Diskussionskultur

Im Spessart wird gerade heftig für und gegen einen von der bayerischen Regierung angedachten Nationalpark diskutiert. Nicht immer nur ruhig und sachlich. Der Grünen-Politiker und Landrat des Spessart-Kreises Miltenberg Jens Marco Scherf plädiert für eine sachliche und höfliche Diskussionskultur. Folgenden Beitrag hat er am 21. 02. 2017 auf seiner Facebook-Seite eingestellt:

[ Zitat Anfang ]

Wie diskutieren wir miteinander? Achten wir einander und geben aufeinander Acht?

Wir sollten beim Thema Demokratie nicht immer nur in die USA schauen. Mir machen die Auswüchse der Diskussion um einen möglichen Nationalpark im Spessart Sorgen. Um mich nicht missverstanden zu werden: Eine intensive Pro- und Contra-Diskussion, ein Formulieren von Meinungen, auch von Fragen und Sorgen, das alles ist Grundlage einer gesellschaftlichen Meinungsbildung und eines Entscheidungsprozesses. Weder darf man dann meines Erachtens vorschnell nach einem Ende des Projekts rufen, weil es die Gesellschaft spalte, oder ohne intensive sachliche Klärung Ja oder Nein rufen.

Müssen wir das nicht in einer freiheitlichen Demokratie mal aushalten, dass ein Thema unterschiedlich und auch kontrovers betrachtet und bewertet wird? Dass wir Fragen stellen und Antworten einfordern, egal ob es um die Jagd, die Eiche, die Holzrechte, die Holzversorgung oder vieles anderes geht?

Gibt es aber nicht gerade in solchen Fällen, wenn sich die Gesellschaft eine Meinung bilden muss und will, auch demokratische Spielregeln, an die man sich halten sollte? Keine persönlichen Angriffe, Verunglimpfungen und Beleidigungen, keine Gewalt, egal ob körperlicher Art oder auch in Form des Niederschreiens?

Ich verstehe die emotionale Betroffenheit vieler Menschen, wenn es um unsere Heimat, um unsere Natur und um unseren Wald geht, aber derzeit entgleitet uns die Diskussion und das rechte Maß geht verloren, wenn Menschen beleidigt, bedroht oder angegriffen werden?

Wir sollten sorgsamer miteinander umgehen – bei aller inhaltlichen Differenz ist derjenige, der eine andere Meinung vertritt, zuallererst ein Mensch, dem mit Respekt und Wertschätzung zu begegnen ist. Die Diskussion über das Angebot der Bayerischen Staatsregierung – ein 3. Nationalpark im Spessart, ja oder nein – sollte nicht zu einer Bewährungsprobe für die Demokratie in unserer Heimat werden!
Ich bin davon überzeugt, dass wir mit Ehrlichkeit, Klarheit und Sachlichkeit in den kommenden Wochen und Monaten in unserer Heimat, den Landkreisen, Städten und Gemeinden des Spessarts, eine gute Diskussion über das Für und Wider hinbekommen können. Dazu leiste ich meinen Beitrag, dass ich allen Betroffenen gut zuhöre, wichtige Fragestellungen sammle und diese direkt an das Ministerium weiterleite als Grundlage für eine Beantwortung und die weitere Diskussion. ich danke für jeden Hinweis, für jede Fragestellung, egal ob Pro oder Contra – denn im Vier-Augen-Gespräch habe ich viele positive und interessante Gespräche erlebt! Das macht mir Hoffnung – und ich gebe jeden Hinweis an die Projektverantwortlichen in München weiter!

Vergessen wir nicht, was uns Bundespräsident Johannes Rau hinterlassen hat: „Achten wir einander und geben aufeinander Acht“ – auch bei der Diskussion über das Für und Wider eines Nationalparks im Spessart!

[ Zitat Ende ]

(Eingestellt auf diese Website mit Einverständnis von Landrat J.M. Scherf)

Ein "Lotse" durch den Info-Dschungel zur Wald-Problematik in Deutschland