Forst Situation und Missstände

04. 10. 2018 :

Claudia Mävers: »Mit dem Privatwagen durch das Forst-Revier«

„Das Holz spielt für das Ziel »schwarze Null« so gut wie keine Rolle. Deshalb sind wir auch der Meinung, dass wir wirklich nicht den letzten Festmeter aus dem hessischen Wald rausquetschen müssen, wir sollten mit der Natur eigentlich viel schonender umgehen.

Auch die Unternehmen müssen wir nicht bis zum Letzten drücken. Wir haben ein Vergabesystem, in dem wir Unternehmerleistungen vergeben, das eigentlich gegen die guten Sitten verstößt.

Es werden nur etwa 20 bis 30 Euro pro Stunde an die Unternehmen bezahlt, obwohl diese mit spezialisierten Fachkräften arbeiten müssen. Da bleibt für den Mitarbeiter kaum etwas übrig. Mit Sicherheit wird da der Mindestlohn unterschritten.

Mit dem Geld, das die Unternehmer für das Holzfällen bekommen, müssen sie ja alles abdecken: neben dem Lohn noch Versicherung, Steuern, die Fahrzeuge, die Weiterbildung, den Sprit, die Arbeitswerkzeuge usw. Und wir reden hier über Facharbeiter, die so schlecht bezahlt werden. Die sind gut ausbildet und machen körperlich harte Arbeit.

Diese Preispolitik wird als Argument genutzt, dass man keine eigenen Leute finanzieren kann, weil es dann zwei- bis dreimal so teuer ist. Ein Forstwirt kostet pro Stunde etwa 55 bis 60 Euro.“
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Es gehört zu den Seltenheiten, dass sich Forstbeamte im Revierdienst zu den Bedingungen in den Staatsforsten (und nicht nur da) auf respektable Weise öffentlich äußern, während sich die Gruppe der Forstamtsleiter in Schweigen übt.

Es wäre besser bestellt um den Wald und den forstlichen Berufstand, wenn mehr den Mumm dazu hätten, statt in opportunistischer Anpassung zu verharren und damit ihr Los beklagen. Claudia Mävers hat diesen Mumm!

Wenn heute der unzutreffende Slogan Konjunktur hat, dass heute alles besser sei, gilt das sicher nicht für die Phase der 1960er bis 1980er Jahre, als Forstleute in den Berufsverbänden und Naturschutzorganisationen Misstände offen angesprochen und diskutiert haben.

Karl-Friedrich Weber

[Kommentar zu: „Claudia Mävers: „Mit dem Privatwagen durch das Forstrevier“ – „Ein Interview mit Claudia Mävers über die Arbeitsbedingungen in der Forstwirtschaft am Beispiel Hessens. Mävers ist Mitglied der Industriegewerkschaft BAU und Vorsitzende der Landesvertretung der Beamtinnen/Beamten und Angestellten in Forst und Naturschutz, Hessen.“]

https://www.blickpunkt-wiso.de/post/claudia-maevers-mit-dem-privatwagen-durch-das-forst-revier–2238.html

Ein "Lotse" durch den Info-Dschungel zur Wald-Problematik in Deutschland