GEDANKEN UND SPRÜCHE ZU BÄUMEN UND WÄLDERN
Zwei Sprüche zum Wald:
„Experto crede: aliquid amplius invenies in silvis, quam in libris. Ligna et lapides docebunt te, quod a magistris audire non possis.“
„Glaube mir, ich habe es erfahren, du wirst mehr in den Wäldern finden als in den Büchern; Bäume und Steine werden dich lehren, was Du von keinem Lehrmeister hörst“
Bernhardt von Clairvaux
Spruchstein an der Schmerber Waldkapelle = St. Wendelins-Kapelle im Nördlichen Steigerwald, ca. Mitte der 70er Jahre aufgestellt vom damaligen Forstdirektor Dr. Georg Sperber Foto: © Franz-Josef Adrian (August 2014)
„Du bist uns Lehrer, Tröster und Freund, bist uns die Heimat, bist uns die Kirche, Du brausender, flüsternder, tiefstiller Wald.“
Foto: © Karl-Friedrich Weber, Forstgenossenschaft Bornum
http://waldproblematik.de/forstgenossenschaft-bornum/
„Keine wissenschaftliche Basis wird zum Ziel führen, wenn das fehlt, was wir als das wichtigste an einem Forstmann zu machende Forderung ansehen, nämlich die Liebe zu den Bäumen und dem Wald, denn alles Wissen ist wirkungslos, wo die Liebe fehlt.“
Friedrich Wilhelm Leopold Pfeil
sächsisch-preußischer Forstwissenschaftler 1856
„Wir werden von den nächsten Generationen nicht daran gemessen werden, wie viele Millionen Euro Profit durch Holzeinschlag in den Staatswäldern erzielt wurden, sondern ob es uns gelungen ist, unsere Naturschätze zu bewahren.“
– Dr. Liebhard Löffler, Vorsitzender des Vereins Nationalpark Steigerwald
„Die meisten Forstleute, die diese Gebiete betreuen, scheinen keine Ahnung davon zu haben, welche Wunderwerke der Natur ihnen hier anvertraut sind. Die Atmosphäre des Holzfällens und des Holzverkaufes lastet wie ein Alpdruck auf den Regungen der Freude und dem Ahnen der Schönheit und des Wertvollen dieser „Altbestände“, die dem Naturschützer verehrungswürdige Reste einer längst vergangenen Zeit sind.“ – Dr. H. Stadtler, „ein außergewöhnlich kenntnisreicher Arzt und Naturforscher aus Lohr am Main“, im Jahr 1925. Zitiert aus: Georg Sperber & Thomas Stephan: „Frankens Naturerbe – Buchenwälder im Steigerwald“, Verlag Fränkischer Tag 2008
„Öffne Auge und Herz und vernimm dankbar die gewaltige Sprache, die Natur und Pflanzenleben zu Dir redet.“
„Öffne Auge und Herz und vernimm dankbar des Schöpfers gewaltige Sprache, die Natur und Pflanzenleben zu Dir redet“
(Vielleicht der Satz mit „Schöpfer“ das Original, und die Variante darüber „sozialistisch bereinigt“?)
[ Wilhelm Weiße, 1846-1916 ]
„Bäume waren den Menschen aller Zeiten heilig. Alte Linden, alte Eschen, alte Eichen galten überall in Europa nicht nur als besondere Orte (ähnlich wie Quellen), man verehrte sie wie alte Menschen wegen ihrer langen Erfahrung und einfach auch als Ehrfurcht gebietende Wesen. Natürlich kann man eine solche Einstellung als überholten Animismus abtun und darauf verweisen, dass man in früheren Zeiten immerhin auch Hexen verbrannt und in Furcht und Schrecken vor Unholden und Gespenstern gelebt hat. Gewiss. Doch Aufklärung und Wissen sollten und müssen nicht immer und überall mit berechnender Gefühllosigkeit einhergehen. Im Gegenteil: Wer sich wirklich gründlich mit der Natur beschäftigt, der kann in ihr unmöglich nur den Rohstofflieferanten und die Kulisse für das menschliche Theater sehen. Bäume und Sträucher sind ein wunderbarer Einstieg in eine Naturkunde, die in Bewunderung und Ehrfurcht mündet.„
Dr. Michael Lohmann in seinem Buch: „Bäume & Sträucher – Der etwas andere Naturführer“, BLV Buchverlag 2005
Ein traurig-anklagendes Gedicht eines unbekannten Verfassers:
„Wer hat dich du schöner Wald abgeholzt und ganz entstellt? Frevler taten’s nur für Geld.
Gerne gingen wir spazieren unter deinem grünen Dache. Doch wo Geldgier tut regieren, ist Naturschutz halt nur Mache.
Tut mir leid für unser Kinder; deine Schönheit ist dahin. Keiner da der darüber wacht, schöner Wald nun gute Nacht.“
Die Menschen müssen in der Weisheit so viel als möglich nicht aus Büchern unterwiesen werden, sondern aus dem Himmel, der Erde, den Eichen und Buchen. [ Johann Amos Comenius, 1592 – 1670 ]
Die Wälder schweigen. Doch sie sind nicht stumm. Und wer auch kommen mag, sie trösten jeden. [ Erich Kästner ]
Leben, einzeln und frei wie ein Baum und solidarisch wie ein Wald, das ist unserer Sehnsucht. [ Nazim Hikmet ]
Wir verstehen viel weniger, als wir glauben, aber ahnen viel mehr, als uns bewusst ist … wir müssen also lernen, unsere Ahnungen als etwas großes anzunehmen, um durch sie zu Erkenntnissen zu gelangen.
Karl-Friedrich Weber auf seiner Facebook-Seite „Waldwahrheit“, 29.09.2017
Habt Ehrfurcht vor dem Baum! Er ist ein einziges Wunder, und euren Vorfahren war er heilig. Die Feindschaft gegen den Baum ist ein Zeichen der Minderwertigkeit eines Volkes und von niedriger Gesinnung des Einzelnen.
[ Alexander von Humboldt, 1769-1859 ]
Viele gute weitere Sprüche zum Thema Wald und Forstwirtschaft kann man hier finden:
http://www.sdw-bayern.de/index.php?StoryID=237
Gedanken von Karl-Friedrich Weber zu einer Buche:
25. 08. 2012 :
Diese Buche im Grauhöfer Holz nördlich meiner Geburtsstadt Goslar hat mir meinen Weg in die Wälder aufgezeigt.
Fast täglich fuhren wir drei Freunde mit dem Fahrrad in diesen Klosterwald und sogen alles in uns auf, was die Natur bot: Vögel, Pflanzen.
An dieser Buche gründeten wir den Bund der drei Waldläufer und wurden wenig später die erste Waldjugendgruppe der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald in Niedersachsen mit weiteren Schülern der Knabenmittelschule Goslar. Das war 1956 und wir waren 12 Jahre alt.
Landforstmeister Vorreyer von der SDW im Haus der Natur in Bad Harzburg, Revierförster Edmund Hubrich in Riechenberg und Wilhelm Holldorf in Hohegeiß waren unsere Waldpaten.
Unter der Buche befanden sich große Dachs- und Fuchsbausyteme. Mit Alforns Pluchinski, einem bekannten Goslarer Tierfotografen, saßen wir Abende lang in benachbarten Bäumen, um Jungfüchse zu fotografieren, ohne Erfolg. Aber diese Leidenschaft ist bis heute geblieben.
An die Buche hatten wir drei Waldläufer ein Schild angebracht mit dem Text: Tut mir nicht weh, ich bin die Stütze Eures Lebens. Förster Hubrich schien bewegt, als er uns fragte, ob wir das getan hätten. Aber die Nägel im Baum fand er nicht so gut.
Der Aktionsradius mit dem Fahrrad weitete sich bald aus bis Torfhaus im Oberharz – ohne Elektroantrieb. Das Problem war nicht der steile Aufstieg, sondern die Abfahrt, immer in Sorge um die Vermeidung eines glühenden Freilaufes.
Das Farn-, Moos- und Bärlappherbarium, das ich für das Haus der Natur anlegte, fand ich noch nach vielen Jahren vergilbt am gleichen Ort. Vorreyer war längst Geschichte.
Den Anfang, die Buche, hatte ich für Jahrzehnte aus den Augen verloren. Als ich sie dann wieder aufsuchte, machte ich das Foto und alles war wie gestern.
Zwei Jahre später wurde sie von einem Sturm geworfen, wie mir der Revierleiter vom Forstamt Liebenburg mitteilte. Ob ich noch einmal den liegenden großen Baum fotografieren wolle.
Ich wollte nicht und ich konnte wohl auch nicht.
Foto: © Karl-Friedrich Weber 2002
„Der Preis der winterlichen Transparenz
Ich liebe die klaren Wintertage im durchsichtigen Buchenwald. Der Wald ist hell und hellhörig. Jedes Spechtklopfen, jeder Kleiberpfiff und Meisenruf ist weithin vernehmbar. Kommt Wind auf, wirkt Ächzen und Knarren sich reibender Stämme und Äste als befremdendes, rätselhaftes Geräusch. Allerdings hat diese Klarheit ihren Preis. Im laublosen Zustand wird erst bewusst, wie wohltuend das dichte sommerliche Kronendach Fremdgeräusche dämpft und schluckt. Jetzt im Winter nervt der hartnäckig verbissene Lärm der Motorsägen, das Rumpeln der Rückefahrzeuge und immer größerer Vollerntemaschinen. Lärm, der selbst am Samstag bis zum Einbruch der Dämmerung den Wald in seiner Tiefe durchdringt.
Da nützt auch ein Rückzug in die Reservate nichts, sind sie doch im Steigerwald zu kleinflächig, um der modernen, künstlichen Lärmbelastung auszuweichen. Wenn es zu nervig wird, flüchten wir schon mal nach Thüringen in den Hainich, um in dessen Tiefen einen Winterwald ohne die üblichen Forstaktivitäten zu genießen. Ohne Zivilisationslärm, keine frisch gefällten altvertrauten Baumbekannten, keine von Maschinen zerfurchten Waldböden, ohne die optischen Zumutungen ungehemmt farbsprayenden Forstpersonals.“
Dr. Georg Sperber in seinem Buch „Frankens Naturerbe – Buchenwälder im Steigerwald“, Vlg. Fränkischer Tag 2008, S.168
„Frisch gefällte altvertraute Baumbekannte“ – sehr gut formuliert.
Hier ein besonders krasser Fall – die Fällung einer Prachteiche mit BHD 80 cm: „Trauer um einen alten Freund“
https://www.mainpost.de/regional/schweinfurt/Trauer-um-einen-alten-Freund;art769,7768633
„… Man kann nur hoffen, dass sich doch Politiker mit der Zukunft beschäftigen und dann in Bayern einen dritten Nationalpark ausweisen. Ich würde den Verantwortlichen sagen, „Sie haben in Ihrer Funktion als Ministerpräsident oder Minister oder so eine Verantwortung für die Zukunft, die weit über die nächsten Wahlperioden hinausreicht. Diese Verantwortung verlangt, dass wir ein Stück unseres Naturerbes für die Zukunft unzerstört unverändert ursprünglich erhalten.“ “
Dr. Hans Bibelriether in der BR-Dokumentation „Hans Bibelriether: Förster, Naturschützer, Nationalparkleiter“ vom 31.08.2018, ab Min. 26:33:
„Das Wissen nützt gar nichts, wenn wir nichts daraus machen und den aufklärerischen Auftrag der Wissenschaft in den Wind schießen.“ – Ulrike Fokken in dem am 4.6.2018 in der TAZ erschienenen Artikel „Es stirbt die Kreatur“, ebenso folgendes:
„…ein Käfer oder ein Falter, von dessen Existenz nur ein paar Schrate und Naturzausel wussten und den deswegen kaum jemand vermisst, wenn er für immer verschwindet. Wir, Homo sapiens, sind und bleiben eingewoben in das große Geflecht des Lebens und das ist nicht christlich, religiös, gar esoterisch, sondern eine wissenschaftliche Tatsache.“
„Experto crede: aliquid amplius invenies in silvis, quam in libris. Ligna et lapides docebunt te, quod a magistris audire non possis.“
„Glaube mir, ich habe es erfahren, du wirst mehr in den Wäldern finden als in den Büchern; Bäume und Steine werden dich lehren, was Du von keinem Lehrmeister hörst“
– doch können nur die es hören, die sich nicht taub stellen.
Leider können die Naturschutzargumenten gegenüber hartnäckig Tauben derart viel zerstören, weil sie den Folgen ihrer Taten gegenüber zudem auch noch standhaft blind sind.
– Silvia Roelcke, der Seitenbetreiber