Forst schmunzelnd

25. 09. 2018:

Heute erledigen Werbeagenturen die Erarbeitung strahlender Heldenbildnisse im Auftrag der forstlichen Landesbetriebe in Deutschland. Markige Blicke in uralte Baumkronen für den Ökofreak oder bärtige Kerle vor gigantischen Harvestern für den Maschienenfetischisten bis hin zu Backrezepten für die Mutter und ihr Kind – allen wird etwas geboten.

Da sind Mutterwitz und Selbstironie der vergangenen Förster-Epochen eher auf den Roten Listen zu finden; totzukriegen sind sie jedoch nicht :), denn …

der Mutterwitz stirbt zuletzt …
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Der feine Unterschied
(Dienstgrade in der Forstverwaltung und ihre Arbeitsplatzbeschreibung aus den 1980iger Jahren)

Forstabteilungsleiter
Er überspringt sehr große Wälder, ist stärker als eine 200-jährige Eiche, schneller als eine Gewehrkugel, kann auf dem Wasser eines Feuchtbiotops wandeln und regelt mit Gott den Lauf der Dinge.

Forstdirektor
Er überspringt kleine Wälder, ist stärker als eine verschulte Eiche, ist fast so schnell wie eine Pistolenkugel, kann bei Windstille auf dem Wasser eines Feuchtbiotops wandeln und spricht manchmal mit Gott.

Forstoberrat
Er überspringt ganz kleine Wälder bei günstigem Wind und mit genügend Anlauf, ist fast so stark wie ein Eichensämling, versichert glaubhaft, so schnell wie ein Flitzeboden zu sein, kann auf dem Wasser eines Feuchtbiotops balancieren und nach vorheriger Anfrage mit Gott unter vier Augen sprechen.

Forstrat
Er schafft kaum den Sprung über eine Eichenkultur, schätzt seine Stärke höher als die einer Zwille, kann ziemlich schnell fünf Pistolenschüsse in den Sand setzen, oft ganz gut im Feuchtbiotop schwimmen und wird ab und zu von Gott angesprochen.

Forstamtsrat
Er kann über eine Eichenkultur hinwegsehen und überschätzt seine Stärke. Er kann mit Zwille einen von fünf Bäumen treffen und im Feuchtbiotop ohne Luft zu holen tauchen. Er wird von Gott nicht mehr erhört.

Forstamtmann
Er macht große Sprünge, übersieht dabei die Eichen, von denen er erschlagen wird, kann manchmal mit der Steinschleuder einen Baum zufällig treffen, ohne sich dabei zu verletzen, kann im Feuchtbiotop an der Oberfläche bleiben und spricht zu den Bäumen.

Forstoberinspektor
Er läuft gegen Bäume, kann eine Eiche manchmal nach einem Hieb erkennen, erhält vorsorglich keine Wurfgeschosse, kann nur nach genauer Anweisung sich im ausgetrockneten Feuchtbiotop an der Oberfläche halten und spricht trotzdem zum Wasser.

Forstinspektor
Er stolpert beim Betreten einer kleinen Eichenkultur über die Wurzeln und sagt, nachdem er in ein kleines Matschloch gefallen ist: „Oh, da ist ein kleiner Tannenbaum!“ Er macht sich mit der Wasserpistole nass und führt Selbstgespräche.

Waldarbeiter
Er hebt mühelos jeden Wald hoch und geht darunter hindurch, stößt Eichen um, fängt Gewehrkugeln mit den Zähnen auf und zerkaut sie, lässt Wasser durch seine Blicke zu Eis erstarren und spricht: „Ich bin der Herr, dein Gott!“

Selbstbildnis: Karl-Friedrich Weber

KF Weber als Gartenzwerg 25-9-2018

Eine originelle Ergänzung mit einem kleinen Gedankenfehler: Der Forstpensionär kennt keinen Dienstherren außer seiner Frau und sieht sich wegen seiner Alimentierung durch die Bürger in einer lebenslangen Verpflichtung durch seinen Diensteid, Schaden abzuwenden. Dabei hilft ihm leider keine göttliche Weisheit, sondern die Erkenntnis der großen Physiker des 20. Jahrhundert, dass es Realität nicht gibt, sondern nur eine Wirklichkeit – die sich in der Befangenheit des jeweiligen Paradigmas allerdings nicht jedem erschließt. Es ist löblich, dass sie bemüht sind, mir da heraus zu helfen. [Antwort auf folgende Ergänzung: Der Forstpensionär betrachte die Eichen bald von unten, nässe ins vom Dienstherren alimentierte Bettchen und verwechsele Realitätsverweigerung mit göttlicher Weisheit.]

Ein "Lotse" durch den Info-Dschungel zur Wald-Problematik in Deutschland