GEDANKEN zu verschiedenen Themen, von Karl-Friedrich Weber
13.12.2017:
die Rast …
sie ist etwas wunderbares … die Rast nach einer Anstrengung, aber auch, wenn uns danach ist, einfach einmal inne zu halten und nachzudenken …
uns wurde in unserer damaligen Arbeitskultur von früh an beigebracht, dass nur der etwas gilt, der sich ordentlich quält …
schaffe, schaffe … wer rastet, der rostet … Müßiggang ist aller Laster Anfang … und viele Sprüche mehr haben dazu geführt, dass uns ein schlechtes Gewissen beschleicht, wenn uns jemand erwischt beim nichts Tun und nur einfach so da sind … so ganz ohne Grund
während meiner Zeit als Forstpraktikant war ich Waldarbeitern zugeteilt … sie arbeiteten körperlich sehr hart – wenn sie eine Pause machten und dann der Förster auftauchte, vor allem wenn das zufällig zweimal hintereinander passierte, lag großes Unbehagen in der Luft … ich habe als junger Mann gedacht,warum eigentlich? Entscheidend ist doch die gute Arbeit, für die sie auch ihr Geld redlich verdient hatten, zumal damals alles im Akkord verlohnt wurde … und natürlich ihre Gesundheit …
später war ich selbst in der Position des Vorgesetzten und habe diese Erfahrungen nie vergessen …
Vertrauen gegen Vertrauen ist ein tragendes Motiv, denke ich …
jetzt wollte ich eigentlich nur über den Wert des Rastens etwas ausdrücken und bin ganz woanders gelandet … oder doch nicht?
Karl-Friedrich Weber
01.05.2017:
Gedanken zum 1. Mai …
nach Erich Fromm: Haben oder Sein – Die seelischen Grundlagen einer neuen Gesellschaft – 1976
Die holistische Ansicht, nach der die Welt ein unteilbares Ganzes bildet, ist ein altes Erklärungsmodell. Es wurde durch den uns geläufigen Dualismus verdrängt, der Geist und Körper als völlig verschiedene Kategorien ansieht.
Wir nehmen zurzeit einen revolutionären Paradigmentenwechsel in den Wissenschaften wahr, vor allem in der Physik. Das traditionelle Konzept der Kausalität wird zunehmend aufgegeben.
Die Maxime C.F. von Weizäckers, nach der Bewusstsein und Materie verschiedene Aspekte derselben Wirklichkeit seien, deutete diesen Wandel schon vor Jahren an.
Selbst die Biologie hat zunehmend weniger Probleme mit der Antwort auf die alte Frage, ob das Sein durch Bewusstsein bestimmt werde oder dieses gar sei, als beides, Sein und Bewusstsein, aus der Verbindung von Energie und Information bestehe.
Wie soll ich leben?
Die ethischen Vorstellungen des westlichen Menschen sind seit Jahrhunderten geprägt von seiner Sicherheit, im Besitz der „Wahrheit“ zu sein. Sowohl die christliche Religion wie auch die wissenschaftlich-philosophische Tradition der Aufklärung haben sich hier zu einem Gedankengebäude zusammengefunden, aus dem heraus die zugleich großartigen, aber auch belastenden Aktivitäten der Europäer entsprungen sind.
Es war und ist die Mentalität des „Machens“, des Besser-Wissens, der Herrschaft und der Machtausübung, die hier zum Tragen kommt.
„Ich bin in Ordnung und muss die Welt in meine Ordnung bringen“
Diese Ich-Sucht und die Macher-Mentalität führen zur Ausbeutung des Mitmenschen und der Natur. Ein Umdenken auf Basis eines neuen holistischen Weltbildes führt zum Vorrang der Aussage:
„Ich muss zuerst mich in Ordnung bringen“.
Anstelle des Menschen als „Maß aller Dinge“ wird das Universalgesetz zum Maß gewählt. Diesem zu genügen und sich in die „Ordnung des Gesetzes“ zu bringen, ist das Ziel.
Karl-Friedrich Weber
26.02.2017:
für die einen ist es eine Zerstörung, für andere eine Störung …
Was aber ist hier zerstört und was ist gestört? Wenn wir diese Frage stellen, wird uns bewusst, dass für sie der Bezug fehlt. Fehlt uns aber der Bezug, ist nicht nur die Frage, sondern auch die Antwort sinnlos.
Sprechen wir über die Komplexität des Lebendigen in den Wäldern, bewegen sich Denken und Vorstellungen in Verstandesbegriffen, die es uns verwehren, zu einer Ahnung zu kommen. Die Ahnung beginnt da, wo das Wissen endet.
Wenn wir jemandem unterstellen, er habe keine Ahnung, ist uns nicht bewusst, dass wir eigentlich meinen, er wisse keine Fakten, so wie wir sie zu erkennen glauben. Dabei ist es der Ahnende, der dem vermeintlich Wissenden auf der Suche nach Erkenntnis helfen muss, wenn dieser spürt, dass er nicht weiß.
Foto: Karl-Friedrich Weber
02.09.2016:
es ist inmitten eines alten Waldes geschehen – wir sind keine Zeugen des Augenblicks geworden, als der Blitz in den Baum schlug … aber wir können aus den Spuren erkennen, dass der Momente sehr heiß und sehr gefährlich gewesen wäre, wenn …
gut, dass wir nicht zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort gewesen sind, sondern erst dann, als nicht der Blitz, sondern die Sonne die Szene in helles Licht tauchte …
gegen die Energie der Sonne ist ein Blitz ein unscheinbarer Spannungsausgleich – nur weil er uns so viel näher ist, als die Sonne, meinen wir, Respekt vor ihm haben zu müssen … vielleicht ein Trugschluss …
es ist relativ, welche Bedeutung den Phänomenen zukommt und welche wir ihnen beimessen …
mich beeindrucken die Spuren eines Blitzeinschlages jedenfalls sehr, weil sie mir das Wesen von Kräften vermitteln, denen wir in unserer Alltagswelt nicht zu begegnen scheinen, obwohl sie um uns und in uns wirken …
Foto: Karl-Friedrich Weber
28.08.2016:
gestern Abend, als die Hitze etwas nachließ, habe ich von meinem kühlen Schreibtisch weggestohlen und eine kleine Runde durch unseren Garten gedreht … in der schräg stehenden Sonne wirkten die Runzeln und Schründe, Löcher und Spalten der alten Silberweide altehrfürchtig und erhaben … wirklich ein Methusalem …
erst jetzt fiel mir auf, dass das alte Wagenrad zerbrochen ist, ohne äußere Einwirkung – nur so aus Altersgründen …
als ich es vor über vierzig Jahren an die Weide stellte, hatte ich mir wahrscheinlich gar nicht so viel dabei gedacht – ich weiß es nicht mehr …
nun aber wird mir bewusst, dass alles sehr langsam gehen mag, aber unerbittlich vergeht im Zeitablauf, und einmal ist es dann so weit …
ob die Zeit an uns vorüberzieht oder wir uns in der Zeit befinden, ist nicht nur eine physikalische, sondern auch eine philosophische Frage.
Ich denke heute bei der Wärme einfach nicht darüber nach, sondern nehme die Dinge so hin, wie sie sich mir stellen, also für mich wirken – das nenne ich Wirklichkeit – und morgen ist ein neuer Tag, mit neuen Gedanken …
Foto: Karl-Friedrich Weber
19.03.2017 :
Wir wissen es nicht …
Foto: Karl-Friedrich Weber