. Sie sollten im Interesse der Sache nicht durch eine Abwehrpolemik, sondern durch qualifizierte Argumente und Fakten widerlegt werden.
_____________________________________
„7. Nutzungsmöglichkeiten und deren Grenzen
7.1 Realisierbares Nutzungs-Potenzial
Auf der Grundlage der Holzboden-Flächen der Forsteinrichtung, Stand 2005 sowie der hergeleiteten prognostizierten Nutzungspotenziale je ha und Jahr der BWI II gemäß Tabelle 7/4 ergibt sich ein nachhaltiges Nutzungspotenzial, welches auf seine Realisierbarkeit/Erntefähigkeit zu prüfen und den multifunktionalen Zielen anzupassen ist.
Das in Tabelle 8 dargestellte prognostizierte und verfügbare Nutzungspotenzial berücksichtigt den Nutzungsverzicht im Naturwald und die Nutzungsauflagen des Habitatholzkonzeptes nach Dr. … . Die Einschränkung der Vorrats -Verfügbarkeit betrifft weit überwiegend bei allen Baumarten i.d.R. die über 100 Jahre alten Bestände und damit in hohem Maße das zielstarke Holz . Es berücksichtigt nicht die Natura – 2000 – FFH – Gebiete mit den diversen Überlappungen NSG/NW und Sonderbiotope sowie die damit verbundenen sehr unterschiedlichen Nutzungs-Auflagen der NSG-VO . Diese können nicht genau hergeleitet und quantifiziert allenfalls eingeschätzt werden.
Nach Abzug nicht vermarktungsfähiges Läuterungsmaterial, schwachen Kronenholzes sowie nicht erfasstes Totholz, welches zur Wahrung eines nachhaltigen Nährstoff-Kreislaufes(Humus-Kapital) nicht aus der Fläche genommen werden darf (rd. 10 % des Nutzungspotenzials beim Laubholz, rd. 5 % beim Nadelholz) , ergibt sich ein Nutzungspotenzial , welches zusätzlich den besonderen strukturellen Vorrats- und Zuwachs-Gegebenheiten der jeweiligen Baumartengruppe realitätsnah anzupassen ist (siehe Kap. 4.2 , 5.1 und 5.2 ) .
Gemäß Tabelle 8 sind die großen Flächen-Abweichungen besonders bei den Baumartengruppen Buche , ALN und Kiefer bereits berücksichtigt, in dem die aktuellen HB-Flächen der Baumartengruppen ohne die des NP – Harz zur Herleitung des prognostizierten Nutzungspotenzials verwendet sind (siehe im Vergleich dazu Tab. 7/1). Der Naturwald und das Habitatkonzept nach Dr. … sind durch die reduzierte Zuwachs-Verfügbarkeit prozentual bedacht.
Ferner sind zusätzlich durch Abschlag oder Zuschlag zu berücksichtigen :
Eiche : Zu hohe Vorrats-, Zuwachs- und Nutzungsansätze in den Altersklassen I bis III sowie VI und VIII . Potenzial-Rückgang ab 2018 !
Buche : Deutlich höhere Holzvorräte der Forsteinrichtung in den AKL IV und VI bis IX im Vergleich zu den statistisch gesicherten Vorräten der BWI .
ALN : Geringer Zuwachs und geringere Zielstärken-Vorräte .
Fichte : Höherer Zuwachs und Zielstärken – Vorrat i.V.z. Forsteinrichtung. Ab Akl. III bis VIII statistisch gesicherte Vorräte niedriger als die der Forsteinrichtung .
Douglasie : Nicht erfasste oder nicht statistisch gesicherte Holzvorräte im Zielstärkenbereich .
Kiefer : Höherer Zuwachs und Zielstärken – Vorrat i.V.z. Forsteinrichtung .
Lärche : Deutlich höherer Vorrat, Zielstärken-Vorrat und Zuwachs .
Der derzeit aktuelle Stand der Nutzungsplanung (Hiebssatz NLF, ungeachtet
unterschiedlicher Stichtage) ist in den Fällen herangezogen worden, wo der Hiebssatz der jeweiligen Baumartengruppe bereits über dem prognostizierten Nutzungs-Potenzial liegt . Dadurch kommen auch die realen, regionalen und forstamtsspezifischen Besonderheiten der Forstplanung zur Geltung .
Die Herleitung eines realisierbaren Nutzungspotenzials unter Berücksichtigung der o.a. Faktoren ist in Tabelle 8 dargestellt.
In Anlehnung an die Tabellen 7 / 3 ist gemäß WEHAM eine periodische Differenzierung des prognostizierten Nutzungs-Potenzials angebracht :
Das Nutzungspotenzial für die Zeitperiode 2003 – 2012 , im Mittel 7.5 Vfm/ha/Jahr , basiert auf einem überwiegend statistisch abgesicherten Mess- und Berechnungs-Verfahren sowie der guten forstlichen Praxis der NLF, berücksichtigt die multifunktionalen Aufgaben und ist langfristig nachhaltig.
Es liegt um rd. 9 % über dem Gesamt-Hiebssatz der NLF, Stand Februar 2005, und muss im wirtschaftlichen Interesse auch voll genutzt werden. Im Vergleich zum Hiebssatz sieht das hergeleitete Nutzungspotenzial höhere Nutzungsmöglichkeiten vor bei den Baumartengruppen Fichte, Kiefer und Eiche.
7.2 Grenzen der Nachhaltigkeit
Bei immer zunehmender Verzahnung von Waldentwicklung und Nutzung sowie sprunghafter Vermehrung gewünschter und ungewollter Naturverjüngung auf großen Flächen als Folge der LÖWE – Prinzipien muss das Nutzungspotenzial auch genutzt werden, um die waldbaulichen Prozesse optimiert, nachhaltig und zielgerecht, gestalten zu können.
Aus waldbaulicher Sicht im engeren Sinne kann die Frage nicht beantwortet werden, ob der Vorschlag, das Nutzungspotenzial in der Höhe zu nutzen, ausreicht, um die waldbaulichen Prozesse nachhaltig und gut gestalten zu können.
Auch kann nicht gesagt werden, ob und wo bereits Fichte und Kiefer mit nachteiligen wirtschaftlichen Folgen bereits übernutzt worden sind.
Es fehlen Bestockungs-Informationen in Verbindung mit Standorts-Informationen sowie Vollzugs-Informationen !
Viele Informationen schlummern in Datenbanken, können nicht miteinander verknüpft oder kostengünstig ausgewertet werden. Es fehlt die vollständige Digitalisierung aller Flächen der NLF und der Buchungsschlüssel ist im Hinblick auf eine rasche und kostengünstige Naturalkontrolle zu überarbeiten.
Da Betriebsleitung und Forstamtsleitung immer mehr Abstand zum Wald, zu den Waldbeständen haben, die Nutzungsplanungen in den unübersichtlicher gewordenen Forstämtern zunehmend „zentralistisch“ nach der Datenbank und weniger nach den Waldbeständen ausgerichtet werden, kommt der Qualität der Baumarten-Informationen auf der Ebene der NLF eine immer größere Bedeutung zu.
Eine standortsgerechte und bestandesgerechte Steuerung der Nutzungsplanung, wie sie von der Betriebsleitung gefordert wird, ist ohne den Flächenbezug, ohne Digitalisierung, zu vertretbaren Kosten nicht möglich. Auch die Natural-Kontrolle, die Einhaltung der Nachhaltigkeit und der PE-Pläne der FFH-Gebiete, etc… hat großen Nutzen von der Digitalisierung der NLF.
Das Heranziehen der BWI II – Stichprobe in Verbindung mit der WEHAM – Prognose gibt Hinweis darauf, dass die Betriebsleitung vermehrt gesamtbetrieblich denkt, steuert und entscheidet. Umso wichtiger werden akkurate, statistisch gesicherte Informationen für eine standortsgerechte Nutzungsplanung und Natural-Kontrolle.
Wenn die NLF gezwungenermaßen mehr nutzen will und muss – die wirtschaftliche Nachhaltigkeit setzt viel engere Grenzen als die waldbaulich-ökologische – so hat dieses “ kontrolliert “ und in voller Verantwortung für nachfolgende Forstgenerationen zu erfolgen .
Auch unsere Kundschaft erwartet im Sinne unseres Nachhaltsprinzips zumindest mittelfristig Liefer-Verlässlichkeit. Das bedeutet : man muss wissen, welche unmittelbaren Auswirkungen und Langzeitfolgen Mehrnutzungen bewirken, waldbaulich und wirtschaftlich !
Aus dem Bereich der Vornutzungs-Bestände (Waldpflege) ist bei dem derzeitigen Hiebssatz und einem Ungenauigkeitsrahmen von +/- 10 % nicht mehr zu holen.
Bewusst geführte, verstärkte Eingriffe besonders in jüngeren VN-Beständen – einige Forstämter sind der Forsteinrichtung und der Betriebsleitung diesbezüglich bekannt – senken den Zuwachs erheblich herab , bringen kurzfristig geringe Mehr-Gewinne und führen mittel- und langfristig zur Verringerung der Wertschöpfung und Netto-Wertschöpfung.
Der Bereich der Endnutzungs-Bestände ( höhere Zielstärken-Nutzung) bietet größere Spielräume und zusätzliche Möglichkeiten, ohne Werteinbußen über das realisierbare Nutzungspotenzial hinaus Holz einzuschlagen – es besteht Wahlmöglichkeit, wann und wo höhere Nutzungen erfolgen sollen. Wo liegen diese Grenzen ?
Wann schädigen wir uns selbst durch selbst-verursachte Steigerung des Gefährdungs- und Entwertungsrisikos und langfristig unsere Nachfolger ?
Zuwachs – Nachhaltigkeit
Die quantitative Obergrenze für Nutzungen liegt bei einem prognostizierten Zuwachs von 9.6 Vfm/ha/Jahr oder 2972000 Vfm/Jahr . Darüber liegende Nutzungen führen gesamtbetrieblich zu einem Vorrats-Abbau. Im Jahre 2004 (Wirtschaftsjahr-Umstellung) ist mit 10.1 Vfm/ha/Jahr deutlich über diesen Zuwachs genutzt worden. Ein solcher einmaliger Eingriff bringt die NLF auch mittelfristig nicht in waldbauliche und wirtschaftliche Schwierigkeiten aufgrund des über die Jahrzehnte gebildeten Vorratskapitals. Langfristig führen die Zuwachs übersteigenden Eingriffe zu einer zu schnellen, nicht mehr nachhaltsgerechten Abnutzung des reiferen Holzvorrats.
Die wirtschaftliche Obergrenze für zusätzliche Nutzungen liegt vor dem Hintergrund der Nachhaltigkeitsverpflichtung deutlich niedriger, weil der prognostizierte Zuwachs von 9.6 Vfm/ha/Jahr aufgrund der stark gestörten Altersstrukturen der Waldbestände der NLF (jüngere Bestände überwiegen deutlich!) in den nächsten 20 Jahren nach WEHAM – Prognose schrittweise auf 8.6 Vfm/ha/Jahr absinken wird ! Dies geschieht unter der Voraussetzung der Flächen-Konstanz ! , der Beibehaltung der Baumartengruppenanteile und des vorgegebenen Nutzungsszenarios.
Durch den geplanten vermehrten Waldumbau in Richtung Laubholz (speziell Buchen-Voranbau) kommt es langfristig zu zeitlichen Verzögerungen und zu einer zusätzlichen Verringerung des Zuwachses . Aus der Sicht der Netto-Wertschöpfung muss diese Entwicklung nicht nachteilig sein, wenn dadurch das mittlere, jährliche Gefährdungspotenzial und die Risiko-Kosten insgesamt spürbar geringer werden .
Nutzungen in Höhe von 8.6 Vfm/ha/Jahr, die in etwa dem dGZ der NLF entsprechen, sind möglich, wenn der Aufbau leistungsfähiger jüngerer Laub- und Nadelholzbestände in befriedigender bis guter Qualität nicht gefährdet wird – dies gilt besonders bei Eiche, Buche, ALH und Douglasie – und über den derzeitigen Hiebssatz hinausgehende Nutzungen mit hoher Gewissheit kurz- und langfristig wirtschaftliche Vorteile bringen . Dieses ist z.B. gegeben bei
– vermehrter Nutzung reiferer Fichtenalthölzer auf Risiko-Standorten und in klimatischen Risiko-Regionen,
– schnellerer Abnutzung überalterter und hiebsreifer Buchen- und Fichten-bestände, die sich in der Entwertung befinden und/oder erhöhten Gefahren ausgesetzt sind.
Zielstärken – Nachhaltigkeit
Die anzustrebende Zielstärken sind im Rahmen der Waldentwicklungsziele (siehe Heft 54) für jede Baumart/Baumartengruppe überwiegend waldbaulich-ökologisch definiert, verknüpft mit wirtschaftlichen Aspekten (Holzmarkt, Risiko, Entwertungen) .
Gemäß der vereinbarten Bedingungen und unserem Selbstverständnis über forstliches Wirtschaften ist die Zielstärken-Nachhaltigkeit einzuhalten und in Abhängigkeit vom gegenwärtigen Marktgeschehen waldbaulich und wirtschaftlich vorteilhaft umzusetzen.
Hiebssatz und Einschlag sind in den letzten 6 Jahren ständig gestiegen, dabei übertraf der Einschlag die Steigerungsraten des Hiebssatzes deutlich. Diese Entwicklung ist erfolgt zugunsten vermehrter Endnutzung und Zielstärken-Nutzung . Vorangegangen sind 3 Jahrzehnte Vorratsaufbau.
Bei ernsthaftem Bemühen um die Erfüllung des multifunktionalen Ziele-Katalogs in den NLF ist die Kompromissfindung zugunsten kurzfristiger Verbesserung der Netto-Wertschöpfung und Sicherung sowie Förderung der langfristigen Wertschöpfung nicht einfach und konfliktfrei .
In Tabelle 9 sind die Zielstärken-Vorräte und die prognostizierten Zielstärken-Nutzungen nach WEHAM und der Forsteinrichtung sowie deren Realisierungsfolgen für ein Jahrzehnt dargestellt. Verläuft die Zielstärken-Nutzung nach der Forsteinrichtung planungskonform, so findet bei allen Hauptbaumarten ein mittlerer Abbau der Zielstärken-Vorräte statt, im Durchschnitt rd. – 23 % oder 2.4 Mio Vfm /Jahrzehnt. Bei den geringflächigen Baumartengruppen Douglasie, ALH und ALN findet ein Vorratsaufbau statt.
Im Hinblick auf eine kontinuierliche Förderung der Waldentwicklung, der anspruchsvolleren Mischbestände sowie der Verringerung von Holzentwertungen und Einnahmeverlusten ist ein Vorratsabbau im Zielstärkenbereich, besonders bei Buche und Fichte, notwendig. Bei der Eiche ist der Einschlag von 22000 Vfm/Jahr Zielstärkenholz nicht nachhaltigkeits -gefährdend.
Dennoch, die Altersstrukturen und der geringe Zuwachs bei Eiche in den über 140-jährigen Beständen sowie die Gefährdungszunahme bei der Eiche (Komplex-Krankheiten, etc…) und neuerdings auch bei der Buche , verbunden mit Zuwachsverlusten und außerplanmäßigen Abgängen vor Erreichen der Zielstärke zwingen zur Behutsamkeit, zumal die WEHAM-Prognose bei der Eiche zwischen 2008 – 2017 nur vorübergehend höhere Nutzungsmöglichkeiten anzeigt.
Etwas anders sieht die Entwicklung der Zielstärken-Vorräte aus, wenn das hergeleitete, prognostizierte und verfügbare Nutzungspotenzial nach WEHAM/BWI II auch realisiert wird. Die Zielstärkennutzung ist Schadholz-bereinigt, d.h. entsprechend dem tatsächlichen mittleren Risiko der Baumarten, vor Erreichen der Zielstärke genutzt zu werden, ist durch Abzug berücksichtigt. Dennoch : Die Nutzungen einschl. Zuwachsveränderungen betragen insgesamt sind rd. 1 Mio Vfm/Jahr oder sind 0.3 Vfm/ha/Jahr höher und die Zielstärken-Vorräte werden in 10 Jahren entsprechend schneller abgebaut ! Die vermehrten Nutzungen erfolgen im Vergleich zur Forstplanung deutlich im Starkholzbereich .
Eiche
Die WEHAM – Prognose sieht im Vergleich zur Forsteinrichtung eine doppelt so hohe Zielstärkennutzung als möglich an ( bis 2007 30000 Vfm, ab 2008 50000 Vfm und Jahr, nicht Schadholz-bereinigt) . Die Langzeitprognose über mehrere Jahrzehnte weist darauf hin, dass bei dieser hohen Nutzung im Zielstärkenbereich die Nutzungsmöglichkeiten nach 2017 um rd. 1/3 zurückgehen auf etwa 30000 Vfm/Jahr. Nutzt man bereits in der Prognoseperiode 2003-2007 die anvisierte Größenordnung von rd. 50000 Vfm/Jahr , dann kommt es bereits 4 Jahre früher zu einem Nutzungseinbruch beim Zielstärkenholz und zu einer Gefährdung der Nachhaltigkeit bei gleichem Nutzungsniveau. Der Nutzungseinbruch verschärft sich noch, wenn der schadholzbedingte Massenanfall vor Erreichen der Zielstärke nicht mit bedacht wird. Ein Zielstärkennutzung von 30000 Vfm/Jahr wird für möglich gehalten.
Buche
Die Nutzungen gemäß Hiebssatz der Forsteinrichtung liegen insgesamt deutlich höher als die WEHAM-Prognose aufgrund der großen Flächenabweichung . Die Zielstärkennutzung liegt bei einem insgesamt um rd. 100000 Vfm/Jahr niedrigerem Nutzungspotenzial über der der Forsteinrichtung, Schadholz-bereinigt auf etwa gleichem Niveau. Es kommt bei beiden Einschätzungen zu einem spürbarem Abbau des verfügbaren Zielstärkenvorrats , der in 3 bis 4 Jahrzehnten nahe null liegt. Da flächenreiche Buchenbestände der Altersphase 70 bis 90 Jahre nachwachsen, die aufgrund der erhaltenen Pflege 10 bis 20 Jahre früher erntewürdig sind, besteht bei der Buche keine Gefährdung der Zielstärken-Nachhaltigkeit. Eine baldige Gefährdung der Zielstärken-Nutzung droht eher ausgelöst zu werden durch Schutzbestimmungen und Behandlungs-Vorschriften zu den FFH – Gebieten, die über die eigenen Vorstellungen der NLF hinausgehen !! Dieses betrifft besonders die Buche und die Eiche
ALH und ALN
Die prognostizierten Nutzungsmöglichkeiten im Zielstärkenbereich , die zwar über denen der Einschätzung der Forstplanung liegen, bleiben in den nächsten 20 Jahren in etwa auf gleichem Niveau. Vorgezogene höhere Nutzungen verringern die Zielstärkenvorräte spürbar und damit die zukünftigen Nutzungen.
Fichte
Nach WEHAM-Prognose verbessern sich in den nächsten drei Jahrzehnten die Nutzungsmöglichkeiten insgesamt um rd. 100000 Vfm /Jahr (etwa Niveau 2008 bis 2012) bei leicht aber stetig steigender Zielstärkennutzung von rd. 500000 Vfm auf über 600000 Vfm/Jahr, sofern nicht größere Katastrophen eine deutliche Änderung des Nutzungsszenarios bewirken . Der Zuwachs, der weiterhin leicht sinkt, und die prognostizierten Nutzungsmöglichkeiten gleichen sich in den nächsten 20 Jahren an. Die Zielstärken-Nachhaltigkeit bei einer Nutzung von im Durchschnitt rd. 440000 Vfm/Jahr ist langfristig gesichert . Der alljährlich hohe, mittlere Schadholzanfall bei der Fichte besonders in den Endnutzungsbeständen vor Erreichen der Zielstärke ist massenmäßig, anteilig zu berücksichtigen; er reduziert die Zielstärken-Erwartung in seiner Höhe um mindestens 20 % (350000 Vfm/Jahr) .
Kiefer
Zuwachs und Nutzungsmöglichkeiten sinken bei der Kiefer in den nächsten 20 Jahren ab bei leicht steigender Zielstärkennutzung von rd. 100000 Vfm auf bis zu 150000 Vfm/Jahr. Bei Vermeidung von Übernutzungen im zielstärkenfernen Bereich bleibt die Zielstärken-Nachhaltigkeit auch langfristig gesichert . Die Kiefer ist vergleichsweise gering gefährdet (94000 Vfm/Jahr) .
Douglasie und Lärche
Die prognostizierten Nutzungsmöglichkeiten im Zielstärkenbereich bleiben in etwa auf dem derzeitigen niedrigen Niveau. Erst in 20 Jahren ist mit einer deutlich höheren Zielstärkennutzung zu rechnen. Zielstärkennutzung in Höhe der WEHAM-Prognose führen zwar zu einem spürbaren Abbau der Zielstärkenvorräte in den nächsten 20 Jahren, gefährden aber nicht die Nachhaltigkeit auf diesem Nutzungsniveau . An die Saatgut-Nachhaltigkeit ist zu denken.
Kontrolle der Nachhaltigkeit der Zielstärkennutzung
Eine direkte Kontrolle der Zielstärkennutzung im Rahmen der Vollzugs –Buchungen ist z.Zt. nicht möglich. Eine indirekte Kontrolle über die Messzahl 100 % bei den Hauptbaumarten ( Endnutzungsbestände ) liefert keine Werte ausreichender Aussagekraft, in der Zeitreihe allenfalls Hinweise über Nutzungstendenzen.
Die starke Zunahme an Abschnittsholz (Harvesterholz) und die intensivere Sortierung nach Verwendung (Laubholz) macht die Herleitung von BHD-Werten über die Grundmesszahlen (Mittenstärkenwerte) illusorisch .
Die Trennung von Vor- und Endnutzungsbeständen bei der Buchung ist abgeschafft, so dass strukturell keine differenzierte Natural-Kontrolle nach Nutzungsarten mehr stattfindet. Auswertungen nach Stärkeklassen sind jedoch möglich aber ohne zusätzliche stärkeklassenbezogene Untersuchungen von geringem Aussagewert.
Wiederholungsstichproben (BWI und BI im Rahmen der Forsteinrichtung), z.Zt. alle 10 Jahre , geben näher Auskunft über die Veränderungen der Zielstärkenvorräte der Baumartengruppen, es sei denn, es werden weitere Kontrollmechanismen eingeführt, um zeitnäher betriebliches Handeln in hektischer Zeit zu überprüfen.
Denkbar sind neben dem vereinfachten Buchungsverfahren die wissenschaftliche Auswertung zielstärkenreifer Bestände aller Baumartengruppen zur Herleitung eines Kennzahlenschlüssels , um in Verbindung mit der Stärkeklassenverteilung Aussagen über die Zielstärkennutzung zu gewinnen. Denkbar ist auch die zwischenzeitige Kontrolle über ein Stichprobenverfahren (BI) alle 3 Jahre, durch die nicht nur die Zielstärkennutzung sondern gleichzeitig auch die Waldentwicklung überprüft wird. Vor dem Hintergrund wirtschaftlicher Zwänge können waldbauliche Unterlassungssünden zeitnah aufgezeigt werden.
Auswertungen der Kennzahlen, des Holzeinschlages von 1999-2005 nach Stärkeklassen sowie einer Vielzahl von Endnutzungsschlägen geben ein grobes Bild:
Seit Beginn der 90-iger Jahre wird bei allen Baumarten mehr starkes Holz eingeschlagen, was sich an den steigenden Messzahl 100 % ablesen lässt.
Eiche : Messzahlanstieg von 132 auf 159 % MZ . Diese Entwicklung ist gut aber nicht zufriedenstellend ! Im Vergleich zu Spitzenschlägen (> 190 % MZ) erreichen viele Eichen – Endnutzungsschläge nur 140-165 %. Eine Messzahl als Durchschnittswert in Höhe von über 170 % MZ ist erst zielstärkenkonform!
Buche : Messzahlanstieg von 52 auf 57 / 58 % MZ . Ideal wäre eine Durchschnittszahl von 60 / 62 % MZ . Durch die feinere Sortierung im oberen Stammteil mit schwächerem PAL- und Schwellenholz sind Messzahlen von knapp unter 60 % MZ gut.
Bei Fichte hat sich die Durchschnitts-Meßzahl von 42 auf 46 % MZ erhöht. Ideal wäre eine Durchschnitts-Meßzahl von 48 %. Höhere Schadholzanteile und vermehrter Harvestereinsatz auch im Starkholz lässt die Meßzahl bei etwa 46 % stagnieren.
Kiefer : Messzahlanstieg von 44 auf 51 % . Diese Durchschnitts-Werte sind angesichts der sehr hohen Harvester-Aufarbeitung am Gesamthiebssatz vertretbar aber nicht ideal ( 55 % MZ ) im Hinblick auf die Zielstärkennutzung bei der Kiefer .
Buchungs – Nachhaltigkeit
Forstbetriebe, die aus fundamental-existenziellen Gründen den langfristigen Zuwachs alljährlich-nachhaltig nutzen, auch wenn es vorübergehend eine Nutzung über dem Laufenden Zuwachs ist, müssen sich für ein dauerhaftes Buchungssystem mit Strukturelementen entscheiden, um den Forstbetrieb mittel- bis langfristig vor Schaden zu bewahren .
Zwecks fachgerechter Führung und Kontrolle der Forstbetriebe und Reviere sind in der Vergangenheit nicht ohne Grund und Hintergedanken Kriterien ins Buchungssystem aufgenommen worden, die eine spezielle Natural-Kontrolle möglich machen.
Bei Überlegungen zur Deregulierung oder Vereinfachung des Buchungswesens droht Gefahr, dass evtl. wichtige Informationen aus dem Bereich des Betriebsvollzuges unter den Tisch fallen und nicht mehr ausgewertet werden können.
Nach Vorstellung der Betriebsleitung sind alle naturalen Nutzungen , besonders die Zielstärken-Nutzung sowie die Waldentwicklung zu kontrollieren. Die Mindest-Zielstärken sind nach Brusthöhendurchmesser in Rinde für jede Baumart/Baumartengruppe festgelegt. Der Nutzungsvollzug jedoch erfasst verkauftes Holz überwiegend nach Mittendurchmesser ohne Rinde. Ein unmittelbarer, direkter Soll – Ist – Vergleich ist nicht möglich.
Die Atomisierung des Holzanfalls durch Sortierung, besonders der Holzverkauf nach Abschnitten, und die verschiedenen Handhabungen der Verbuchung von Industrieholz, Brennholz oder X – Holz erschweren zusätzlich die mengenmäßige Kontrolle .
Die Planung, Nutzung und Buchung von Derbholzmengen nach den Nutzungsarten Vor- und Endnutzung ermöglichen zumindest eine indirekte oder mittelbare Kontrolle des Massenanfalls nach Pflegebeständen und Erntebeständen mit höheren Anteilen an zielstarkem Holz.
Die Buchung von außerordentlichen Holzmengen (Schadholz) , die in den letzten 10 Jahren eine wechselvolle Geschichte hinter sich hat, und seit Geschäftsjahr 2005 wieder nur unter Endnutzung erfolgt, verschleiert die Zuordnung der Nutzungen und erschwert die Nutzungs- und Kontrollanalyse.
Der Wegfall der Erfassung und Buchung von X – Holz als Holzeinnahme, die Vermarktung und Vergabe von Nebennutzungen und ganzer Brennholzhiebe, bei denen auch X-Holzartiges Material aufgearbeitet wird, und die Ausweisung eines “ vermarktungsfähigen Hiebssatz “ ( ohne X-Holz) erschweren die Findung des akkuraten Holzanfalls und dessen Zuordnung zum Zielstärkenholz, zumal der X-Holzanfall in Abhängigkeit vom Alter unterschiedlich hoch ist und die Verwendung pauschaler Durchschnittswerte für die Baumartengruppen die Ungenauigkeit fördert ( siehe auch Kennzahlen Holzernte).
Neben den Ergebnissen des Stichprobenverfahrens , bei dem eine vereinbarte Ungenauigkeit festgelegt wird, fehlen der Forsteinrichtung als Maß die genauen, konkreten, vollständigen Holzeinschlagszahlen, zumal beim Vergleich von 1988-2002 (BWI / Forsteinrichtung) verfahrensmäßige Unterschiede von jährlich über 200000 Vfm nachgewiesen sind !
Die volle Ausschöpfung der prognostizierten Nutzungsmöglichkeiten nach WEHAM / BWI II oder nach Dr. … erfordert Buchungsanweisungen für alle erfolgten Maßnahmen, bei denen Derbholz anfällt ! Wachsen doch innerhalb der nächsten 10 bis 20 Jahre rd. 40000 ha Laubholz-Nachwuchsflächen und 16000 ha Nadelholz-Nachwuchs ins Derbholz !
Da die zusätzliche Messung des BHD des ausscheidenden Bestandes in allen Beständen am Aufwand scheitert und der Holzanfall mit anderen Vermessungssystemen und Umrechnungen zunehmen wird, sollte auf eine indirekte und differenzierte Mengen-Kontrolle nicht verzichtet werden.“