31. 08. 2018 :
Anm. d. Seitenbetreibers: Der Haupt-Post selber bezieht sich auf Eichen-Nachpflanzung in Eichengebiet, die Diskussion bezieht sich auf die Folgen der Buchenwaldvernichtung zwecks Eichenpflanzung.
Die Trockenheit rafft so manche diesjährige Pflanzung dahin. Das kommt nicht nur in so bezeichneten Jahrhundertsommern vor, sondern ist ein Risikomerkmal von Kahlschlagwirtschaft und Pflanzungen schlechthin.
Im unten dargestellten Beispiel ist die diesjährige Stieleichenpflanzung in großem Umfang ausgefallen. Gleichzeitig macht eine diesjährige Eichen-Naturverjüngung auf derselben Fläche einen äußerst vitalen Eindruck mit teilweise zweitem Austrieb (Johannistrieb).
Sie kommt zwischen den Pflanzreihen auf und wurde dann auf ähnlichen Flächen in den vergangenen Jahren gewöhnlich im Zuge der sog. Kulturpflege weggemulcht, während Nachpflanzungen zur Kompensation der Ausfälle oft ebenfalls nicht anwuchsen.
Foto: Karl-Friedrich Weber am 25.08.218
Dazu Kommentar S. H.:
Hier in Südhessen siehts ähnlich aus. Im Frühjahr hat unser geniales Forstamt an etlichen Stellen in vorher intaktem Buchen-Mischwald große Löcher eingehauen, um dann dort in die Kahlschläge künstliche Pflanzungen zu tätigen. Dass das in unserer heißen trockenen Gegend nur schief laufen kann, wusste eigentlich jeder, der hier in den Wald geht. Jetzt jammerte das Forstamt in der Presse, dass sie alles noch mal pflanzen müssen…der forstliche Nonsens wird auch noch vom Land Hessen (Steuergelder) gesponsort. Und nur, weil man bei uns partout keine Rotbuchen mehr haben will, die sich als Einzige auch natürlich verjüngen, und meist sehr gut entwickeln.
Hessen-Forst Entschuldigung für den radikalen Buchenausverkauf in unserem FFH Reliktwald Lampertheim ist „Klimawandel“. Buchen wären angeblich zu empfindlich…aber die sind ganz gut über diesen Jahrhundertsommer gekommen.
Hier im Bild trockene gepflanzte Eichen…in zuvor zerstörtem FFH LRT9110 Buchenwald…und in 5 Monaten sind dort nun massiv Neophyten drin, dank Forstamt.
KF Weber: Sie bringen das Problem auf den Punkt. Eine ökologisch und ökonomisch rentable Forstwirtschaft minimiert ihre Kosten und maximiert ihre Rentabilität hauptsächlich dadurch, dass sie sich eng an der natürlichen Dynamik des Systems Wald bewegt und somit die Anfangsinvestition niedrig hält. Die derzeitige Eichen-Mischwald-Wirtschaft ist dagegen naturfern. Ihre Kahlschläge, ob klein- oder großflächig, schädigen die Böden durch Verdichtung und Nährstoffentzug sowie treibhauswirksame Mineralisierung des Humus und damit das Betriebskapital. Ihre Anfgangsinvestition bis zur Sicherung der Kultur und jahrzehntelange Pflegeeingriffe in den Junggbestand mit einem unterstellten inflationsbereinigten ZInssatz von 2% ist so hoch, dass dieser Wald mit einem unterstellten Wirtschaftszyklus von 180 Jahren zu keinem Zeitpunkt schwarze Zahlen schreiben kann. Das weiß jeder gute Kaufmann und jeder qualifizierte Forstmann, der Erfahrung mit Eichenwirtschaft hat. Dass diese Wirtschaftsform als notwendig zum Erhalt des Eichen-Lebensraumtyps selbst von Teilen der Naturschutzverwaltungen angesehen wird, gehört zu den Grotesken der gegenwärtigen Diskussion.
S.H.: Ich habe im Prinzip nichts gegen die Erhaltung des Eichen-Lebensraumtyps, sofern er in Douglasien-Kiefern- oder Roteichenbeständen durchgeführt wird. Letztere werden groteskerweise sogar in unserem FFH Wald regelrecht gefördert und vermehrt. Sogar mit Zaun geschützt. Irre.
Aber warum künstliche Eichenkulturen ausgerechnet in noch intakten wertvollen FFH Buchenwaldbereichen pflanzen? Und warum für solche Experimente zuvor den intakten FFH Buchenwald LRT9110 samt dessen Innenklima zerstören?
Ist doch irre, solch wertvolle Ökosysteme in Endzeitstimmung wegen Klimawandel zu zerstören. Weil angeblich Eichen klimaresistenter wären als Rotbuchen. Was m.E. nicht stimmt, denn auch bei Rotbuchen gibt es solche mit trockenresistenten Genen. Sieht man bei uns in der Binnendünengegend sehr gut.
Sie haben recht, in der freien Wirtschaft hätte man sich von solchen unwirtschaftlichen „Waldmanagern“ längst getrennt. Aber im Staatwald haben die alle eine Position fürs Leben. Dort können die staatlichen Forst-Manager ungestört weiter ihre Experimente auf Kosten des naturnahen Waldes (und der Bürger) durchführen. Die recht oft verantwortungslos und hanebüchen sind.
Bei uns wurden sogar mal „testweise“ zur „Bodenbeschattung“ gefährliche Neophyten wie die Späte Traubenkirsche von unserem experimentierfreudigen Forstamt in den Wald eingebracht. Die haben ganze Wald-Ökosysteme zerstört. Heute bekommen sie die explosionsartige Vermehrung der Traubenkirschen-Plage nicht mehr in den Griff. Jetzt tut das Forstamt so, als wär die Plage vom Himmel gefallen. Aber sie fördern deren Vermehrung weiterhin lustig weiter, indem sie ständig „viel Licht“ für Neupflanzungen ihrer Lieblings-Lichtbaumarten schaffen. Auf Kosten der Buchen. Denn Buchen sind für sie „Unkraut“, das ihre gepflanzten Lichtbaumarten bedrängt.
KF Weber: Der Naturschutz sollte überdenken, ob er an naturfernen Eichen-Lebensraumtypen festhält oder aber die zweifellos wichtige Eiche und ihre typischen Begleiter punktuell bis kleinflächig auf Standorten in Buchenwälder einbringt wo sie problemlos oder mit extensiver waldbaulicher Steuerung mithalten können. Das erfordert auch einmal kleinstflächiges Vorgehen und die wirklich qualifizierte Forstfachkraft, also Dipl.Forstingenieure oder Forstwirte, die fachlich in der Lage sind, Einzelfallentscheidungen zu treffen. Ein derartiger qualitativ anspruchsvoller und risikoarmer Waldbau erfordert kleinere Reviergrößen. Stattdessen werden wie z.B. in den Niedersächsischen Landesforsten Stellen abgebaut und Reviere weiter vergrößert – das Gegenteil qualitativen wirtschaftlichen Denkens und Handelns. Die Berufsverbände gehen diesen Weg mit und stellen sich gegen die Forderungen der Naturschutzverbände, obwohl sie mit diesen starke politische Partner hätten. Auch hier wäre ein neuer Denkprozess notwendig.
Bei uns ist es aber so, dass diese „Pflanzungs-Löcher“ sogar in „per BW-Plan zu erhaltendem“ besonders wertvollen FFH Buchenwald gehauen werden.
Dass dort das FFH Buchenwaldökosystem mit darin lebenden Arten sinn-und gedankenlos zerstört wird.
Zum weiteren Eichenkulturexperiment hätte man z.B. eine der zig Roteichen-, Douglasien oder Kiefernplantagen nehmen können.
Das ist m.E. ein klarer Verstoß gegen FFH Richtlinien, weil in unserem FFH Reliktwald Lampertheim der LRT 9110 zu erhalten und zu fördern wäre. Was sie dadurch tun, indem sie mehr Buchen einschlagen als nachwachsen (Steht auch im BW-Plan)? Weil Rotbuchen out sind?
Irgendwie ist bei uns der sinnfreie Eichenwahn ausgebrochen, auch bei manchen Verbands’lern. Auf Kosten der Rotbuchen.
Die bisher zahlreich künstlich gepflanzten Eichen-Monokulturen mickern hier seit Jahrzehnten. Dennoch werden munter weiter welche angelegt. Auf Kosten des schattenliebenden Buchenwaldes (mit Eichen). Eicheln mästen halt prima auch das Wild…und Eichen lassen sich teurer verkaufen (sollten sie wachsen)
Und solch unnötige FFH Buchenwaldzerstörung hier, obwohl direkt nebenan bereits reichlich Eichen-Monokulturen (mit Neophyten) vorhanden sind. Und man wirklich noch unseren restlichen vorhandenen alten Buchenwald erhalten sollte.
Hier im Bild unten die Neophytenexplosion dort im früheren FFH Buchenwald LRT9110, nach nur 5 Monaten (!) nach dem unverantwortlichen Kahlschlag dort. Um dort Eichen zu pflanzen! Weil die ja wertvoller wären als Buchen…