Sehr interessante Pressemitteilung des NABU Hessen über das Gerichtsurteil zu den durch die staatliche Forstwirtschaft (Hessen-Forst) verursachten Schäden im FFH-Gebiet Laubacher Wald:
„In der nun vorliegenden Urteilsbegründung bestätigt das Gericht, dass der Verlust von 77% des Vorkommens des seltenen Grünen Besenmooses einen „erheblichen“ Umweltschaden darstellt. Für die Kammer bestehe „kein Zweifel daran, dass die forstwirtschaftliche Nutzung des Waldes nicht dienlich ist, um den Fortbestand des Grünen Besenmooses zu gewährleisten, sondern vielmehr zu einer Gefährdung bzw. Verschlechterung des Erhaltungszustandes der Moosart führt“. … Der Landesbetrieb Hessen-Forst hatte die Vorwürfe des NABU damals in einer Pressemitteilung vom 3.5.2016 als falsch dargestellt. Die vom NABU behaupteten Schäden am Grünen Besenmoos entsprächen nicht der Realität und entbehrten jeglicher Grundlage. Nach Auffassung des Landesbetriebs seien die bekannten Besenmoosvorkommen „in keiner Weise gefährdet“. Im Verfahren stellte sich dann heraus, dass die Art durch Holzeinschläge nicht nur bedroht wurde, sondern bereits zu 77% verschwunden war. Nicht nur an einer Stelle im Wald, sondern an vier. Als sich das Verschwinden der Art nicht mehr leugnen ließ, argumentierte das Land gegenüber dem Gericht, dass die Moosart „möglicherweise“ in etwa 100 Jahren wiederkomme und bot als Schutzmaßnahme „Geduld“ an.“
Am 6.9.2017 erschien der diesjährige Waldbericht. Dazu postete der Bund Deutscher Forstleute: „Der Wald ist hierzulande bei uns Forstleuten in guten Händen. Das ist das Ergebnis des Waldberichts 2017, den gestern die Bundesregierung beschlossen hat. Dem Wald geht es gut in Deutschland. Die nachhaltige Forstwirtschaft bewahrt ihn und seine vielen Funktionen. „
Der Wald ist hierzulande bei uns Forstleuten in guten Händen. Dem Wald geht es gut in Deutschland. Die nachhaltige Forstwirtschaft bewahrt ihn und seine vielen Funktionen. Einen sehr berührenden Brief zu diesem Thema an Forstleute hat ein betagter Bürger in der Nähe Tübingens verfasst, er ist es wert, an dieser Stelle gelesen zu werden. Ein meisterhaftes, tief berührendes Klagelied.
Hier die Einleitung zum Brief auf der Seite waldkritik.de:
Dr. Christian Dietzfelbinger beendet seinen Einsatz für den Schönbuch und verabschiedet sich in einem letzten schriftlichen Dokument, seinem Gram um den Wald Ausdruck verleihend, in kritischen Äußerungen, gerichtet an Forstpräsident Strittmatter und Graf Bülow von Dennewitz, stellvertr. Leiter der UFB Tübingen.
Hier ein Kommentar zum Brief von Dr. Dietzfelbinger von Karl-Friedrich Weber, gepostet auf seiner persönlichen Facebook-Seite am 08.09.2017:
ich finde, dass dieses bewegende Schreiben eines 92jährigen uns alle angeht und den Schleier an Desinformation über die Wirklichkeit in deutschen (vor allem öffentlichen Wäldern) auf eine unkämpferische Weise wegzieht.
Der aktuelle Waldbericht 2017 der Bundesregierung, macht dem Kundigen einmal mehr deutlich, wie subtil und unsauber mit Zahlen hantiert wird, durch die aus scheinbarer Wahrheit eine Lüge wird.
Das Thema wird in der Seite Waldwahrheit noch vertieft werden, damit sich jeder Bürger unseres Staates ein eigenes Bild machen und mit seinen eigenen Erfahrungen abgleichen kann.
Ihr Karl-Friedrich Weber
Waldproblematik, Forstwirtschaft-Probleme –
Was für Diskussionsgrundlagen gibt es?
Hier ein guter Überblick-Text zu „Ordnungsgemäßer Forstwirtschaft“ und „gute fachliche Praxis“ in der Theorie am Beispiel Niedersachsen:
http://www.bund-helmstedt.de/merkblatt_1.html
Hier ein guter Hintergrund-Text über die gesamte Forstwirtschaft-Problematik:
László Maráz: „Der Wald als Melkkuh?“
„…viele Forstverwaltungen scheinen den Wald als ihr Eigentum zu betrachten, obwohl sie nur für dessen Bewirtschaftung und Betreuung zuständig sind. Sie kooperieren oft nur mit ihren Kunden, der holzverarbeitenden Industrie. (…) Viele Forstverwaltungen und Verbände scheinen inzwischen vor allem die Interessen der Holzindustrie zu vertreten. …“
„Das Konzept nachhaltiger Waldnutzung muss dringend umfassender definiert werden. Und selbst das wird nicht reichen: Die Gesellschaft wird nicht umhinkommen, ihre Ansprüche an die Wälder endlich an die Leistungsgrenzen der Ökosysteme anzupassen.“
http://www.kritischer-agrarbericht.de/fileadmin/Daten-KAB/KAB-2013/07_Rueckblick.pdf
Hier ein weiterer guter Hintergrund-Text über die gesamte Forstwirtschaft-Problematik, ebenfalls von László Maráz:
„Wälder – nachhaltig übernutzt“
http://www.kritischer-agrarbericht.de/fileadmin/Daten-KAB/KAB-2016/KAB2016_Kap7_211_218_Maraz.pdf
Ein hervorragender Einführungstext zur Waldproblematik von Karl-Friedrich Weber von 2006, kurz nach dem Beginn der Forstreformen verfasst: „Was ist los im niedersächsischen Wald?“ Er bezieht sich zwar auf Niedersachsen, doch inzwischen, 10 Jahre später, sind die thematisierten Missstände längst in allen Bundesländern an der Tagesordnung. Damals war die Vorgabe für die Landesforstgesellschaft noch die Erwirtschaftung einer „schwarzen Null“, doch schon längst handelt es sich um Millionenbeträge, die aus den Landeswäldern kommen.
http://www.bund-helmstedt.de/kommentar_1.html
Gemeinsames Postitionspapier von Greenpeace und BUND Naturschutz in Bayern vom 10.06.2013 (doch nach wie vor noch allzu aktuell): 10 Seiten mit Auflistung der bestehenden Probleme und Lösungsvorschlägen. Beide Umweltverbände fordern eine Neuausrichtung für den öffentlichen Wald in Bayern.
Fehlender Wille / mangelnde Fähigkeit zur Erkennung und Abstellung von Problemen in der Forstwirtschaft
Hierzu etwa ein Brief von Lutz Fähser, vormals Leiter der Forstdirektion Lübeck, an „Waldkritik“, eine Bürgerinitiative zum Thema Schutz der Waldböden vor Befahrungsschäden:
http://www.waldkritik.de/?tag=lutz-faehser
„(…) Solche Veränderungen von langjährig eingefahrenen Praktiken können Mitglieder der Forstverwaltungen aus deren Apparat heraus selten erreichen. Es bedarf eines Anstoßes aus der Gesellschaft und dann durch die handlungsleitenden Politiker für den Naturschutz und die Forsten. Sie müssen sich dazu bekennen, dass die wirtschaftende Gesellschaft sich auf die Natur und ihre Verletzlichkeit einstellen muss und nicht umgekehrt. Die politischen Kräfteverhältnisse geben das in vielen Bundesländern schon jetzt her. Aber die Politiker werden aus ihren Apparaten heraus nicht in diesem Sinne beraten. Es könnte ja zu Änderungen zwingen, zum Umdenken und auch zu Investitionen oder Unterlassungen von schnellen Einnahmen. (…) Das Bodenproblem ist nur eines von mehreren Problemen, die in der modernen Forstwirtschaft behoben werden sollten bzw. gar nicht erst entstehen sollten. Dazu gehören eine nicht angemessene Personalknappheit, Übertechnisierung und aktionistische Eingriffsintensität, Naturferne, kurzfristige (nicht nachhaltige) Gewinnerzielung und in den öffentlichen Forsten (“Bürgerwälder” !!) eine unverständliche Distanz zu den betroffenen und interessierten BürgerInnen vor Ort und den dortigen Umweltverbänden. (…)“
Sehr lesenswert in diesem Zusammenhang auch folgender Leserbrief aus dem Mitgliedermagazin des Bundes Deutscher Forstleute („BDF Aktuell“ 4-2014):
„In BDF aktuell 3-2014 wird auf Seite 3 das schlechte Image der Forstwirtschaft beklagt. (…)
Was reden wir nicht von Nachhaltigkeit – und müssen unsere Hiebssätze herunterfahren, weil wir den Zuwachs “überschätzt” haben (…) Hier könnte man noch einige Punkte anführen, (…) Freilich reden manche Naturschutzverbände recht einseitig daher, aber das ist nur 1/4 der Wahrheit. 3/4 sind unsere eigenen Missstände, die wir verdrängen. (…) Es geht nicht um die Sache, nicht um den Wald, es geht ums Rechthaben und um Pfründe sichern. (…)“
http://www.waldkritik.de/?p=375
Sehr erhellend auch eine Doktorarbeit über die Möglichkeiten und Grenzen der Gestaltung von Information und Kommunikation in staatlichen Forstorganisationen (auf der Seite eine Kurzeinleitung, und der Link zur vollständigen Dissertation von Claudia Kenntner):
http://www.waldkritik.de/?p=378
https://www.freidok.uni-freiburg.de/data/9398
Darin z.B. ein Förster-Weltbild: „Nur Förster können forstfachliche Belange richtig beurteilen“ [Diss. S. 169, pdf S. 181] “ und folgende Erkenntnis: „Es ist nicht üblich, offen, verständnisvoll und selbstkritisch mit Fragen, Fehlern oder Schwächen umzugehen. Es wird ein Schutzwall errichtet. Dieser schützt beispielsweise davor, offen sein zu müssen, oder sich Kritik stellen zu müssen. Es kommt zu einer Scheinharmonisierung, d.h. viele Informationen werden abgeblockt.“ [Diss. S. 172, pdf S. 184] Auch die Seiten ab pdf S. 202 sind sehr interessant.
Dazu empfielt sich der Kommentar der Initiative „Schützt den Schönbuch“ im grünen Kasten unter
http://www.waldkritik.de/?p=378
Forstwirtschaft und Nationale Biodiversitätsstrategie / „Waldkulturerbe“
Die Forstwirtschaft in Deutschland ist momentan leider oft / immer wieder (hängt auch vom Bundesland ab) GEGEN die Umsetzung der Nationalen Biodiversitätsstrategie eingestellt. Allen voran Bayern. Gegenwärtig ist der Bundeslandwirtschaftsminister, gleichzeitig Bundesforstminster, ein Mitglied der CSU, der natürlich mit der Einstellung der CSU in Bayern zum Thema Forstpolitik „linientreu“ ist. In Deutschland gibt es ja 5 UNESCO-„Weltnaturerbe“-alte-Buchenwälder-Deutschlands-Nationalparks, und Deutschland trägt besondere Verantwortung für den Schutz alter Buchenwälder. Praktisch sieht das dann so aus, dass beispielsweise Bayern lieber sein Naturschutzgesetz geändert hat, um ein im Steigerwald ausgewiesenes Buchenwald-Schutzgebiet wieder abzuschaffen, als das – ohnehin nicht sonderlich große – Schutzgebiet zu behalten, obwohl es eigentlich Weltnaturerbe-würdig wäre.
Mehr Weltnaturerbe bzw. Buchenwälder-Schutzgebiete will man meist nicht, umso mehr spricht man vom „Waldkulturerbe“ – heißt soviel wie: Unser Wald ist ohnehin kein ursprünglicher Wald mehr, es ist ein Kulturwald, und sollte als Kulturwald erhalten bleiben, Kulturwald ist ein schützenswertes Erbe. Und ein Kulturwald und Naturschutz ist Harmonie pur. Dies soll so in die Köpfe der Menschen gelangen. Dazu gibt es auch eine entsprechende Website vom Bundeslandwirtschaftsministerium: „Unser Waldkulturerbe“:
https://www.waldkulturerbe.de/startseite/
Auch wenn es nur indirekt und subtil ist – deutlicher kann sich kein Ministerium GEGEN mehr „natürliche Waldentwicklung“, GEGEN mehr Waldgebiete ohne forstliche Nutzung positionieren.
Beispielsweise im Falle Bayerns wird es ganz deutlich: 2015 wurde zum „Aktionsjahr Waldnaturschutz“ ausgerufen, in dem der „bayerische Weg“ = Schützen und Nutzen auf gleicher Fläche und keine zusätzlichen nutzungsfreien Waldschutzgebiete (Stichwort: „Geschützter Landschaftsbestandteil“ im Steigerwald!) propagiert wird.
„Wir integrieren die Leistungen für den Natur- und Artenschutz auf ganzer Fläche in eine multifunktionale Waldbewirtschaftung. „Schützen und nutzen“ lautet das Motto unseres bayerischen Weges und wir haben damit Erfolg. „
http://www.stmelf.bayern.de/wald/lebensraum-wald/095092/index.php
s. auch „Forstmärchen“
und „Steigerwald“
„Die Defizitanalyse des BUND Niedersachsen benennt, was in den Selbstdarstellungen und Berichten der Niedersächsischen Landesforsten nicht benannt wird. Sie hat seit ihrem Erscheinen nichts von Ihrer Aktualität verloren.“ – Karl-Friederich Weber auf seiner Facebook-Seite „Waldwahrheit“, 30.08.2012
Und nach wie vor aktuell, denn die Problematik ist ja unverändert
„Forstwirtschaft in den Niedersächsischen Landesforsten – Defizitanalyse 2007“
http://www.bund-helmstedt.de/pdf/wald_defizitanalyse.pdf
László Maráz: „Wieviel Holz braucht der Wald? – Vom Überfluss in die Knappheit“
http://www.kritischer-agrarbericht.de/fileadmin/Daten-KAB/KAB-2014/KAB2014_199_204_Maraz.pdf
„Die Dicken sterben aus“ – „Gewinnmaximierung statt naturnahem Wald: Weil die Forste künftig Rendite abwerfen sollen, gibt es in Deutschland immer weniger große alte Bäume“
(Focus Magazin Nr. 43, 2006) – nein, noch keineswegs veraltet und überholt…
Forstreformen
etwas Hintergrund zu den Forstreformen, am Beispiel Bayern
Hubert Weiger und Ralf Straußberger: „Knapp gescheitert, aber trotzdem erfolgreich – Über das bayerische Volksbegehren „Aus Liebe zum Wald“ und seine Folgen„
http://www.kritischer-agrarbericht.de/fileadmin/Daten-KAB/KAB-2006/Weiger_Strau_berger.pdf
Kahlschläge in Nationalparken
Ein ungeheuerer, viel zu unbeachteter Skandal sind die vielen teilweise haarsträubend großen Kahlschläge ehemaliger Fichtenforste in den Erweiterungszonen von Nationalparken, z.B. des Nationalparks Bayerischer Wald, des Nationalparks Harz und des Nationalparks Eifel. Auf der Website von Franz-Josef Adrian findet man hierüber umfassende Informationen über die Zustände und die Hintergründe.
Kahlschläge im Nationalpark Bayerischer Wald:
http://franzjosefadrian.com/facher/nationalpark-bayerischer-wald/
Kahlschläge im Nationalpark Harz:
http://franzjosefadrian.com/category/nationalpark-harz/
Kahlschläge im Nationalpark Eifel:
http://franzjosefadrian.com/facher/nationalpark-eifel/
Betriebsplan = Forsteinrichtung
Die Forsteinrichtung ist die Heilige Kuh der Förster. Keine Informationsveranstaltung vergeht, bei der Förster sich nicht mit der Forsteinrichtung rechtfertigen (…) Es gibt böse Zungen wie den pensionierten Forstoberrat Richard Koch, der meint, dass es bei den Forsteinrichtungen der letzten Jahre „reiner Zufall“ ist, „würde außer der Jahreszahl eine weitere Zahl stimmen.“
Verkehrssicherungspflicht
Karl-Friedrich Weber, Facebook-Seite „Waldwahrheit“, 29.09.2012:
Mit der Begründung von Verkehrssicherungspflichten, werden in den öffentlichen Wäldern wertvollste Totholzbäume gefälltund oft als Brennholz vermarktet.
Wie man das Problem, sofern es überhaupt eines darstellt, verantwortungsbewusster und fachlich intelligenter, zeigt diese wunderbare gutachtliche Arbeit von MÖLLER (2012) auf:
http://www.bund-helmstedt.de/pdf/Biotopholzbericht_Kiel_HasseldieksdammerGehoelz_26_9_2012.pdf