Nationalparke / Wildnis

Im Rahmen der Umsetzung der Nationalen Biodiversitätsstrategie wird in Deutschland auch heftig die Einrichtung von größeren Waldschutzgebieten diskutiert, idealerweise wären das Nationalparke. In Bayern hat Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) im Sommer 2016 urplötzlich die Einrichtung eines neuen, eines 3. Nationalparks in Bayern verkündet. Seitdem kann man dort geradezu im Brennglas und Zeitraffer die Waldproblematik und die Argumentation der Forst&Holz-Interessengruppen studieren.

Hier eine Broschüre des Bundesamts für Naturschutz (BfN) zum Thema Nationalpark-Ausweisungen: „Weitere Nationalparke für Deutschland?! – Argumente und Hintergründe mit Blick auf die aktuelle Diskussion um die Ausweisung von Nationalparken in Deutschland

http://www.bfn.de/fileadmin/MDB/documents/themen/gebietsschutz/Argumente_fuer_NLP10_final.pdf


 


Hier die von BfN und den Naturschutzverbänden gemeinsam getragene Internet-Seite „Wildnis in Deutschland

http://wildnisindeutschland.de/


Hier ein Interview mit Edgar Reisinger zum Thema Wildnis: „Vom Wert der Wildnis“ (S. 8-9)

http://naturschutzprojekt.hoheschrecke.de/upload/0_aktuelles/1_archiv/Schrecke-Journal_02.pdf


Hier ein Kommentar von Karl-Friedrich Weber über das zähe Ringen um die Ausweisung von Waldgebieten ohne forstliche Nutzung in der Praxis anhand von 2 Beispielen:

07. 10. 2017 :

Ein neues Wildnisgebiet im Süntel bei Hessisch-Oldendorf
Tag der Deutschen Einheit einmal anders.

In Wahlkampfzeiten passt alles recht gut zusammen. Eine letzte Kabinettssitzung, auf der zwei Waldthemen behandelt wurden, und die grünen Minister Christian Meyer (Wald) und Stefan Wenzel (Umwelt), die eine frohe Kunde in die Öffentlichkeit tragen möchten.
Das Ergebnis der sogenannten Fortschreibung von LÖWE (Langfristige ökologische Waldentwicklung in Niedersachsen) – als LÖWE+ bezeichnet – werden wir ausführlich analysieren und bewerten.
Beim Sünteltermin ging es um das bisher einzige künftige Wildnisgebiet außerhalb des Nationalpark Harz in einer Flächengröße von 1300 Hektar. Es ist ein Teilprojekt der Ausweisung von zehn Flächenprozent holznutzungsfreier Wälder (NWE-10) in den niedersächsischen Landesforsten.

Dieses Programm der Bundesregierung im Rahmen der europäischen Biodiversitätsstrategie umzusetzen, müsste verpflichtend sein und wird doch ungenügend und höchst unterschiedlich in den Bundesländern umgesetzt.

Entscheidungsgrundlage in Niedersachsen war eine Koalitionsvereinbarung der rot-grünen Landesregierung, nachdem sich die schwarz-gelbe Vorgängerregierung mit intensiver Unterstützung forstlicher Führungskräfte strikt verweigert hatte.

Das ist grundsätzlich als politischer Erfolg zu werten. Der innere Prozess um die richtigen Flächenanteile- und -größen sowie die räumliche Verteilung im Land war indes ein subtiler Kampf mit Haken und Fußangeln bis in die landespolitische Ebene und mit letztlich unbefriedigendem Ergebnis.
Wer an welchen Strippen zog und wer das politisch innerhalb der Koalition nützlich fand, ist weitgehend bekannt. Auch darüber wird zu sprechen sein.

Es muss aber auch darüber gesprochen werden, dass der Forstamtsleiter des Niedersächsischen Forstamtes Oldendorf und seine Revierleiter die Ausweisung von 1300 ha holznutzugsfreier Buchenwälder auf Kalkstandorten konstruktiv unterstützt haben, nicht nur weil es für Beamte des Landes Dienstpflicht ist, während ein zweites Gebiet auf Buntsandstein-Standorten im Solling offenbar am Widerstand von Partikularinteressen der Hardliner vor Ort scheiterte.

Was für eine vertane Chance auch für das Image des forstlichen Berufstands. Kurzsichtigkeit ist eine beharrliche Eigenschaft.

Dass aber eine Landesregierung in dieser Frage beidreht und nicht auch einmal deutlich macht, wer die Führungskompetenz hat, gehört zu den enttäuschenden Erfahrungen mit sogenannter Realpolitik.

Foto und Kommentar: Karl-Friedrich Weber

Wildniswald 7-10-2017 a

Wildniswald 7-10-2017 b

13. 10. 2017 :

Bis ehemalige Wirtschaftswälder als großflächige Alterklassenwälder die kleinteilige Strukturvielfalt von Naturwäldern erreichen, durchlaufen sie einen Übergangsprozess von weit über einhundert bis dreihundert Jahren. Lange Optimalphasen werden durchlaufen, bis zufällige Störungen und beginnende Zerfallsphasen die Ungleichaltrigkeit durch unterschiedlich alte Verjüngungshorste einleiten. Die Biodiversität entspricht dabei der Summe aller Zustände eines Waldes auf ganzer Fläche. Ein Vergleich der Artenvielfalt zwischen licht gestellten Wirtschaftswäldern und relativ dunklen Optimalphasen von Naturwäldern im Anfangsstadium ist deshalb nicht möglich. Er ist unwissenschaftlich.

Foto:  Karl-Friedrich Weber

Wildniswald jung 12-10-2017


 

 

 

Ein "Lotse" durch den Info-Dschungel zur Wald-Problematik in Deutschland