Forst- und Holz-Argumentation

12. 01. 2017:

Der Cluster Forst beschäftigt sich zunehmend mit der Frage, warum seine Botschaft nicht den gewünschten Widerhall in der Öffentlichkeit findet und die Kritiker der aktuellen forstwirtschaftlichen Behandlung der Ressource Wald zunehmend auf offene Ohren stoßen.

Es wird verstärkt nach besseren Methoden gesucht, die eigene Botschaft in die Köpfe der Menschen zu bringen. Es wird nicht bemerkt, dass mit dieser Haltung die Arroganz der Besserwissenden mitschwingt, die zwar alles richtig machen, nur der dumme Bürger die Botschaft nicht begreife und deshalb die „Didaktik“ besser justieren werden müsse.

Die Einsicht, dass ihre in sogenannte Waldinformation verpackte Interessen-PR in eigener Sache vom unterschätzten Beobachter durchschaut und als Zumutung empfunden werden könne, kommen sie nicht. Ebenso wenig kommt ihnen die kritische Selbstprüfung in den Sinn, ob denn sie selbst nicht seit längerem neben der Spur fahren.

Deshalb meinen sie, ihre „Kampagnefähigkeit“ analysieren und diskutieren zu müssen – und richten sich womöglich weiter in der Begrenztheit ihres Paradigmas ein, ohne dass es ihnen bewusst zu werden scheint.

Ein Zeichen der Hoffnung wäre es, wenn ich mich in meiner Einschätzung irrte, auch wenn es nicht danach aussieht.

Karl-Friedrich Weber

Kommentar zu folgender Veranstaltungsankündigung:

https://www.winterkolloquium.uni-freiburg.de/

25.-26. Januar 2018

Zum Thema des 38. Freiburger Winterkolloquium Forst und Holz

[Kam·pa·g·ne, Substantiv [die] kamˈpanjə/
gemeinschaftliche Aktion für oder gegen jemanden, etwas (bei der ideologische, politische Ziele im Vordergrund stehen).] Quelle: Duden

Das Freiburger Winterkolloquium 2018 greift das von vielen Seiten seit längerem gewünschte Thema Kommunikation in und mit der Gesellschaft auf.

Inhaltlicher Ausgangspunkt ist das in der Forst- und Holzwirtschaft häufig geäußerte Gefühl, für die Erbringung vielfältiger gesellschaftlicher und ökologischer Leistungen in der und durch die Öffentlichkeit nicht ausreichend gewürdigt zu werden. Beinahe ritualisierend wird seit Jahren beklagt, dass es dem Sektor nicht gelänge, mit den entsprechenden Botschaften in der Öffentlichkeit richtig durchzudringen. Die öffentliche strategische Kommunikation anderer Akteursgruppen wird dagegen als erfolgreicher und müheloser wahrgenommen.

Was machen diese anderen Akteursgruppen also scheinbar anders? Oder liegt es an den Themen der Forst- und Holzwirtschaft und der Schwierigkeit einer gemeinsamen Kommunikation? Wie sieht gelingende strategische Kommunikation überhaupt aus und was sind die Voraussetzungen dafür? Wie ist es einzuordnen, dass ein Buch wochenlang die Bestsellerlisten anführt, während gleichzeitig 4.500 Personen aus forst- und holzwirtschaftlichen Fachkreisen eine öffentliche Petition dagegen unterzeichnen? Braucht es „alternative Fakten“ für eine erfolgreiche Kommunikation mit der Öffentlichkeit? Oder geht es gar nicht primär um Kommunikation, sondern um Aufmerksamkeit?

Das Freiburger Winterkolloquium Forst und Holz 2018 versucht, diese und weitere, damit zusammenhängende Fragen anhand der Beiträge von ausgewiesenen Expertinnen und Experten aus Theorie und Praxis zu beleuchten, um neue Einsichten zu ermöglichen, informierte Diskussionen zu stimulieren und Ansatzpunkte für ein konstruktives Handeln aller betroffenen Akteure zu befördern.

Die veranstaltenden Professuren der Fakultät für Umwelt und Natürliche Ressourcen an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg freuen sich über eine zahlreiche Teilnahme und erhoffen sich rege Diskussionen.


16. 12. 2017:

Klaus Borger, ehemaliger Staatssekretär im saarländischen Forstministerium:

„Ich meine die Wende für einen sorgsameren Umgang mit dem Wald einzuleiten erfordert auch einen neuen Umgang auch in den Worten bzw. eine Rückbesinnung zu alten Werten. Waldgesetz, Wald, Naturnahe Waldwirtschaft, Dauerwald, Waldpflege hatten seinerzeit die Lehre und Praxis bestimmt. Heute heißt dies Forstgesetz, Forst, Forstwirtschaft, Durchforstung, Forsteinrichtung etc..

Die Kraft der Worte sollte man nicht unterschätzen und ein Forst ist ein menschliches Kunstprodukt, das auf reine Gewinnerwartung ausgerichtet ist und ein Wald ist ein komplexes System, wo sich der Mensch mit seinen Nutzungszielen so verhalten sollte, dass dem Waldökosystem weder kurz-, mittel-, noch langfristig geschadet wird.“

09. 12. 2017:

Die FFH-Richtlinie beinhaltet seit 25 Jahren ein striktes Verschlechterungsverbot. Was eine Verschlechterung darstellt, haben in Deutschland Institutionen festgelegt, die verdeckt oder offen von Wirtschaftsinteressen geleitet werden. Das wird dann untergesetzlich in Verordnungen und Erlassen der ebenfalls interessengelenkten Landesregierungen weiter aufgeweicht.

Was dabei am Ende herauskommt, wird als ordnungsgemäß definiert. Die Grenzüberschreitungen zum Nichtordnungsgemäßen sind in der Regel nicht abgrenzbar oder werden nicht kontrolliert. Gerichtliche Verfahren dauern Jahre und setzen voraus, dass jemand da ist, der klagt. Klagen kann nur, wer klagefähig ist, d.h., nicht nur das Recht dazu hat, sondern über die notwendigen Ressourcen verfügt.

Wir dürfen uns deshalb nicht darüber wundern, dass der Rechtsbruch im Rechtsstaat Deutschland zur Alltagsroutine gehört und das Versagen staatlicher Organe kein Schuldbewusstsein und schon gar keinen Handlungsdruck der verantwortlichen Führungseliten in Politik und Verwaltung auslöst.

Was bleibt, ist dann nur noch die Empörung von Bürgern. Darüber sind diejenigen verwundert, die in der Verantwortung stehen. Da zerbricht etwas, und niemand will es bemerkt haben.

Karl-Friedrich Weber

[Kommentar zum Artikel „Schneise im Auwald“ in der Süddeutschen Zeitung vom 8.12.2017]

http://www.sueddeutsche.de/bayern/umwelt-schneise-im-auwald-1.3783801

Auszüge aus dem Artikel:
Die Auwälder zwischen Neuburg an der Donau und Ingolstadt zählen zu den wertvollsten ihrer Art in Bayern. … Alleine 250 Vogelarten haben Naturschützer gezählt. Der Mittelspecht etwa kommt hier so zahlreich vor, wie an sonst kaum einem anderen Ort in Bayern. Der streng geschützte Halsbandschnäpper ist ebenfalls hier zuhause. Die Einzigartigkeit der Donau-Auwälder ist denn auch der Grund, warum sie seit Jahren zum europäischen Schutzgebietsnetz Natura 2000 zählen und möglicher Anwärter sind für Bayerns dritten Nationalpark.
Jetzt schrecken Forstarbeiten [durch den Wittelsbacher Ausgleichsfonds (WAF)] in den Auwäldern die Naturschützer auf. … „Die Fällaktionen mögen nach dem Waldgesetz in Ordnung gehen“, sagt Andreas von Lindeiner. Der Biologe ist der oberste Artenschützer beim Landesbund für Vogelschutz (LBV). „Aber für ein so hochrangiges Schutzgebiet wie die Donau-Auwälder sind sie extrem fragwürdig. Da gelten andere Maßstäbe.“ Der WAF weist den Vorwurf strikt zurück. … Überhaupt folge der WAF streng dem Vorbild der nachhaltigen Forstwirtschaft. Die Jahrhunderte lange umsichtige Nutzung der Wälder erst durch die Wittelsbacher selbst und später durch den WAF sei der zentrale Grund, „warum sie heute so wertvoll und artenreich sind“.


06. 12. 2017:

Diese Form von Beiträgen stellt Aussagen und Meinungen nebeneinander, ohne dass die Kontrahenten direkt auf sie eingehen und ggf. kontern können. Dass setzt ein hohes Maß an fachlicher Urteilsfähigkeit des Betrachters voraus, um sich unabhängig von der Suggestion der Rhetorik ein eigenes Urteil bilden zu können. Ein zielführender Diskurs im engeren Sinne kommt so nicht zustande. Er müsste von den Medien in dafür geeigneten Formaten ergänzt werden. Das geschieht nur sehr selten, was dazu führt, dass sich im Mainstream gängiger Klischees jeder Betrachter in seinen eigenen Urteilen oder Vorurteilen bestätigt sieht. Lern- und damit auch Entwicklungsprozesse sind durch derartige mediale Formen nur bedingt möglich.

[Kommentar zur Fernsehsendung „Unser Wald – Zoff im deutschen Forst“, in der ein intensiv wirtschaftender Waldbesitzer und ein naturschonend bewirtschaftender Förster (Knut Sturm) ihre – höchst unterschiedliche – Standpunkte vertreten. NDR 4.12.2017 ]

31. 05. 2017:

wenn wir Biodiversität der Waldlebensgemeinschaften mit den Tieren und Pflanzen gleichsetzen, die wir zu unseren Lieblingen erkoren haben und die deshalb Gegenstand gezielter PR von Nutzern und Schützern sind – z.B. Wildkatze, Schwarzstorch, Wisente – kommen mir beim Anblick der Asseln auf einem Eichenstumpf die Verse von Bertolt Brecht aus der Dreigroschenoper in den Sinn …

„Denn die einen sind im Dunkeln
und die andern sind im Licht
und man siehet die im Lichte
die im Dunkeln sieht man nicht.“

Foto: Karl-Friedrich Werber

Asseln auf Eichenstumpf 31-5-2017

25. 04. 2017:

Besonders Buchen sind es derzeit, die gefällt werden, weil sie einem natürlichen Wachstum und einer Artenvielfalt im Wege stehen. „Die Buche deckt einfach alles zu“.

„Wir wollen so wenig wie möglich in natürliche Abläufe eingreifen“

„Viele Waldbesitzer versuchen durch Sortenwechsel, eine bessere Belüftung und geänderte Lichteinfälle den Baum der Zukunft zu finden.“

„Zu Nachhaltigkeit gehört aber auch, dass wir gewisse Bereiche bereinigen und durch Neupflanzungen mit neuen und klimaresistenten Sorten wieder aufforsten“
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Waldwahrheit erfährt immer wieder aus berufenem Mund Dinge zwischen Himmel und Erde, die es sich nicht träumen ließ. Deshalb geben wir diese fachkundigen Weisheiten gern weiter. [ Achtung – bittere Ironie!!! – Kommentar zum Artikel „Nachhaltigkeit oder radikale Rodung – Fällarbeiten im Gutenberger Forst haben zur Verunsicherung der Bevölkerung gesorgt.  „Das ist echte Nachhaltigkeit und Umweltschutz, sagt die Forstverwaltung“ über die Fällarbeiten im Gutenberger Forst aus der MainPost vom 04.01.2017]

https://www.mainpost.de/regional/wuerzburg/Nachhaltigkeit-Tannen-Umweltschutz;art736,9459876

23. 04. 2017:

Revierförster Grade erläuterte den zentralen Punkt auf der Tagesordnung:

„Der Dauerwald ist das Gegenteil von Monokulturwäldern, die per Kahlschlag abgeerntet werden.“ Es werde nur der Zuwachs auf einer Fläche für die Holzernte genutzt. Im Dauerwald blieben stets viele Bäume unterschiedlichen Alters und verschiedener Art stehen. So lasse sich eine naturgerechte Bewirtschaftung umsetzen.­

Herr Grade hat es auf den Kern gebracht.

Weimars Revierförster Sebastian Seidl: „Ich wundere mich sehr über manche Reaktionen aus der Bevölkerung in letzter Zeit.“

Die Verwunderung des Herrn Seidl drücken Unverständnis oder vielleicht auch nur Ratlosigkeit aus.

Wenn heute weit über 90% der deutschen Wälder keine Dauerwälder sind, kann aus dieser Erkenntnis eine gemeinsame Vision entstehen, was zu ändern und zu entwickeln sei.

Wenn Herr Seidl manche Reaktionen der Bevölkerung nicht versteht, ist nicht nur Überzeugungsarbeit, sondern auch Selbstreflektion gefragt.

Das könnte ein Nachdenken bewirken und Ansätze für einen beginnenden fruchtbaren Diskurs schaffen.

[ Kommentar zum Artikel „Den Wald vor lauter Schneisen nicht sehen“ aus der Thüringer Allgemeinen vom 22.04.2017 ]

http://weimar.thueringer-allgemeine.de/web/weimar/startseite/detail/-/specific/Den-Wald-vor-lauter-Schneisen-nicht-sehen-1207188557

10. 03. 2017:

Ich denke, dass wir die Begriffe, mit denen wir bestimmte Sachverhalte ausdrücken, sorgfältig auf ihre allgemeine Verständlichkeit prüfen müssen, weil wir sonst aneinander vorbei denken und handeln. Das gilt z.B. auch für den Begriff „Urwald von morgen“, den es nicht geben kann. Noch problematischer ist der schillernde Begriff der Naturnähe, den jeder nach seinem Interesse gebraucht und interpretiert, vom Begriff der Nachhaltigkeit ganz zu schweigen. Möglich ist m.E. der Gebrauch des Begriffes „Wildnis“ auch für kleine verwilderte Flächen in Parks, Gärten, aufgelassenen Industrieflächen o.ä.. In den Wäldern scheint mir der Begriff des Naturwaldes allgemein verständlich zu sein, als einen Wald, in dem (weitgehend) natürliche Prozesse ablaufen können, deren Richtung wir nicht durch unsere Zielvorstellungen vorzugeben versuchen.

14. 02. 2017:

„Allerdings gibt es auch Einschränkungen. Noch wisse man etwa nicht, ob Wälder irgendwann eine Altersgrenze erreichen, ab der sie vielleicht doch wieder anfälliger gegenüber Klimaschwankungen werden, gibt Alexander Knohl zu bedenken. Buchenmischwälder wie der Hainich, dessen Bäume im Schnitt 120 Jahre alt sind, können darüber noch keine abschließende Auskunft geben.“

Da wird zunächst in die richtige Richtung geforscht, werden die dynamischen Stabilitätseigenschaften (Resilizenz) von alten Waldökosystemen bestätigt, und dann kommt gleich die Diskussion um Altergrenzen hoch, die Wälder irgendwann einmal erreicht haben könnten und deren Resilizenz wir noch nicht kennen.

Sind Baumalter gemeint oder das Alter des Ökosystems?

Naturwälder kennen kein spezifisches Baumalter. Bäume jeden Alters stehen in prozesshafter Vernetzung so zusammen, wie es die Zunahme an Komplexität und Information als Folge stofflicher und energetischer Flüsse bewirkt.

Alten Wald kann es nicht geben, sondern nur alte Bäume in einem ungleichaltrigen Waldverbund. Entsprechend kann es auch weder Altersgrenzen geben, noch jungen Wald, außer auf Störflächen, die ein untrennbarer Teil des Systems darstellen und die sowohl zeitlich, als auf räumlich oder strukturell nicht prognostizierbar sind. Sie treten mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit ein, der wir uns statistisch nähern können, nicht mehr und nicht weniger.

„Wenn alte Wälder komplett geschützt sind und andere deshalb um so intensiver bewirtschaftet werden, könnte der Schaden am Ende größer sein“, sagt Knohl.

Da scheint es wieder zu sein: Die pflichtgemäße Vermutung und der diffuse Hinweis auf Abwägungserfordernisse – Ergebenheitsadressen an das herrschende Bild der Forstwissenschaft der Jenaer Schule und anderer Tempel.
Tempelritter Prof. Dr. Ernst-Detlef Schulze lässt grüßen.

Karl-Friedrich Weber

[ = Kommentar zum Artikel „Alte Wälder trotzen dem Klimawandel“ vom 13.2.2017:  ]

https://www.klimaretter.info/umwelt/hintergrund/22650-alte-waelder-trotzen-dem-klimawandel-am-besten

24. 01. 2017:

Franz Prinz zu Salm-Salm, Chef des Waldbesitzerverbandes, beklagt sich beim Sachsen-Anhaltischen Ministerpräsidenten Reiner Haseloff darüber, dass sich Umweltministerin Claudia Dalbert vor allem um Themen wie Umweltschutz kümmere und nicht um die Personalsorgen in den Forst- und Landwirtschaftsämtern.

Da können uns schon die Tränen kommen. Eine Umweltministerin, die sich um Umweltschutz kümmert – wo kämen wir denn dahin?
Da ist sein Misstrauen und das seiner Mit-Lobbyisten wirklich angebracht.

Der große Kämpfer zur Rettung der Wirtschaftswälder vor drohender „Stilllegung“ könnte doch die triviale Lesart anderer forstlicher Führungseliten übernehmen und umdeuten: Nicht zehn Prozent Abbau von Personal wegen zehn prozentiger „Stilllegungen“ in öffentlichen Wäldern, sondern Beibehaltung des Personals und dessen zehn prozentige Entlastung durch Verringerung des Holznutzungsanteils der Reviere um zehn Prozent.
Klingt komisch? Nicht komischer, als die Argumente des Herrn Salm-Salm.

Karl-Friedrich Weber

[ Kommentar zu folgender Meldung: ]

http://www.arcor.de/content/aktuell/regional_news/sachsen_anhalt/5555439,1,Agrar–Land–und-Forstwirte-skeptisch-vor-Gespr%C3%A4ch-mit-Ministerin,content.html

„.,. 18 Verbände hatten sich in einem Offenen Brief an Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) über aus ihrer Sicht falsche Prioritäten in der Forst- und Agrarpolitik beschwert. … Sie beklagen, dass sich Dalbert vor allem um Themen wie Umweltschutz kümmere und ihre Probleme nicht ernst nehme. …“


10. 12. 2016:

Werbung, tagtäglich, kiloweise. Ich habe sie nicht bestellt und benötige sie auch nicht. Sie ist aber ein Teil der Holzproduktion, die mit dem Bedarf begründet wird.

Der große Umweltpolitiker und CDU-Mann Klaus Töpfer hat auf einem Umweltkongress seiner niedersächsischen Partei auf das Argument der Bedürfnisbefriedigung geantwortet: „Bedürfnis? Das ist eine törichte Vorstellung. Die größte weltweit agierende Industrie ist die Bedürfnisindustrie. Sie macht ihre Gewinne dadurch, dass sie den Menschen erklärt, was sie für Bedürfnisse haben sollen.“

Als geladener Gast habe ich mir diesen Satz notiert und auch die Frage Töpfers nach der Suffizienz, nach dem, was für ein gutes Leben notwendig sei. Jedenfalls nicht die Holzvergeudung in Papierform, wie sie aus den Briefkästen quillt. Wenn Holz ein so wertvolles Gut ist, wie vom Cluster Forst und Holz propagiert wird, dann muss das Angebot verknappt werden – eigentlich. Nur ein knappes Gut wird wert gehalten und seinen angemessenen Preis erhalten, der sich dort bildet, wo Holz anderen Materialien überlegen ist. Wer Holz verramscht und sich beklagt, dass der Markt nicht seinen Erwartungen entspricht, hat nicht verstanden.

Jedes Stück Holz, das nicht in den Papiermühlen oder Heizkraftwerken landet, erfüllt im Wald eine unersetzliche Funktion, ökologisch und ökonomisch. Eine Ressource, die auf diese Weise stetig an Wert gewinnt, wird zur betriebswirtschaftlichen Grundlage für eine nachhaltig hohe Wertschöpfung und Rentabilität.

Kluge Kaufleute wissen das. Die anderen verramschen weiter.

Karl-Friedrich Weber


02. 05. 2016:

„Wir sollten mehr Holz nutzen, forderte er, denn ohne Holz gebe es keine Energiewende“ – „Langjährige wissenschaftliche Untersuchungen belegten jedoch, dass die Artenvielfalt in nachhaltig und naturnah bewirtschafteten Laubmischwäldern höher sei als in ungenutzten Buchenwäldern.“
Zitate des Freiherrn von der Tann, Präsident des Hessischen Waldbesitzerverbandes. Und er legt noch eins drauf:
Die Douglasie zähle, wie die Roteiche, Japanlärche und die Küstentanne zu den Gewinnern des Klimawandels.“

Kommentieren muss man diese gebetmühlenhaften Aussagen des Clusters nicht mehr, sie sprechen für sich und das wissenschaftliche sowie betriebswirtschaftliche Niveau, das hier vertreten wird.

„Wenn es um das Wirtschaften im Wald und die Wertschöpfung auf dem Land gehe, fehlen den Grünen die Vorstellungskraft, so Freiherr von der Tann, denn die Grünen Abgeordneten kämen nur selten raus aufs Land und für Sachargumente seien sie nicht aufgeschlossen“

„Wir wollen einen Pakt für den Wald. Dafür reiche ich die Hand und bin verhandlungsbereit!“

Kann man denn mit Abgeordneten und Ministerinnen, die Sachargumenten nicht aufgeschlossen sind, über Haupt einen Pakt schließen, Freiherr von der Tann?

Oder könnte es auch einmal umgekehrt kommen, in dem die Öffentlichkeit und deren politische Vertretungen eines Tages zu der Erkenntnis kämen, dass über Sachargumente nicht mehr gesprochen werden könne, weil die Funktionäre der Waldbesitzer keinen Sachargumenten gegenüber aufgeschlossen seien?

Karl-Friedrich Weber

= Kommentar zum Artikel „Forstwirtschaft gerät immer mehr unter Druck“ vom 1.5.2016 der „Osthessen News“:

http://osthessen-news.de/n11529745/forstwirtschaft-ger%C3%A4t-immer-mehr-unter-druck.html


28. 12. 2012 :

[Kommentar zu einem Artikel über die Zerstörung der Urwälder in Rumänien:]

http://www.welt.de/politik/ausland/article112156560/Illegaler-Kahlschlag-in-Europas-groesstem-Urwald.html

Jetzt geht es an die letzten europäischen Urwälder … der Unterschied zu den Verhältnissen in Deutschland ist nicht so groß, wie wir spontan annehmen. Er besteht wohl hauptsächlich darin, dass wir keine Urwälder mehr haben, die wir zerstören können, und dass ein nutzungsfreier Anteil von zehn Prozent im öffentlichen Wald unter der Prämisse eines erstickenden Wohlstandes in Deutschland von der Lobby der Landesforsten und Waldbesitzerverbände als wirtschaftlich nicht verkraftbar dargestellt wird – gegen alle gesellschaftlichen Ziele und ökonomische Vernunft.


17. 08. 2013 :

BDF fordert Gespräche mit dem Naturschutz ein …

Kommentar zu nachstehender Pressemitteilung:

Die Forderungen des Bundes Deutscher Forstleute klingen vernünftig. Es klingt immer vernünftig, wenn man sich auf die Position des abgeklärten Dritten begibt, der die Positionen und Verhaltensweisen vermeintlicher Streithähne von außen besieht und wie ein weiser Vater seinen Kindern rät, sich doch wieder zu vertragen.
So einfach ist das leider nicht.
„Plakative Maximalforderungen und eine starre Geisterhaltung beider Seiten“, „politische Grabenkämpfe um plakative Zahlen“, bis zuletzt gebe man sich zwischen Forstwirtschaft und Naturschutz unendlichen Grabenkämpfen um Prozentpunkte hin und verliere gelegentlich das Große Ganze aus dem Blick.

Smart formuliert, aber so richtig ist dem Bundesvorsitzenden des BDF, Hans Jacobs, auch nicht klar, was denn das große Ganze sei.

Wenn er selbst den plakativen Begriff „Der Naturschutz“ benutzt, wird seine eigene Befangenheit im berufsständischen Paradigma ebenso deutlich wie in der Formulierung „Bis zuletzt gibt man sich zwischen Forstwirtschaft und Naturschutz unendlichen Grabenkämpfen um Prozentpunkte hin und verliert gelegentlich das Große Ganze aus dem Blick“.

Der Naturschutz? Das ist nicht die Forderung nach Schutz eines geliebten Käferchens oder Vögelchens. Das ist Ressourcenschutz, der Voraussetzung für eine gute Potenzialentwicklung ist.

Der Schutz von Naturgütern, von nutzbaren Potenzialen, ist viel mehr, als die Diskussion über den Erhalt alter Wälder. Er ist Schutz und Sicherstellung der langfristigen Nutzbarkeit dieser Naturgüter. Er ist Sicherung der Böden als eigentliche betriebswirtschaftlichen Grundlagen der Forstwirtschaft. Er ist Erhalt des CO2-Speichers. Er ist Bewahrung der Lebensvielfalt zur Erhaltung von Gesundheit und Vitalität einer gut gepufferten betriebswirtschaftlichen Produktionskapitals Wald. Er ist die Entwicklung von Suffizienz in einer ethisch reifen Gesellschaft. Er ist das intelligente und weise Maß des Unterlassens.

Ich unterstelle jedem, das er das begreift oder begreifen kann. wir haben es oft mit Dummheit im Sinne mangelnden Überblicks als Definition Albert Einsteins zu tun, aber nicht mit Dummköpfen.

Welche „Interessen“ hat „der Naturschutz“ eigentlich, wenn nicht, diese Grundlagen zu sichern. Welche Interessen vertritt eigentlich eine Forstwirtschaft, die erkennbar ihre Ressourcen übernutzt oder an der Schwelle dazu steht? Ihre eigenen? Nein. Die der Gesellschaft? Nein.

Der Naturschutz, das sind auch Forstleute mit jahrzehntelanger praktischer Erfahrung in ganz Deutschland; Forstleute, die sich von den Phrasen des Deutschen Forstwirtschaftsrates oder anderen Standesorganisationen nicht täuschen lassen – weil sie in der Lage sind, hinter die Kulissen zu sehen, weil sie fachlichen Unsinn erkennen und bewerten können, weil sie geldwirtschaftliches Gewinndenken nicht mit ökonomischem Handeln verwechseln, des Haushaltens im Rahmen der naturgesetzlichen Grenzen, die kein Schlaufuchs und kein Versuchswesen durch technische Tricks jemals überwinden kann – weil die Hauptsätze der Thermodynamik Naturgesetz sind.

Die Diskussion um 5% nutzungsfreier Wälder in einem der reichsten Staaten dieser Welt, ist einfach entsetzlich kleinkariert und blamabel.

Als ehemaliger Forstmann im praktischen Revierdienst bereitet mir das Niveau dieser Haltung geradezu körperliche Schmerzen. Wer will schon zusehen, wie sich sein eigener Berufsstand öffentlich demontiert und ins Abseits stellt. Ich jedenfalls nicht. Dabei geht es doch überhaupt nicht darum, dass ein qualifizierter Diskurs vom Herausarbeiten gegensätzlicher Argumente lebt. Ein gutes Niveau sollten sie schon haben.

Jeder kluge Waldwirtschafter hätte die 5% nutzungsfreier Wäldflächen längst in seinem Betrieb und im eigenem Interesse ausgewiesen, um an Hand dieser Referenzflächen zu beurteilen, wie viel Geld er womöglich durch falschen Einsatz von Betriebsmitteln sinnlos verpulvert. Das geschieht täglich in einer Dimension, die zu ermitteln bisher offenbar niemand ein Interesse hat. Ein dankbares Forschungsfeld wäre das wohl.

Lieber BDF, es klingt recht vernünftig – klingt. Noch ein beherzter Schritt als Berufsverband und wir können sagen, ihr seid auf einem richtigen Weg.

Karl-Friedrich Weber
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Pressemitteilung:
BDF fordert Gespräche mit dem Naturschutz
Der Bund Deutscher Forstleute (BDF) setzt sich für eine multifunktionale und nach allen Dimensionen der Nachhaltigkeit ausgerichteten Waldbewirtschaftung ein. Hierzu gehört zwingend auch die Berücksichtigung und Integration von Naturschutzbelangen. Die ersten

Ergebnisse des Forschungs- und Entwicklungsvorhabens „Nationale Waldentwicklung als Ziel der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt“ (NWE5) vom 14. Oktober geben eine belastbare und transparente Bilanz über Umfang und Qualität nutzungsfreier Waldflächen in Deutschland. Der BDF fordert auf dieser Basis gemeinsame Gespräche mit dem Naturschutz und die Beendigung der politischen Grabenkämpfe um plakative Zahlen.

„Bis zuletzt gibt man sich zwischen Forstwirtschaft und Naturschutz unendlichen Grabenkämpfen um Prozentpunkte hin und verliert gelegentlich das Große Ganze aus dem Blick“, kommentiert Hans Jacobs, Bundesvorsitzender des BDF. „Die Ergebnisse zeigen einerseits noch einigen Nachholbedarf bei seltenen Waldgesellschaften, dem Anteil naturnaher Bestände und besonders alter Wälder, andererseits zeigen Sie auch bereits Erreichtes auf“, so Jacobs weiter.

Auf dieser Basis muss nun ein konsensualer Prozess beginnen, der die Interessen von Forstwirtschaft und Naturschutz gleichermaßen abbildet. Plakative Maximalforderungen und eine starre Geisteshaltung beider Seiten sind gestrig, führen zu keinen befriedigenden Ergebnissen und gefährden die Nachhaltigkeit. Zur Forderung der Strategie zur biologischen Vielfalt nach 5 % Flächenstilllegung deutscher Wälder fehlen noch einige Flächen. Die Suche nach weiteren Flächen sollte:

einem Gesamtkonzept folgen und die repräsentativen Defizite ausgleichen
sich auf fachliche Hot Spots konzentrieren
alle Waldbesitzarten berücksichtigen, dass heißt, es braucht geeignete Instrumente zur finanziellen Verlustabdeckung im Privat- und Kommunalwald.
prüfen, inwieweit die Vielzahl an Flächen, die wegen Unzugänglichkeit derzeit nicht bewirtschaftbar sind oder aber seit langem nicht bewirtschaftet werden (Kleinstprivatwald), Berücksichtigung finden können.
Die Forstwirtschaft hat für den Naturschutz bereits sehr viel geleistet. Dies muss anerkannt und gewürdigt werden. Dennoch muss an der Ausweisung zusätzlicher naturnaher Wälder als „Waldflächen mit natürlicher Entwicklung“ weiter gearbeitet werden.

Schon jetzt erhobene Forderungen nach zusätzlichen Nutzungseinschränkungen auf den „restlichen“ 95 % der Waldflächen torpedieren die Verständigung zwischen Forst und Naturschutz und behindern das Gesamtergebnis.

BDF

Der „Generationenvertrag des 1. Deutschen Waldgipfels, gepostet von Karl-Friedrich Sinner:

http://dfwr.de/download/Vertrag_Waldgipfel_2001.pdf

Vielen Dank, Karl-Friedrich Sinner, für die Information, die offenbar in Vergessenheit geraten ist. Ich kann mich jetzt gut erinnern. Diese Zielgröße ist ab 1995 von der damaligen Umweltministerin und jetzigen Bundeskanzlerin mehrfach in Pressemitteilungen persönlich benannt worden. Es handelt sich also um eine Größenordnung, die seit mehr als zwanzig Jahren als fachlich notwendig von der Politik anerkannt worden ist.

…Wahrnehmung kann sehr unterschiedlich sein und so wird schnell aus fachintelligentem Unterlassen ein fachintelligentes Nichtstun. Fachintelligentes Unterlassen erfordert ein Höchstmaß an Qualifikation. Es ist eine hervorragende Aufgabe für Menschen in Leitungsfunktionen. Ein Betriebwirt, der diese Fähigkeit nicht beherrscht, verursacht betriebswirtschaftlichen Schaden und ist dann ein unqualifizierter Betriebsleiter.


 

23. 08. 2012 :

Die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, deren niedersächsische Waldjugend ich als Schüler in den 50er Jahren mitbegründet habe, ist unabhängig von der hier diskutierten Problematik beim Thema Übernutzung deutscher Wälder tatsächlich bisher nicht in Erscheinung getreten. Sie gilt allgemein als 5. Kolonne der Forstwirtschaft. Ihre Umweltpolitik wird sehr stark von forstwirtschaftlichen Führungskräften beeinflusst und teilweise bestimmt. Die SDW könnte sehr viel dafür tun, dass sich diese zusammenfassende Beurteilung als Vorurteil erweist. Dazu müsste sie, zumindest in Niedersachsen, ihren newsletter von Richtung Hofberichterstattung in Richtung kritischer Beobachter weiterentwickeln.




28. 12. 2014 :

Forstwirtschaft in der Zeitgeschichte – Eine Einführung

Die Niedersächsischen Landesforsten haben sich seit vielen Jahren den Slogan „Wald in guten Händen“ zu Eigen gemacht. Was im Zusammenhang einer zielgerechten Waldwirtschaft „gute Hände“ bedeuten, müssen wir hier nicht philosophisch klären. Wir haben bereits an anderer Stelle die Frage erörtert, ob und wie in der Anfangsphase der forstlichen PR begrifflich daneben gegriffen wurde.

Guter Forstwirtschaft steht folgerichtig böse Forstwirtschaft gegenüber. Wollen wir das so sehen? Oder wäre es nicht richtiger, Gut und Böse auf moralisch und ethische Normen in Bezug auf menschliches Wirken zu begrenzen und nicht auf eine Waldwirtschaft, die richtig oder falsch sein könnte und damit stets der Interpretation und Wahrnehmung von Sachverhalten in einem Diskurs unterliegt, der sich im Idealfall an den gesellschaftlichen Zielen ausrichtet?

Wenn es aber so verstanden werden sollte, dass die guten Hände, in denen der niedersächsische Wald die ihm zukommenden Geborgenheit gefunden hat, folgerichtig auch guten Menschen zuzuordnen seien, hätte es zu irgendeiner Zeit auch den Wald in bösen Händen gegeben. Diese Hände waren dann auch bösen Menschen zuzuordnen. Dann wären auch die Kritiker böse Menschen, die das, was die guten Hände gegenwärtig tun, nicht gut finden.
So war es sicher nicht gemeint.

Weil aber alles, was Wirkungen entfaltet, bereits Vergangenheit ist, wenn wir darüber nachdenken, stellt sich die Frage, wieviel Böses dieser Vergangenheit bis in die Gegenwart und Zukunft Wirkung entfaltet, ohne dass es uns bewusst wird und ohne dass wir demzufolge darüber nachzudenken, was wir weiterhin tradieren.

Darüber zu sprechen ist ein schwieriges Unterfangen, weil damit unlösbar Emotionen und starke Affekten verbunden sein werden.

Aber dürfen wir aus Scheu vor diesen Reaktionen den seichten Weg gehen, dem sich hingeben von Mythen, die nicht hinterfragt werden, weil sie scheinbar den heutigen Interessen einer wie auch immer definierten Gruppe entgegen stehen? Und die uns in der Folge möglicherweise auf einen falschen Weg führen?
Gehen starke Gruppen diesen Weg, sind sie bald selbst zur Zeitgeschichte geworden.

Soziologisch betrachtet, kennzeichnet es so benannte starke Gruppen, ihren „bedrohten“ Zusammenhalt und ihren Einfluss gegenüber äußeren Kräften durch die Bindung starker Mythen entgegen zu treten. Die forstliche Öffentlichkeitsarbeit der Gegenwart ist voll davon. Auch wenn es nicht so erscheint – da wirken bei allem nach außen getragenen Selbstbewusstsein starke Unsicherheitsgefühle. Sie sind unter anderem auch die Folge von Verdrängung und nicht geleisteter Aufarbeitung forstlicher Zeitgeschichte.

Waldwahrheit wird im kommenden Jahr 2015 in loser Folge zeitgeschichtliche Episoden aufgreifen und sie in den ausschnitthaften Kontext von Personen und Situationen stellen, sich dabei aber weitmöglich Bewertungen enthalten, was fachlich richtig oder falsch gewesen ist. Das sei Aufgabe des Lesers.

Zu dem, was als gut und böse zu deuten ist, kann sich dabei nur auf menschliches Verhalten beziehen und nicht an Sachverhalten ausrichten. Insofern bleibt der Slogan „Wald in guten Händen“ eine der unsinnigsten Aussagen, die sich Forstleute einfallen lassen konnten.

Karl-Friedrich Weber

Waldwahrheit: Der Slogan ist aus den 90er Jahren. Ich kann mich nicht erinnern, damals an seiner zweifelhaften inhaltlichen Bedeutung Anstoß genommen zu haben. Sie wurde mir wohl erst später bewusst. Wir konzentrierten uns damals vorrangig auf Waldinformation und Umweltbildung und nicht um Imagepflege, zumal die harten Konflikte um den heutigen Einsatz der Forsttechnik in den 1990er Jahren kaum vorhanden waren. Aber was spricht dagegen, Image-Leitsätze in ihrer inhaltlichen Bedeutung und sprachlichen Ausformung weiter zu entwickeln?


05. 12. 2014 :

Zur 3. Bundeswaldinventur

Dauerwald und Zielstärkennutzung

Langfristiges multifunktionales Waldentwicklungsziel in Deutschland ist der ungleichaltrige Dauerwald mit ausgeprägter Drei- und Mehrschichtigkeit.
Volkswirtschaftliches Nutzungsziel ist die dauerhaft höchste Wertschöpfung.
Betriebswirtschaftliches Nutzungsziel ist eine hohe Rentabilität der eingesetzten Mittel.

Der bisher vorherrschende Altersklassenwald im Schlagbetrieb weist in ökologischer, volkswirtschaftlicher und betriebswirtschaftlicher Hinsicht gegenüber dem Dauerwald Nachteile auf, die nicht mehr in Frage gestellt werden.
Es wäre also anzunehmen, dass die langfristig vorgesehene waldbauliche Entwicklung in ihrem Fortschritt kontrolliert würde und dass die Bundeswaldinventur hierfür vorrangige Kriterien entwickelt hätte.

Das ist jedoch nicht der Fall. Kaum zu glauben; es gibt kein Kriterium der BWI, das den Flächenanteil von bereits bestehenden oder in ihrer Entwicklung weitgehend fortgeschrittenen Dauerwäldern erkennbar macht.
Ebenso gibt es keine Buchungseinheit, die kontrollierbar macht, ob in den als Endnutzungsbestände deklarierten älteren Waldstadien eine Zieldurchmessernutzung erfolgt oder aber Wertschöpfungsverluste in unbekannter Höhe dadurch entstehen, dass Bestände unterhalb von Zieldurchmessern abgenutzt werden.

Die wichtigsten Parameter werden offenbar nicht kontrolliert. Damit fehlen gemessen an ihren Zielen gesicherte Aussagen über den Stand der Waldentwicklung in Deutschland.

Wer also aus den Ergebnissen der BWI 3 Fortschritte heraus interpretiert, sollte vielleicht einmal genauer definieren, was er eigentlich meint, damit deutlich wird, in welche Richtung der Fortschritt schreitet.

Karl-Friedrich Weber

Foto: Karl-Friedrich Weber
Buchenwald mit Tendenz zum Dauerwald – (Bild 1)

5-12-14 BWI a

Altersklassenwald im Schlagbetrieb. Dieser Bestand wird statistisch noch als alter Wald über 160 Jahre geführt – (Bild 2)

5-12-14 BWI b


 

Januar 2014 :

Zu: Große Bäume sind die besten Kohlendioxid-Speicher

Kommentar von Karl-Friedrich Weber

Seriöse Forschungen in internationaler Zusammenarbeit kommen Ihnen immer mehr auf die Schliche:

Den Kaffeesatzlesern, die mit ihren sektoralen und interessengetränkten Scheinanalysen vor allem eines verfolgen – ihre Berufs- oder Wirtschaftinteressen, verpackt in altruistische weltklimarettende Floskeln.

Holzgebrauchsgegenstände als CO2-Zwischenspeicher: also ab mit dem alten Wald und vorbei an unserer heimischen Sägeindustrie nach China oder anderswo. Es geht schließlich um die Rettung des Weltklimas und der nationalen Bruttowertschöpfung, an der der Cluster Forst und Holz mit unter 3% einen erdrückend großen Anteil hat.

Den PR-Beamten in den Landesforstbetrieben glaubt ohnehin kaum noch ein Mensch mit analytischer Substanz und Sachverstand, außer vielleicht einige Politiker unabhängig von ihrer politischen Farbe sowie Teile der nach wie vor überwiegend unkritischen Medien in ihrer Forsthaus-Falkenau-Perspektive.

Dabei ist niemandem vorzuwerfen, dass er nicht wisse. Wir werden nie wissen – Wissenschaft kann stets nur der Versuch einer Annäherung sein. Und Wissen heißt noch lange nicht, das Erkenntnis eine zwangläufige Folge sei. Wenn überhaupt, greift Erkenntnis nur in der Befangenheit des eigenen Paradigmas. Der Tellerrand bleibt ein ferner Horizont.

Deshalb macht es zornig, wenn die PR der Landesforsten in Deutschland ihre Scheinwahrheiten als Tatsachenbehauptungen verbreiten, auf Hochglanzbroschüren – in höchstem Maße unwissenschaftlich, unseriös und oft auch in unredlicher Verlogenheit …

Und deshalb, liebe Landespolitiker, wacht auf! Lasst Euch nicht vor den Karren eines eingefahrenen und selten in Frage gestellten Clusters spannen, der Euch permanent über den Tisch zieht.

Und die Ökospinner in den Umweltverbänden wie BUND, NABU oder Greenpeace?

Sie können und werden auch immer wieder Fehleinschätzungen unterliegen. Sie behaupten jedenfalls nicht, es besser zu wissen, obwohl sie den denkbar besten deutschlandweiten forstlichen Sachverstand an ihrer Seite haben.

Sie fragen nach Fakten, um zu analysieren, um Defizite aufzuzeigen, um Wissenslücken offenzulegen –

und vielleicht am bedeutendsten – um das Maß der Vorsorge als Sicherheitspuffer in einem offenen gesellschaftlichen Prozess mit zu gestalten, angesichts der beängstigenden Unkenntnis in Forstwissenschaft und schwindender Erfahrung im Geschehen der forstlichen Praxis.

Dagegen stehen die Informationsverweigerer, die fürchten müssen, das man ihnen hinter die Schliche kommt mit ihren dünnen Begründungen.

Man darf gespannt sein, welche Verifizierung der aktuellen Forschungsergebnisse über den Klimawert alter Bäume durch wen versucht werden wird.

Es bleibt spannend, aber wir haben keine Zeit mehr. Alte Bäume in wirksamer Größenordnung gibt es bereits jetzt kaum mehr und wirklich alte Wälder schwinden in Deutschland schneller, als sich Politik und Gesellschaft vorstellen können.


27. 02. 2015 :

K-F Weber zum Thema „Schutzgebiete schaden angeblich der Artenvielfalt

Denn sie wissen, was sie tun …

ein Kommentar – Karl-Friedrich Weber

Wir fassen zusammen:
Am 02. Dezember 2014 gibt das Max-Planck-Institut für Biogeochemie eine Presseinformation heraus.

Sie ist überschrieben: Das Wild siegt über den Artenschutz. Es wird eine gemeinsame Untersuchung mit „rumänischen Kollegen“ beschrieben, die längst bekanntes bestätigt: Zu hohe Wilddichten selektieren durch Verbiss Baumarten aus Buchenwäldern und verändern dadurch biologische Prozesse negativ.

Die Untersuchung ist stark selektiv angesetzt. Lediglich eine Artengruppe (Schmetterlinge) wird herausgehoben, Biodiversität und Artenvielfalt werden begrifflich nicht differenziert. Eine Gesamtbetrachtung von Folgewirkungen findet nicht statt.

Die Studie kommt zu dem Ergebnis, „in Schutzgebieten tummeln sich zu viele Paarhufer, die die jungen Baumtriebe fressen“.

Auch das ist längst bekannt und keine Folge verfehlter Schutzbemühungen, sondern des (politisch gesteuerten) Versagens von Jagdbehörden, gegenüber der Jagdlobby höhere Abschusszahlen durchzusetzen.

In der PM heißt es aber auch: „Auch Wirtschaftswälder haben zu hohe Wildschäden, so dass auch das erklärte Wirtschaftsziel eines ökologischen Waldumbaus in Frage gestellt ist.“
Davon ist in den späteren Lobby-Interpretationen keine Rede mehr.

So weit, so gut:

Am 25. Februar 2014, ein viertel Jahr nach der Presseinformation des Marx-Planck-Institutes in Jena, tritt der Generalsekretär der Deutschen Säge- und Holzindustrie – Bundesverband e.V., Lars Schmidt, mit dieser Forschungsinformation eine Kampagne los, die offensichtlich zum Ziel hat, die Gründung einer „Staatswald-Stiftung NRW“ zu torpedieren.

Sie erscheint am gleichen Tag in den „Finanznachrichten- alle News zu Aktien, Börse und Wirtschaft“ mit den Leitsätzen:

Waldschutz führt zu Artenverlust, Deutschland setzt den Focus beim Naturschutz zu eng/Fall „Staatswald-Stiftung NRW“.

Das Landwirtschaftliche Wochenblatt Westfalen-Lippe schwingt sich einen Tag später auf dieses Pferd mit der überaus intelligenten Überschrift: „Schadet Biodiversität dem Artenschutz?“

Den Vogel schießt der MDR Thüringen am 25. Februar ab. Ohne die Originalmeldung der Wissenschaftler vom Dezember vergangenen Jahres zu recherchieren, transportiert er die Lobby-PM der Säge- und Holzindustrie einfach ungeprüft weiter und krönt sie mit der neuen Überschrift „Deutschland beim Waldschutz auf dem Holzweg“.

Da ist der journalistische Bodensatz dann erreicht.

Wir schlussfolgern: Eine sektorale wissenschaftliche Untersuchung bestätigt eine seit langem bestehende fachliche Erkenntnis zu hoher Schalenwildbestände und ihren negativen Einfluss auf Waldökosysteme.

Monate später benutzt eine Industrielobby (wir dürfen annehmen, von klammheimlicher Freude der bisher dazu schweigenden Führungselite Forst begleitet) diese Meldung, um eine ungewünschte waldpolitische Absicht des Landes NRW und die Biodiversitätsstrategie der Bundesregierung Deutschland zu torpedieren und bedient sich dabei hochgradig manipulativer Mittel.
Ein öffentlich-rechtlicher Rundfunksender, der Mitteldeutsche Rundfunk Thüringen, ist sich nicht zu schade, dieses Spiel mit zu betreiben:

Schnelle Meldung und Sensationsüberschrift, statt Recherche-Journalismus.


30. 11. 2015 :

Nicht die Forstwirtschaft hat die waldpolitischen Ziele der Zukunft zu entwickeln, sondern die Gesellschaft – in Deutschland, in Europa und weltweit.

Es wäre gut für den Cluster Forst zu erkennen, dass es auch in seinem Interesse ist, statt reaktionäre Nutzungsbilder ein wenig mit öko- und sozio-PR aufzurüsten, seinen partiellen Sachverstand in diesen Entwicklungsprozess so einzubringen, dass ein offener Diskurs überhaupt möglich wird.

Im Verlauf dieses Diskurses haben alle Teilnehmer eigene Thesen zu formulieren und die Thesen anderer ggf. so zu widerlegen, dass eine kollektive Wahrheit auf Zeit entstehen kann, die nicht zum Dogma wird und den weitergehenden Entwicklungsprozess nicht blockiert.
Einer Meinungs- und Glaubenskonfrontation, aber auch der Dominanz von Gruppeninteressen würde so Schritt für Schritt der Boden entzogen.

Karl-Friedrich Weber

[Anm. d. Seitenbetreibers: Dies bezieht sich auf die PR-Sprache der Forst- und Holz-Interessengruppen, die schon seit Jahren versucht, die öffentliche Meinung und die Politik in ihrem Sinne zu beeinflussen – s. „Forst- und Holz-Märchen“]

 

15. 10. 2015 :

Die Phrase „Klimawald“ würde gute Chancen haben, in einem entsprechenden Wettbewerb neben „Waldstillegung“ zum zweiten forstlichen Unsinnswort des Jahres 2015 gekürt zu werden.

Ein "Lotse" durch den Info-Dschungel zur Wald-Problematik in Deutschland