Energetische Holznutzung

Hier eine Auswahl von Kommentaren von Karl-Friedrich Weber zur energetischen Nutzung von Holz, aus seiner Facebook-Seite „Waldwahrheit“:

(Anm.: Hervorhebungen in Fett und Farbe von der „Waldproblematik“-Seitenbetreiberin, nicht von Herrn Weber)

Zur Info: Artikel, Aufsätze und Reportagen zum Thema finden sich hier, unter „E“ – Energetische Holznutzung:

http://waldproblematik.de/hier-finden-sich-links-zu-verschiedenen-aspekten-der-wald-problematik/


18. 10. 2018:

So unverantwortlich wird in Deutschland der Rohstoff Holz aus heimischen Wäldern verramscht. Erst wird der Bedarf erzeugt, meist mit CO2-Neutralität und Schonung tropischer Wälder begründet.

Sind die Holzöfen und -heizungen installiert, ist der Zwang zu einer Verbrauchsmenge gegeben, die aus heimischen Wälder bereits heute nicht mehr verfügbar ist. Die Folge sind zunehmende Importe aus Wäldern der Ukraine, Rumäniens und anderen Ländern, in denen riesige Kahlschläge entstehen und Korruption und Illegalität auch vor europäischen Schutzgebieten nicht halt machen.
Von diesen Umweltverbrechen hören wir vor allem durch lautes Schweigen der deutschen Lobbyisten im Cluster Forst und Holz.

Karl-Friedrich Weber

[Kommentar zu einem Artikel über Heizen mit Holz auf Agrarheute.com ]

23. 06. 2017:

Die Arbeitsgemeinschaft Rohholzverbraucher hatte dies am 8. November 2012 in einer Pressemitteilung veröffentlicht, dass in Deutschland etwas mehr Holz energetisch genutzt (= verbrannt) wird, als der stofflichen Nutzung dient.  Die entsprechende Publikation von Prof. Dr. Udo Mantau findet sich hier: http://literatur.ti.bund.de/digbib_extern/dn051281.pdf

László Maráz vom forum-ag-wälder sagt dazu folgendes:

„Die Publikationen von Prof. Dr. Udo Mantau schätze ich als vergleichsweise seriös ein, bei der Komplexität der Thematik kein leichtes Werk.

Dass bei einer Jahres-Holzernte von etwa 80 Millionen Festmeter Holz (= Kubikmeter Holz) in Deutschland der Verbrauch stofflicher Nutzer bei 70 Mio. m3 lag, und der Verbrauch für energetische Nutzung bei etwa 72 Mio. m3, verwirrt natürlich. Wie lassen sich aus 80 Mio. m3 Holzernte mehr als 140 Mio. m3 Holz nutzen? Da bekannt ist dass Deutschland netto nur wenige Mio. Kubikmeter Holz importiert, wäre dies ja ein seit der berühmten Speisung vieler Menschen mit wenigen Fischen und Brotlaiben wahrhaft unerklärliches Wunder.

Gewiss sind zum Waldholz einige weitere Holzquellen hinzugekommen. Landschaftspflegematerial, also Baum- und Strauchschnitt, Fällung von Straßen – und Parkbäumen ist eine dieser Quellen. Kurzumtriebsplantagen eine weitere, wenn auch ziemlich winzige.

Eine Quelle der wundersamen „Holzvermehrung“ dürfte darin liegen, dass, wie Prof. Mantau auf Seite 24 berichtet, z.B. die Sägeindustrie im Jahre 2010 zwar fast 35 Millionen Kubikmeter Holz zersägt hat. Davon wurden aber nur 59% zu Schnittholzprodukten verarbeitet, 39% waren Sägemehl. Späne und die Seiten der (aus Sägewerkersicht leider) runden Baumstämme. Diese etwa 14-15 Millionen Kubikmeter tauchen dann als Rohstoff „Sägenebenprodukte“ wieder in der Bilanz auf und werden quasi „doppelt“ gezählt. Dasselbe gilt, mit zeitlicher Verzögerung, für das Altholz, das größtenteils verbrannt wird.

Unklar ist, wie etwa die Zellstofferzeugung bilanziert wird. Die eine Hälfte des Holzes ist Zellstoff, die andere Lignin-reiche Schwarzlauge, die verbrannt wird. Wird das gesamte Holz einmal für die Papierherstellung, und die Hälfte davon noch einmal energetisch bilanziert? Papier wiederum wird auch verbrannt, im Hausmüll, in manchen Holzöfen, und das Aufkommen an Altpapier ist ein riesiger Brocken bei Holzaufkommensbilanzen.

Als Thema ausreichend für einen Expertenworkshop, um diese Zahlenhuberei einmal sachlich solide und verständlich aufzuarbeiten, verstehen und gewissenhafter zu interpretieren.

Klar ist, dass es keine Abfälle mehr gibt, nur noch Verarbeitungsreste bzw. Wertstoffe. Waldrestholz würde ich als Begriff strikt ablehnen, da der Wald weder „Reste“, noch „Abfall“ produziert. Allenfalls erzeugen die Erntemaschinen und Mitarbeiter „Erntereste“, die aber im Wald auch wichtig sind.

Klar ist auch, dass mehr Holz nicht zu haben ist, auch nicht durch Holzimporte, die uns wegen mangelnder Nachhaltigkeit und dem Bedarf auch anderer Länder für unser hohes Verbrauchsbegehren einfach nicht zustehen.

Foto: Karl-Friedrich Weber

Ganzbaumnutzung

http://www.rohholzverbraucher.de/sites/aktuelles_pressearchiv.php?kat=&id=191&headline=Brennholznutzung%20am%20Limit


23. 06. 2017:

Sortierfähiges Eichenstammholz, dass vollständig als Energieholz vermarktet wird … die relativ hohen Energieholzpreise setzen die Kaskade zunehmend aus …

Foto: Karl-Friedrich Weber

Brennholz-Eichenstämme

[ Antwort auf die Frage, woran man erkennt, dass die Stämme als Energieholz verkauft werden ]

Ich kenne den konkreten Sortier- und Verkaufsvorgang. Allgemein: dass keine Sortierung erfolgt ist, sondern Anbruchholz und andere minderwertigere Stücke mit Abschnitten gemischt sind, aus denen ein Sägewerker Sortierungsgewinne für höherwertigere Produkte erzielen könnte. Eine große Grauzone besteht darin, dass oftmals Rundholzsortierungen in der Verbuchung heruntergestuft werden, weil das Energieholz einen höheren Preis erzielt oder Vorvertragsmengen erfüllt werden müssen. Das geschieht auch in Landeswäldern und ist unter Kollegen keine Geheimnis.

25. 04. 2017:

Die Gegenüberstellung von rechnerischen Stoffbilanzen sind zwangsläufig unvollständig und linear gedacht. Jede Baumart ist in ihre natürlichen Biozönosen eingebunden. Die Stoffflüsse in diesen Ökosystemen sind auch wiederum nur ein Teil der ungeheuren Komplexität und Variation des Lebendigen auf der Genotypischen Ebene. Systembiologen können sich dieser Dimension selbst mit den leistungsstärksten verfügbaren Rechnern nur auf statistischer Ebene nähern. Wir sollten deshalb nicht glauben, dass wir mit unserem rudimentären Wissen auch nur einen Zipfel der Erkenntnisse über die Auswirkungen unserer Handlungen erhaschen könnten.

[ Kommentar zur Argumentation: Der Kohlenstoff der abgeernteten und verheizten Bäume entspricht dem Kohlenstoff, den die neuen Bäume aufnehmen, daher sei energetische Holznutzung positiv für die Klimabilanz  ]

13. 01. 2017:

Der Film ist ein Beitrag aus 2011 – das Problem hat sich seitdem nicht entspannt, sondern verschärft, buchstäblich angeheizt durch den Cluster Forst und Holz, der nicht müde wird, mit absurden Herleitungen eine günstige Klimabilanz durch Verbrennen von Waldholz zu propagieren.

Immer mehr verantwortungsbewusste Forstleute erkennen die Brisanz, können aber aus vielerlei Gründen nicht offen aussprechen, was sie innerlich bewegt.
Andere haben die Funktion des Mitläufers übernommen und werden ihr Fähnchen über Nacht in eine andere Richtung schwenken, wenn das ihrem Interesse entspricht. Das ist eine Erkenntnis aus so manchem PR-Beitrag der vergangenen Jahre.

Der Opportunismus wird stets gegenwärtig bleiben. Es wird aber auch immer Forstleute geben, die sagen, was ist und sich keinem Duck beugen. Auf diese Frauen und Männer wird sich nicht nur eine naturnahe Waldentwicklung der Zukunft stützen. Sie werden dem Berufstand des Försters zur Ehre gereichen, dessen Reputation gegenwärtig auf dem gesellschaftlichen Prüfstand steht, wie nie zuvor.

Karl-Friedrich Weber

[ Kommentar zum Fernsehbeitrag „Unser Wald wird verheizt – Förster schlagen Alarm“ (ZDF Mittagsmagazin, 27.06.2011) ]

https://www.youtube.com/watch?v=lOYYv18Rn_E&feature=youtu.be

12. 08. 2016:

Es läuft alles so, wie von den prognostiziert, die Verantwortung empfinden: Unter dem Dach vermeintlicher Klimaneutralität werden die nordamerikanischen Wälder geplündert und in Form von energieaufwändig erzeugten Produkten (Pellets) über den Atlantik in die EU verbracht.

Deutschland sei nicht beteiligt, so heißt es. Das ist auch nicht notwendig, weil wir unsere Wälder naturnah, multifunktional, klimafreundlich und nachhaltig selber übernutzen. Immer mehr Forstleute mit Einblick in die Zusammenhänge bezeichnen diese Entwicklung als Raubbau.

Die EU-Waldpolitik wird von der gleichen Lobby gesteuert, die auch in Deutschland den Cluster fest im Griff hat.

Wie kann das geschehen? Das fragen sich heute noch zu wenig Menschen.

Wie konnte das geschehen? In wenigen Jahren werden sich viele diese Frage stellen.

Dann werden wir einmal mehr feststellen, dass es keiner gewesen ist.

Karl-Friedrich Weber

(Kommentar zum Artikel „EU kritisiert Pellet-Flut aus USA“ auf www.klimaretter.info vom 10.08.2016)

19. 03. 2016:

Als die größte Ökolüge des Clusters Forst und Holz dürfte sich die angebliche Klimaneutralität von Holzenergie zu Heizzwecken erweisen. Allen dubiosen und wissenschaftlich höchst fragwürdigen Zahlenspielen zum Trotz, wird noch in diesem Jahrzehnt der Gegenbeweis zum allgemeinen Erkenntnisstand gehören. Energieholznutzung in unseren Wäldern heißt unter den gegenwärtigen technischen Bedingungen nachhaltige Zerstörung von Naturkapital, insbesondere der Böden.

Forstleute, die seit vielen Jahren auf Grund ihrer praktischen Erfahrung, Intuition und Logik auf diese Entwicklung hinweisen und dafür oftmals diskreditiert werden, dürfen einmal mehr das bittere Gefühl empfinden, recht behalten zu haben. Genugtuung kann dabei nicht aufkommen.

Karl-Friedrich Weber

[Kommentar geschrieben zum Artikel „Die naive Sorglosigkeit der Holzpellets-Heizer“ aus „Die Welt“ vom 18.03.2016]

http://www.welt.de/wissenschaft/umwelt/article153440851/Die-naive-Sorglosigkeit-der-Holzpellets-Heizer.html

03. 02. 2016:

„Eines der Probleme liegt darin, dass in exzessiver Weise ein Marktinteresse mit Klima- und Kostenargumenten erzeugt wurde, bei dem für Fachleute längst klar war, dass dieser nicht dauerhaft bedient werden kann. Auch das Holz, das im Rahmen der Kaskadennutzung keine höherwertige Nutzung zulässt, ist für den Erhalt der Ressource Boden und Ökosystem von sehr hoher Bedeutung und sollte möglichst im Bestand verbleiben.“

14. 01. 2016:

Die energetische Nutzung von Waldholz im gegenwärtigen und sich abzeichnenden künftigen Umfang entwickelt sich zu einer Dimension, deren verdeckte und erst später in das kollektive Bewusstsein dringenden langfristigen Folgewirkungen dann als eine Katastrophe bezeichnet werden dürfen.

Die nachträglich gewonnene Erkenntnis durch naturwissenschaftliche und gesellschaftspolitische Aufarbeitung von Ursachen und Wirkungen wird am Zustand der Böden und Wälder nur durch begrenzte und über Jahrhunderte wirksame Maßnahmen etwas ändern können und zu einer Sanierungsmöglichkeit führen.

Der heutige Stand der Positionen des Clusters Forst und Holz, der stark von scheinlogischen Elementen geprägt ist, belastet einen außerhalb dessen Paradigmas notwendigen wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Diskurs.

Dieser Diskurs muss sich nahe am naturwissenschaftlichen Regelwerk halten und da, wo Naturwissenschaft ihre Grenzen findet, den ethisch begründeten und vertretbaren gesellschaftlichen Zukunftsvertrag sichern.

Das setzt voraus, dass Einigkeit darüber entwickelt wird, welche tatsächliche Bedeutung den Zielen zukommt.

Karl-Friedrich Weber


25. 08. 2015:

Wenn wir uns in die Tasche lügen …

Die europäische Forstwirtschaft und so mancher naiver Umweltschützer auch in Deutschland, auch in den Umweltorganisationen, verfolgen das Ziel, Holz in angeblich CO2-neutraler Weise für Energiezwecke zu nutzen. Die einen aus Gewinninteresse, die anderen um Kohle und Öl zu ersetzen: Für beide eine vordergründige Milchmädchenrechnung. Wer in der Schule physikalisches Grundwissen mitbekommen oder eine kaufmännische Lehre erfolgreich abgeschlossen hat, durchschaut diesen scheinlogischen Zauber ohnehin sehr schnell.

Nachstehender Beitrag des Auslandsjournals berichtet über eine Entwicklung, die vorerst nur die Spitze eines Eisbergs erkennbar macht. Sind die Kapazitäten der Energieholzverarbeitung geschaffen und die langjährigen Lieferabkommen unterzeichnet, wird eine Korrektur dieses Irrweges Jahrzehnte dauern.

Parallel werden Schulklassen durch Landesforstbetriebe wie die des Landes Niedersachsen zum Pflanzen von Bäumen als Inkarnation guter Taten auf Äcker und Kahlschläge geschickt und so mit falschen Leitbildern ausgestattet. Pflanzen ist gut – besser als das der Natur zu überlassen, auch mit schnellwachsenden Nadelhölzern aus Nordamerika.

Wacht auf, liebe Zukunftsgestalter und hört auf, Euch selbst etwas vor zu machen oder, was schlimmer ist, eine gutgläubige Öffentlichkeit bewusst zu belügen!

Karl-Friedrich Weber

Geschrieben anlässlich eines ARD Auslandjournal Extra vom 14. 08. 2015

http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=53365

dazu passend ein Artikels aus dem Wall Street Journal (WSJ) vom 27. 05. 2013, „Europe’s Green-Fuel Search Turns to America’s Forests„:

http://www.wsj.com/articles/SB10001424127887324082604578485491298208114

und hier eine Reportage des BR Fernsehen vom 26. 01. 2014: „Energie aus dem Wald – Die Grenzen der Nachhaltigkeit

http://www.br.de/mediathek/video/sendungen/unter-unserem-himmel/unter-unserem-himmel-134.html


22. 08. 2015:

Was heute ausgesprochen wird, ist wenige Jahre später Schnee von gestern … unsere Zeit ist geprägt von einer Informationsflut, die es immer schwerer macht, das Wesentliche im Blick zu behalten und daraus Orientierung zu gewinnen.

Deshalb ist es nützlich, markante Beiträge anerkannter Fachjournalisten wieder ins Blickfeld zu holen, auch wenn sie durch ihr Erscheinungsjahr 2008 alt erscheinen. Alt ist nicht überholt und in Sachen Wald schon gar nicht. Im Gegenteil: Was dieses Dossier vor sieben Jahren darstellte, ist in großen Teilen von der Entwicklung überholt worden.

Geschrieben zu:

Spiegel Online vom 04. 12. 2008: „Raubbau fürs Klima

http://www.spiegel.de/spiegel/a-593502.html


 

 

 

 

 

Ein "Lotse" durch den Info-Dschungel zur Wald-Problematik in Deutschland