Douglasien im Waldbau

21. 02. 2018:

„Die Douglasie ist eine „klimaadaptive Baumart, die besser sowohl mit Trockenheit als auch mit Stürmen klar kommt.“

So wird der Chef des Landesbetriebs Hessen-Forst, Michael Gerst in der Frankfurter Rundschau zitiert. Woher weiß der das?

Forstchefs müssen nicht reich an praktischen Erfahrungen sein, deshalb sind sie besonders gefährdet, unhinterfragt unabgesicherte Aussagen einiger Forstwissenschaftler des Clusters zu übernehmen. Das ist problematisch, weil sie Entscheidungen zu treffen haben, die weit in die Zukunft reichen. mit fatalen Folgen, wenn diese sich als falsch erweisen. Das hatten wir schön öfter.

Ich habe Douglasien unter 105jährige Kiefern pflanzen lassen, gegen die Bedenken des Einrichters. Das war vor 35 Jahren und ein großer waldbaulicher Fehler.
Während die Kiefer einen jährlichen Zuwachs von 6 Kubikmetern hat, sind es bei der Douglasie 16 Kubikmeter. Das ist viel und animiert die forstlichen Rechenkünstler zu erwartungsvollen Rentabilitäts-Szenarien.

Jetzt fallen nach jedem Sturm einzelne Douglasien einfach um, lustlos und offenbar ohne Ambitionen. Einzelwurf nennen wir das, mitten im Bestand. Windgeschützter geht es kaum. Wurf nach Wurf, erst Löcher, dann Lücken.

Stolz stehen die alten 140jährigen Kiefern mit ihrem Zieldurchmesser von 40 cm und darüber in Brusthöhe daneben. Sie sind gesund und können noch viel dicker werden. Wertschöpfung nennen wir das.

So lange warten sie heute nicht mehr. Das Kinderschlachten ist in vollem Gang: 80 bis 90 Jahre und dann runter damit. Und anschließend was wohl? Richtig! Douglasie!

Die Douglasie kommt auch mit Stürmen klar? Klar doch, Herr Gerst. Jeder Baum kommt mit Stürmen klar – stehend oder liegend.

Karl-Friedrich Weber
(Auf Bild 4 ist eine 140jährige Kiefer mit Brusthöhendurchmesser von 42 cm zu sehen – klimafest, sturmfest und aus wunderbarem vielfältig verwendbarem gesunden Holz)

Douglasien 21-2-2018 a

Douglasien 21-2-2018 b

Douglasien 21-2-2018 c

Douglasien 21-2-2018 d Kiefer
Die Folgerung [Douglasie ist standfester als Fichte] ist per se (noch) nicht möglich, dürfte vom Standort und damit Wurzelraum und auch von der Bestandesstruktur sowie Baumartenmischung abhängen. Es gibt auch im Tiefland Mischbestände mit Rotfichte, in denen die Fichte standfest, rotfäulefrei und robust auch künftig gut zu vertreten ist. Die Douglasie außerhalb von Naturwäldern kategorisch auszuschließen, ist nicht das Thema. Das Problem undifferenzierter plakativer Positivargumente unter dem Anspruch des Standes von Wissenschaftlichkeit führen zu Entwicklungen in der Praxis, wie wir sie überall in den Wirtschaftswäldern registrieren. Der waldbauliche Fehlgriff ist fast obligatorisch, vor allem in Kieferngebieten. Niemand hat einen fundierten Überblick über die gegenwärtige waldbauliche Entwicklung und die tatsächlichen Flächenanteile der Douglasie über alle Waldbesitzarten hinweg. Die BWI kann dem in ihrer jetzigen statistischen Struktur nicht abhelfen. Die Folgen werden sich wie gehabt erst in Jahrzehnten offenbaren. Als Waldeigentümer kann ich angesichts der europäischen Laub- und Nadelbaumpalette auf das betriebswirtschaftliche und ökologische Risiko eines Douglasienanbaus sehr gut verzichten.


22. 10. 2017:

Es gibt einen Dissens darüber, inwieweit über die langfristige Einnischung der Douglasie in unsere Waldökosysteme noch zu große Kenntnislücken bestehen, um die rasante und wahrscheinlich großenteils unkontrollierte Entwicklung der Anbaufläche positiv bewerten zu können. Solange das so ist, gilt es dem Vorsorgeprinzip entsprechend, auf der sicheren Seite zu bleiben. Ich befürchte, dass das bereits jetzt nicht mehr der Fall ist und stehe damit nicht allein. Es geht dabei nicht um ein kategorisches Ja oder Nein, sondern um die Frage der Notwendigkeit überhaupt und das verantwortbare Maß des Anbaus der Douglasie.

07. 10. 2017:

Nicht alle Eier in einen Korb ist prinzipiell richtig. Die truppweise Einbringung von Douglasie in Laubwirtschaftswälder ist dann verantwortbar, wenn beim Auftreten unvorhergesehener Probleme oder falsch eingeschätzter negativer waldbaulicher Folgewirkungen ohne dauerhafte ökologische oder betriebswirtschaftliche Schäden eine Korrektur möglich bleibt. Über die rasante Ausweitung der Douglasienanbaufläche insbesondere im Privatwald in den letzten zehn Jahren gibt es weder verlässliche Daten hinsichtlich der Betriebssicherheit, noch der ökologischen Dynamik. Deshalb bleiben nach gegenwärtigem Stand große Erkenntnislücken und damit potenzielle Risiken.

06. 10. 2017:

Ein anderes vermeintliches Vorurteil ist mir inzwischen zur Gewissheit geworden, Irrtumsmöglichkeit eingeschlossen.

Douglasien, die ich vor ca. 35 Jahren pflanzen lies, sind gestern geworfen worden, in nicht exponierter Lage und an verschiedenen Forstorten. Immer größer werden die Löcher von Jahr zu Jahr. Geastet und „herausgepflegt“ waren sie ebenfalls.

Wie war das noch angesichts des Klimawandels? Sturmfest und erdverwachsen unser amerikanischer Gast? Über diese Brücke gehe ich nicht mehr. Werden wir besser vorsichtiger in unseren Szenarien.

Foto: Karl-Friedrich Weber

Douglasien umgestürzt 6-10-2017 a

Douglasien umgestürzt 6-10-2017 b

Douglasien umgestürzt 6-10-2017 c

Nicht alle Eier in einen Korb ist prinzipiell richtig. Die truppweise Einbringung von Douglasie in Laubwirtschaftswälder ist dann verantwortbar, wenn beim Auftreten unvorhergesehener Probleme oder falsch eingeschätzter negativer waldbaulicher Folgewirkungen ohne dauerhafte ökologische oder betriebswirtschaftliche Schäden eine Korrektur möglich bleibt. Über die rasante Ausweitung der Douglasienanbaufläche insbesondere im Privatwald in den letzten zehn Jahren gibt es weder verlässliche Daten hinsichtlich der Betriebssicherheit, noch der ökologischen Dynamik. Deshalb bleiben nach gegenwärtigem Stand große Erkenntnislücken und damit potenzielle Risiken.

100 Jahre sind nicht einmal eine Baumgeneration. Das ist eine sehr kurze Zeit und entspricht nicht dem forstlichen Denken in Waldzyklen. Mit der Integrierfähigkeit in unsere Biozönosen hat das ebenfalls nichts zu tun. Die Spätblühende Traubenkirsche verjüngt sich auch bei uns. Reduktionistische Schlüsse einzelner von uns definierter Parameter ermöglichen kein hinreichendes Gesamtbild. Die Frage sektoraler Invasivität ist zum Beispiel noch nicht geklärt. Die Douglasie als Ersatz für die Rotfichte anzunehmen, kann nur in einer waldbaulichen Einzelfallbetrachtung erfolgen, nicht aber als eine generelle Alternative gelten. Die rasche und teilweise exponenzielle Ausweitung der Anbauflächen überrollt einmal mehr den Erkenntnisfortschritt aus erkennbaren und prognostizierbaren Folgewirkungen und darauf aufbauend einen umfassenden fachwissenschaftlich und interdisziplinären Diskurs. Das haben wir alles schon gehabt und muss sich nicht wiederholen.


28. 02. 2017 :

Serie: Meine größten waldbaulichen Fehler …

Die Kiefer duldet mit ihrer Lichttoleranz Baum- und Straucharten wie Stieleiche, Eberesche, Sandbirke, Hainbuche, Faulbaum und andere mehr.

Der Douglasienbestand auf dem zweiten Foto wurde durch mich vor 40 Jahren im gleichen Forstort begründet. Aus einem artenreichen Laub-Nadel-Mischwald wurde eine Monokultur. Daran ändert auch das günstigere Stickstoff-Kohlenstoffverhältnis der Douglasien-Nadelstreu gegenüber Kiefer oder Rotfichte nichts. – Was haben wir gelernt?
Die gegenwärtige offenbar unkontrollierte Ausweitung der Douglasienanbaufläche wird uns Ergebnisse liefern. Dann werden unsere Nachfolger womöglich einmal mehr zurückblicken und sich fragen, wie das geschehen konnte.
Und von den Douglasien-Päpsten wird niemand mehr zu sehen sein, die gefragt werden könnten.

Fotos: Karl-Friedrich Weber

Waldbaufehler Douglasie a 1-3-2017

Waldbaufehler Douglasie b 1-3-2017

„Gute“ und „böse“ Baumarten gibt es sicher nicht. Zu entscheiden ist jedoch, ob wir hinreichend sicher sein können, welche Baumart auf welchem Standort, in welcher waldbaulichen Form positive Gesamtwirkungen entfaltet. Ob das bisherige Erfahrungspotenzial genügende Sicherheit verbürgt, ist zu bezweifeln. Da es sich dabei um sehr komplexe ökologische und betriebswirtschaftliche Fragen handelt, ist entsprechende Vorsicht geboten, um auf der sicheren Seite zu bleiben. Die Folgen des gegenwärtigen exzessiven Anbaus der Douglasie werden erst in einigen Jahrzehnten einigermaßen beurteilt werden können. Schon jetzt zeigt sich auf bestimmten Standorten eine ausgesprochene Windwurfgefährdung 30j-ähriger und älterer Pflanzungen, die bisher stets verneint wurde, ebenso wie eine exponenzielle Naturverjüngung, die ab einer bestimmten Größenordnung waldbaulich aus dem Ruder laufen kann.

Dunkle Patches in späten Optimalphasen von Buchenwäldern sind ökologisch nicht mit denen von Nadelbaumarten vergleichbar. Waldbaulich sind sie im Gegensatz zu flächenhaften Naturverjüngungen nach Schirmschlägen die waldbaulich willkommene Initiale von Ungleichaltrigkeit und damit eine Möglichkeit, aus dem Alterklassenwald heraus zu kommen.

Noch weitaus schlimmere Fotos vom Waldboden unter Douglasienbeständen s. hier, S.47 – bitte vergleichen mit den Bildern von S.45 + 46! (Adliger Privatwald „Fürstenhaus Löwenstein“ im Spessart. Die haarsträubenden Kahlschläge der Buchenaltbestände Zwecks Anlegung von Douglasien-Forsten läuft dort unter dem Motto: „Zukunftswald statt Steppe – Klimaanpassung JETZT!“)

http://spessart-wald.de/files/6814/7790/1840/Der-Niedergang-der-Buchenwaelder-im_-Fuerstlich-Loewensteinschen-Park_20161022.pdf

https://www.mainpost.de/regional/main-spessart/Artenschutz-Einwanderer-Forstrecht-Klimaveraenderung-Waldnutzung;art774,9352299

Ein "Lotse" durch den Info-Dschungel zur Wald-Problematik in Deutschland