Die dunkle Epoche 1933 – 1945
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29. 04. 2018:
ein Jahr alt, aber nicht veraltet …
Der mit 6.000 EURO dotierte Abetz-Hauptpreis 2017 ging an Prof. Dr. Hermann Spellmann, Leiter der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt und in dieser Einrichtung auch Leiter der Abteilung Waldwachstum.
Verliehen wurde er während der jährlichen Tagung des „Freundeskreises Großprivatwald“ im Schloss Clemenswerth in Sögel (Emsland).
Der erweiterte Preis sollte nach dem Willen des Stifters Johannes Fürst zu Waldburg-Wolfegg und Waldsee weiterhin vergeben werden, u.a. „aufgrund der Einsicht, dass es sinnvoll und notwendig ist, forstbetriebswirtschaftliche Leistungen zu honorieren, die derzeit vor dem Hintergrund einer sehr naturschutzlastigen Forstpolitik eher in den Hintergrund geraten“.
Die Jury besteht u.a. aus den bekannten Professoren Dr. Jörn Erler (Tharandt), Dr. Thomas Knoke (München) sowie Dr. Bernhard Möring (Göttingen).
Karl Abetz war deutscher Forstwissenschaftler und Hochschullehrer. Als NSDAP-Mitglied leitete er ab 1934 die Braunschweigische Landesforstverwaltung. Von 1942 bis zum Kriegsende war Abetz Generalreferent im Berliner Reichsforstamt und in dieser Funktion der einflussreichste Mitarbeiter des Generalforstmeister Friedrich Alpers.
Der Kriegsverbrecher Alpers wiederum war 1934 „Gaujägermeister“ des neu geschaffenen „Jagdgaus Braunschweig“. Er war wegen seiner Gewaltexzesse während der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Braunschweig zweimal vorübergehend als SS-Führer suspendiert worden und ein Hautverantwortlicher der Gleichschaltung und Verfolgung politischer Gegner im Freistaat Braunschweig.
Der jüngere Bruder des Karl Abetz, Otto Abetz, war von 1040 bis 1944 Botschafter Deutschlands im besetzten Frankreich. Er drängte bei Eichmanns Frankreichbeauftragten Dannecker auf rechtzeitige Verteilung der 400.000 gelben Judensterne und sorgte für die Abstimmung der judenfeindlichen Maßnahmen mit der SS.
Alles in allem also offenbar ein würdiger Name für einen würdigen Preis.
Karl-Friedrich Weber
Foto: Matthias Becker, Die Preisträger Prof. Dr. Hermann Spellmann (2.v.l.) sowie Dr. Fabian Härtl (2.v.r) im Kreis der Jury-Mitglieder (v.l.n.r.: Prof. Bernhard Möring, Dr. Jens Borchers, Prof. Thomas Knoke, Johannes Röhl)
27. 10. 2019
Forstliche Zeitgeschichte ist nicht zu trennen von der kollektiven Haltung einer gesellschaftlichen Elite. Das gilt auch für den forstlichen Stand seiner Zeit. Einblicke können Wortprotokolle großer Zusammenkünfte geben, die belegen, wie umfassend völkisches und revanchistisches Denken im Vorfeld des Nationalsozialismus verbreitet waren.
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Jahresbericht Deutscher Forstverein 1929, Erlag „Der Deutsche Forstwirt“, Berlin SW 11
Die Grüne Woche zu Danzig und Königsberg vom 24. Bis 30. Juni 1929, S. 109 ff.
Begrüßungsabend der Stadt Königsberg- mehrere hundert Gäste
Auszüge aus der Begrüßungsansprache durch Bürgermeister Dr. Goerdeler (Wortprotokoll)
„Geht Ostpreußen dem Deutschen Reiche verloren, – daß die Polen Ostpreußen nicht nur wirtschaftlich, sondern auch politisch einkesseln wollen, steht nach den Äußerungen verantwortlicher Leiter polnischer Stellen außer allem Zweifel – dann ist zunächst für das deutsche Vaterland eine Ernährungsmöglichkeit für 4 Millionen Menschen verloren.
…
Seien Sie sich, meine Damen und Herren, auch darüber klar, daß ein Verlust Ostpreußens bedeuten würde einen Verlust aller derjenigen deutschen Arbeit aller deutschen Stämme, die seit 700 Jahren in die deutsche Ostmark eingesetzt worden ist. Es würde dann der Kampf zwischen Polen und Germanen nicht mehr in dem Raume östlich der Weichsel geführt werden, sondern im Raume an der Oder. Und das ist ungefähr der Besitzstand unseres Volkes, den es vor 700 Jahren hatte. Ein Verlust Ostpreußens bedeutet eine Streichung der letzten 700 Jahre aus der deutschen Geschichte; ob sie wirtschaftlich und politisch überhaupt noch einmal wieder gutzumachen wäre, wage ich zu bezweifeln.
Noch mehr: Das deutsche Volk ist ein Volk ohne Raum; wir wissen es alle. Ob ihm Gelegenheit gegeben werden wird, noch einmal außerhalb Europas auf eigenem Gebiet seine überschüssige Kraft einzusetzen, steht dahin. Der Osten Europas bietet solche Gelegenheit, nicht dagegen der Süden und Westen.
Wir sind in Ostpreußen ja noch nicht auf dem vorgeschobensten Posten des Deutschtums. Ringen doch in unserer Nachbarschaft die neuen Staaten Estland und Lettland um ihre Existenz; sie sind erfüllt mit großen Hoffnungen und mit großem Mute. Sie wissen aber kaum, daß das Deutschtum, das 1919 dort der Vernichtung preisgegeben zu sein schien, inzwischen seine alte Kulturstellung in diesen Staaten wieder zu erringen im Begriff ist und daran geht, sich auch einen wirtschaftlichen Einfluß wieder zu verschaffen, trotzdem es nur 1-2 % der Gesamtbevölkerung ausmacht.
Die dynamischen Kräfte dieser 2 %, die sich unter schwierigsten Verhältnissen entwickelt haben, sind ein Beweis für das, was deutscher Wille und deutsche Fähigkeit zu leisten vermögen, wenn sie auf ganz eindeutige, zwangsläufig große Ziele eingestellt werden.
Das Ziel, das wir hier im Osten verfolgen, ist in erster Linie:
Den polnischen Korridor wieder zu beseitigen (Langandauernder lebhafter Beifall); er ist unhaltbar und eines großen Volkes unwürdig. (Erneuter Beifall).
Das zweite Ziel ist, dadurch unserem Volke wieder den ihm fehlenden Raum zu schaffen, unsere Wirtschaft, nicht zuletzt unserer Industrie im Westen und in den Mittelgauen unseres Vaterlandes wieder die Möglichkeit zu geben, ein ständig sich entwickelndes Absatzgebiet im nahen und fernen Osten zu gewinnen und dadurch auch dem deutschen Industriearbeiter wieder die Möglichkeit zur vollen Beschäftigung zu geben, anstatt der erniedrigenden und demoralisierenden Arbeitslosigkeit.
(Bravorufe)
Wir sind als Ostmärker davon überzeugt, daß, dieses Ziel zu erreichen, zunächst unsere Aufgabe ist. Wir, die wir durch Geburt und Beruf hierhergestellt sind, sind auch nicht gewillt, daß, was unsere Vorfahren hier geleistet und was sie uns überantwortet haben, fallen zu lassen; wir sind sehr wohl gewillt, dieses unseren Kindern möglichst in besserem Zustande wieder zu übergeben. Aber wir hoffen, daß wir bei einem solchen Streben, in dem uns nichts beirren kann und das wir bis zum letzten Atemzug verfolgen werden, von dem ganzen deutschen Volk , dessen Blut ja durch die Jahrhunderte hierher geflossen ist, unterstützt werden; denn es geht hier im Osten um die gesamte Zukunft unseres deutschen Volkes und unseres Vaterlandes.
Meine Damen und Herren vom Deutschen Forstverein! Sie tragen die grüne Farbe. Die grüne Farbe ist die Farbe der Hoffnung. Die Hoffnung lassen wir nicht sinken. Pflanzen sie draußen in Ihrer Heimat diese Überzeugung von unserer Hoffnung in die Herzen aller derer ein, mit denen Sie in Berührung kommen und begeistern Sie sie dafür, an diesem großen gemeinsamen Ziele mitzuarbeiten. Denn nur an der Arbeit für ein sehr großes und sehr schweres Ziel wird unser Vaterland wieder genesen.
Ich bitte Sie, meine Damen und Herren, mit mir einzustimmen in den Ruf:
Unser Deutsches Vaterland es lebe hoch!“
(Die Versammlung stimmt begeistert in den Ruf ein; anhaltender starker Beifall).
……………………….
Den Dank des Deutschen Forstvereins übermittelte der Vorsitzende Ministerialdirektor Dr. Wappes wie folgt: (Protokollauszug)
„Meine Damen und Herren!
Im Namen der Mitglieder des Deutschen Forstvereins und sicher auch im Sinne seiner Gäste danke ich dem Herren Bürgermeister der Stadt Königsberg für seine herzerhebenden Worte.
…
Ich weiß aus meiner eigenen Tätigkeit in der nationalen Abwehr des Westens, wie unsere Gegner die Geschichte auffassen; ihnen ist sie eine Quelle staatlicher Macht und eine Methode politischer Arbeit, ein Trieb nach vorwärts, eine Erweiterung ihres Machtbereichs und ich freue mich zu sehen, daß im Osten der gleiche Geist herrscht. Hier ist noch der alte Geist des Ritterordens, derjenigen, die aus den Ländern, aus denen die meisten von uns kommen, aus dem Westen und Süden, hierherkamen und die wir eigentlich als Vettern betrachten. Wir hören ja, daß damals das ganze deutsche Volk seine besten und tatkräftigsten Männer hierher gesandt hat, um ein neues Land zu schaffen. Wer heute an der Marienburg vorübergefahren ist und die stolze Burg in Augenschein nahm, wird gesehen haben, wie es damals gemacht wurde.
…
Und so hoffe ich, wenn wir hierher gekommen sind, um unsere Anteilnahme an dem Kampfe zu bezeugen, der hier fort und fort stattfindet – denn unsere Grenzen hier müssen wir als fließend betrachten – um zu sehen, wie gearbeitet wird, um unsere herzliche und innige Anteilnahme kund zu tun, so dürfen wir auf der anderen Seite gewiss sein:
Die Wacht im Osten ist in guten Händen! (Beifall).
Es ist möglich, daß das noch lange so sein muß; wir dürfen nicht erwarten, daß die Zustände, die ein Gewaltgebot geschaffen hat, so rasch zu ändern sind. Aber vielleicht ist es unseren Landsleuten im Osten ein klein wenig gut, wenn sie mit Forstleuten verkehren, denn sie können von uns etwas lernen; wir sind von Fachwegen gewöhnt zu warten. Das, was wir heute im Walde nutzen, die Bestände, die wir gegenwärtig schlagen, sind begründet worden, als Friedrich der Große herrschte und die Erhebung gegen Napoleon war. Und was wir heute erziehen, das wird erst reif für Enkel und Urenkel und vielleicht für noch spätere Geschlechter.
…
Hoffen wir, daß vom Osten wieder eine Kraft und eine Erhebung kommen werde. Wir im Innern des Reiches müssen, wenn wir uns richtig vaterländisch erheben wollen, von Zeit zu Zeit immer wieder einmal dahin gehen, wo an der Front gekämpft wird. Und daß hier still und entschlossen, aber mit größter Aufopferung eine Abwehr geführt wird, daß fühlen wir.
Da wir heute Gäste der Stadt Königsberg sind, bitte ich Sie, nach Jägerart Dank zu sagen und mit mir einzustimmen, wenn ich rufe:
Die gastliche Stadt Königsberg Horrido, Horrido, Horrido!“
(Die Versammlung stimmt begeistert ein)
Foto: Karl-Friedrich Weber
die Eiche, Sinnbild von Deutschtum – oder besser Deutschtümelei …
28. 10. 2019
Ein weiteres Zeitdokument von 1929. Es spiegelt das seinerzeitige Ständedenken auch innerhalb des Forstwesens wider. Höhere Staatsforstbeamte (Oberförster),Revierförster und mittlere Beamte gehörten verschiedenen Klassen an. Aus dem Vergleich edler Jagdhunderassen mit der Forderung nach Erhaltung des Geblüts aufeinanderfolgender Forstgenerationen, die sich in einer schlagenden Verbindung zu bewähren hatten, schimmert in der Aussprache der Rassengedanke durch. Auch die Verachtung von Politikern und Parteien der Weimarer Republik gehörte zum antidemokratischen Pflichtrepertoire von Rednern. Erst in den Nachkriegsjahrzehnten verblasste das Trennende und das Erbhofdenken. Ganz verschwunden ist es nicht, aber heute ohne Bedeutung.
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Bericht über die Mitgliederversammlung des Reichsforstverbandes am 27. Juni 1929, nachmittags 2 ¼ Uhr, in Königsberg in Preußen, aus Jahresbericht des Deutschen Forstvereins 1929, Verlag „Der Deutsche Forstwirt“, Berlin SW 11, S. 431 ff.
Der Reichsforstverband ist 1919 gegründet worden. Vertreten im Reichsforstwirtschaftsrat durch vier Vorstandsmitglieder. Vertreten in allen Sonderausschüssen des Deutschen Forstvereins.
Begrüßung erfolgte durch Vorsitzenden Oberforstmeister von Arnswaldt, Schlemmin.
Auszüge aus Tätigkeitsbericht durch Forstmeister Berlin, Everstorf in Mecklenburg. In seinen Begrüßungsworten kamen die Intentionen des RFB bereits zu Beginn deutlich zum Ausdruck:
(Auszüge)
„Wir pflegen auch bei einem Rückblick auf vergangene Jahre einen Blick zu tun auf die Beziehungen zu den Beamten in unserem Berufe, die mit uns arbeiten, zum Försterstande.
…
Möge endlich der gesunde Sinn unserer Försterschaft sich freimachen von jeder politischen Einstellung. Parteipolitik hat mit unserer Sache nichts zu tun. Es ist zu begrüßen, daß wir kürzlich in einem Holzhandelsblatt einen Artikel vorfinden konnten, der sich mit der Frage der Stellung der Oberförster und Förster eingehend beschäftigte, und der einmal auf manche Sachen hinwies, an die sonst gewöhnlich nicht gerade gerührt wird, einmal den Abbau der Verwaltungsbeamten, zum anderen die Bestrebungen der mittleren Beamten.
Das gilt nicht nur für die grüne Farbe, das gilt überall, wo man Stellen, die der höheren Beamtenschaft unstrittig zustehen, diesen wegzunehmen beabsichtigt. Dieser Artikel ist zu begrüßen, weil einmal darin auch andere Kreise über diese Frage aufgeklärt werden.
…
Wir wissen, daß das Bestreben zum Abbau weiterer Verwaltungsstellen und zum Ausbau des Revierförstersystems, wenn es uns auch nicht so mit Worten zugegeben wird, an manchen Stellen noch immer besteht. Der RFV hält unter allen Umständen an dem Oberförstersystem fest.“
„Kurz berühren muss ich die Beziehungen des RFV zum Reichsbund der höheren Beamten als unserer Spitzenorganisation. Im letzten Jahr haben wir in Goslar endlich auch den Verband der höheren Privatforstbeamten in den RFV aufgenommen. Damit war der RFV, der ja ein Berufsverband des Reichsbundes ist, die geschlossene Säule der ganzen deutschen Verbände der höheren Beamtenschaft. Kein einziger Berufsverband kann sich rühmen, so geschlossen alle ihm zugehörigen Beamten zu umfassen.“
„Die Bestrebungen des RFV sind insbesondere darauf gerichtet, die schweren Angriffe gegen das Berufsbeamtentum abzuwehren. Welche Gefahren in dieser Hinsicht vorliegen, ermißt jeder, der die Presse verfolgt und darin Artikel liest, die, vielfach von recht hohen Stellen ausgehend, parteipolitisch schwere Angriffe gegen das Berufsbeamtentum richten.
Weiter arbeitet mit größter Energie die mittlere Beamtenschaft, die immer wieder und weitgehend versucht, Stellen der höheren Beamtenschaft abzuringen. Sie wird darin unterstützt besonders auch von unrichtiger Auslegung der Bestimmung der Verwaltungsakademien, die in dieser Beziehung für die höhere Beamtenschaft eine ganz außerordentliche Gefahr bedeutet.
…
Dann ist es vor allen Dingen notwendig, daß wir in unseren Verbänden betonen, daß schärfster Einspruch erhoben wird gegen die parteipolitische Besetzung höherer Regierungsstellen, und daß manche Stellen, die früher nur sachlich und fachlich vorgebildete Personen vorbehalten waren, nur noch nach parteipollitischen Grundsätzen und ohne Forderung der nötigen Fachbildung besetzt werden.
Wir haben in meinem engeren Vaterlande (Mecklenburg) kürzlich einen öffentlichen Protest dagegen erheben müssen, daß ein Forstsekretär mit der Kontrolle eines Forstmeisters beauftragt wurde.
(Vielfache Pfuirufe. Rufe: Unerhört!)
Es hätte nicht viel gefehlt, daß dieser Sekretär in das Ministerium als Regierungsrat übernommen worden wäre.
(Rufe: Unerhört!)“
„Wir haben in Goslar nochmals beschlossen, daran festzuhalten:
A. Ministerialforstbeamte
– Ministerialforstdirektor
– Ministerialoberrat
B. Forstbeamte der Mittelbehörde
– Regierungs- und Forstdirektor
– Oberregierungs- und Forstrat (Oberregierungsrat)
C. Vorstände der Forstämter
– Oberforstrat (Regierungsoberforstrat) für gehobene Stellen
– Forstrat (Regierungsforstrat)
D. Planmäßige Verwaltungsbeamte ohne Forstämter
– Oberförster
E. Anwärter
– Forstassessor
– Forstreferendar
…
Endlich weise ich darauf hin, daß es hoffentlich unseren Bemühungen gelingen wird, ein Forsttaschenbuch, das uns allen fehlt, und ausschließlich für Forstverwaltungsbeamte bestimmt ist, zum Ausdruck zu bringen; unter Umständen im Selbstverlag.“
Aussprache (Auszug):
Oberförster Fuhr, Benzberg (Bez. Köln)
„Ich selbst als Vorsitzender des Vereins der wissenschaftlich gebildeten Staatsforstbeamten Sachsens möchte betonen, daß der Landesverein der sächsischen staatlichen Forstverwaltungsbeamten unverändert auf dem Standpunkt steht, daß die Ausbildung der Forstverwaltungsbeamten auf die Universität gehört, und daß er dieses Ziel im Auge behält, wenn auch zur Zeit infolge der getroffenen Anordnung nicht durchführbar ist.“
Regierugsrat Dr. jur. von Rhein, Schloß Bagenz, Niederlausitz (Vertreter des Privatwaldbesitzes)
Bedankt sich für die Einladung als Vertreter des mittleren Privatwaldbesitzes beim Vorsitzenden. Begründet langatmig seine fachliche Legitimation zum Gegenstand (Forstl. Studium und Freizügigkeit) zu sprechen. Führt dann zum Nachwuchs u.a. aus:
„Ich beschäftige seit Jahren bereits junge Forstakademiker während der Ferien als Hilfsförster. Ich habe da junge Herren kennengelernt, die entweder für den Staatsdienst oder Kommunaldienst angenommen waren, junge Studenten aus Münden oder Eberswalde, oder aus Tharandt und Gießen. Ich habe im Ganzen recht gute Erfahrungen gemacht, zumal ich von alten Bekannten aus dem Lehrkörper in Eberswalde unterstützt worden bin.
Aber auch, weil ich als alter Waffenstudent – ich studierte vor fast 70 Semestern in dem auch forstlich hervorragenden Tübingen – mich meiner alten Verbindung bedienen konnte.
Ich sehe, daß in diesem vortrefflichen Kreise weit über die Hälfte der Herren gleich mir das lange Messer einst gehandhabt hat, was hoffentlich auch in Zukunft so bleiben wird. Ich darf mir daher wohl erlauben, zur Frage, was man von einem jungen Bewerber für den höheren Forstdienst verlangen kann und darüber, was er von Hause aus unbedingt dazu mitbringen muss, eine Ansicht auszusprechen und weiterhin darüber, ob das neuerdings vertretene System, die Anwärter auszuwählen, eine Verbesserung oder ein Nachteil ist.
Der Kreis der anzunehmenden hat ja leider immer enger gezogen werden müssen. Um ganz gerecht und objektiv zu erscheinen, in unserer Zeit, wo leider auch Parteipolitik in den grünen Wald sich hineinzudrängen sich bemüht fand, hat man den Hauptwert auf ein möglichst vortreffliches Abgangszeugnis gelegt, und zwar vornehmlich auf das Gut in Mathematik und im Deutschen. Letzteres ist an sich zu loben, obwohl der Forstmeister kein Schreiber sein sollte, ersteres geht zweifelsohne zu weit.
Ich selbst habe zwar 1892 auf dem Kasseler Kaisergymnasium in Mathematik eine zwei erlangt, indessen ich weiß am besten, daß ich eigentlich keine drei verdient hätte. Wie Sie aber gehört haben, und wie meine Bekannten im Berufe wissen, hat mich diese Unzulänglichkeit nicht gehindert, meine heruntergewirtschaftet übernommene Forst in eine allgemein anerkannte gute Verfassung zu bringen und wirtschaftliche Erfolge zu erzielen.
…
Meine Herren, man predigt uns Waldwirten heute so eifrig und eindringlich den Wert der Provenienz, man verlangt, dass wir nur solche jungen Pflanzen in den Waldboden bringen, deren Abstammung einwandfrei und deren Eignung für den Standort dargetan ist. Wir folgen auch ohne weiteres diesen Mahnungen. Es setzt ja auch niemand einen Hund aus einer Promenadenmischung auf die Rotwildfährte, sondern er geht mit einem Schweißhunde hinaus, von möglichst edler Abstammung.
Ja, meine Herren, wenn das beim Waldbau und auf der Jagd selbstverständlich ist, so will es mir ebenso selbstverständlich erscheinen, daß der Staat bei der Annahme zuvörderst den Bedarf aus den Reihen der höheren Staatsforstbeamtensöhne deckt, aus der grünen Farbe.
Wir haben doch ganze Generationen von Forstleuten, wo sich die Fähigkeiten vom Großvater auf Sohn und Enkel vererbt haben. Aus dem grünen Walde kommt uns das Heil und nicht vom grünen Tisch, wo man heutzutage gern alles gleich machen möchte und Imponderabilien nicht mehr anerkennen will. Ich rate dringend auch hier mehr nach der Provenienz zu fragen.
(Zuruf: Geschieht ja auch.)
Was ich eigentlich gern dazu sagen möchte, will ich in der öffentlichen Versammlung heute lieber nicht tun. Sie wissen ja auch alle, was ich verschweige.
…
Die Wichtigkeit des Revierverwalters, dem Beflissene zugeführt werden, kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Die erste und notwendigste Forderung, die an den Lehrherren gestellt werden muss, ist die der unbestechlichen Sachlichkeit und Gerechtigkeit.
Ich meine damit, die Gerechtigkeit gegenüber der Gesamtheit, die Unbrauchbare, Unfähige und Faule ohne Erbarmen und rücksichtslos ausscheidet, ohne sentimentale Regungen.“
Die dunkle Epoche 1933 – 1945
Forstwirtschaft in der Zeitgeschichte – Eine Einführung
Die Niedersächsischen Landesforsten haben sich seit vielen Jahren den Slogan „Wald in guten Händen“ zu Eigen gemacht. Was im Zusammenhang einer zielgerechten Waldwirtschaft „gute Hände“ bedeuten, müssen wir hier nicht philosophisch klären. Wir haben bereits an anderer Stelle die Frage erörtert, ob und wie in der Anfangsphase der forstlichen PR begrifflich daneben gegriffen wurde. Guter Forstwirtschaft steht folgerichtig böse Forstwirtschaft gegenüber. Wollen wir das so sehen? Oder wäre es nicht richtiger, Gut und Böse auf moralisch und ethische Normen in Bezug auf menschliches Wirken zu begrenzen und nicht auf eine Waldwirtschaft, die richtig oder falsch sein könnte und damit stets der Interpretation und Wahrnehmung von Sachverhalten in einem Diskurs unterliegt, der sich im Idealfall an den gesellschaftlichen Zielen ausrichtet?
Wenn es aber so verstanden werden sollte, dass die guten Hände, in denen der niedersächsische Wald die ihm zukommenden Geborgenheit gefunden hat, folgerichtig auch guten Menschen zuzuordnen sind, hat es zu irgendeiner Zeit auch den Wald in bösen Händen gegeben. Diese Hände waren dann auch bösen Menschen zuzuordnen. Dann wären die Kritiker böse Menschen, die das, was die guten Hände gegenwärtig tun, nicht gut finden. So war es sicher nicht gemeint.
Weil aber alles, was Wirkungen entfaltet, bereits Vergangenheit ist, wenn wir darüber nachdenken, stellt sich die Frage, wieviel Böses dieser Vergangenheit bis in die Gegenwart und Zukunft Wirkung entfaltet, ohne sich darüber bewusst zu sein und ohne demzufolge darüber nachzudenken weiterhin tradiert wird.
Das ist ein schwieriges Unterfangen, weil es unlösbar mit Emotionen und starken Affekten verbunden ist. Aber dürfen wir aus Scheu vor diesen Reaktionen den seichten Weg gehen, dem sich hingeben von Mythen, die nicht hinterfragt werden, weil sie scheinbar den heutigen Interessen einer wie auch immer definierten Gruppe entgegen stehen? Und die uns in der Folge möglicherweise auf einen falschen Weg führen?
Soziologisch betrachtet, kennzeichnet es so benannte starke Gruppen, ihren „bedrohten“ Zusammenhalt und ihren Einfluss gegenüber äußeren Kräften durch die Bindung starker Mythen entgegen zu treten. Die forstliche Öffentlichkeitsarbeit der Gegenwart ist voll davon. Auch wenn es nicht so erscheint – da wirken bei allem nach außen getragenen Selbstbewusstsein starke Unsicherheitsgefühle. Sie sind unter anderem auch die Folge von Verdrängung und nicht geleisteter Aufarbeitung forstlicher Zeitgeschichte.
Waldwahrheit wird im kommenden Jahr 2015 in loser Folge zeitgeschichtliche Episoden aufgreifen und sie in den ausschnitthaften Kontext von Personen und Situationen stellen, sich dabei aber weitestmöglich einer Interpretation entziehen, was fachlich richtig oder falsch gewesen ist. Das sei Aufgabe des Lesers.
Zu dem, was gut und böse zu bewerten ist, kann sich dabei nur auf menschliches Verhalten beziehen und nicht an einer Sache ausrichten. Insofern bleibt der Slogan „Wald in guten Händen“ eine der unsinnigsten Aussagen, die sich Forstleute einfallen lassen konnten.
Karl-Friedrich Weber
28. 12. 2014 :
Die dunkle Epoche 1933 – 1945
Folge 1
Zur braunschweigischen Forstgeschichte
Es roch nach Aufbruch. Nicht nur der Forstwissenschaftler Alfred Möller prägte diesen Aufbruch in den 1920er Jahren durch seine Dauerwald-Idee. Die Tagungen des Deutschen Forstvereins in dieser Zeit waren voll von hochkarätigen Diskussionen, in denen geschliffen und kompetent um den richtigen Weg künftiger waldbaulicher und forstwirtschaftlicher Zielsetzungen gerungen wurde. Es schien, als ob sich der Dauerwaldgedanke im gesamten Deutschen Reich gegenüber der Bodenreinertragslehre durchsetzte.
Und dann wurde alles anders. Es war das Jahr 1933. Der Nationalsozialist Dietrich Klagges, jüngster Sohn von sieben Kindern eines Waldwärters, wurde am 06. Mai 1933 von Reichsstatthalter Wilhelm Loeper zum Ministerpräsidenten des Freistaates Braunschweig ernannt, nachdem er sich selbst für das Amt vorgeschlagen hatte. Klagges´ Ziel war die Schaffung eines NS-Musterlandes.
Sein Werdegang ist unter Wikipedia nachzulesen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Dietrich_Klagges .
Jeder konnte damals wissen, wer Klagges war. Seit 1921 bestätigte er sich als Autor völkischer, antidemokratischer und antisemitischer Schriften. Seine teilweise theologischen Veröffentlichungen, wie z.B. das Urevangelium Jesu (KLAGGES 1926), sind von radikal religiösem Rassismus geprägt
Klagges verfolgte unnachsichtig politisch Andersdenkende bis in den Tod, lies ab dem 21. Januar 1941 die Juden Braunschweigs in die Konzentrationslager deportieren.
Am 12. April 1945 wurde Klagges von den in Braunschweig einrückenden amerikanischen Truppen gefangen genommen, zunächst von einem Militärgericht zu sechs Jahren Zuchthaus verurteilt, ab 1950 durch den Generalstaatsanwalt Fritz Bauer einem normalen Strafverfahren zugeführt und am 04. April 1950 zu lebenslänglichem Zuchthaus wegen der von ihm als Braunschweiger Staatsminister und Ministerpräsident begangenen Verbrechen verurteilt – u.a. wegen der „Rieseberg-Morde“.
Der Bundesgerichtshof hob dieses Urteil 1952 wieder auf. Die Haftstrafe wurde auf 15 Jahre reduziert. Klagges verteidigte sich, er habe von alldem nichts gewusst, da er nur vom Schreibtisch agiert habe.
1957 wurde Klagges vorzeitig aus der Haft entlassen und zog mit seiner Frau nach Harzburg, wo er sich bis zu seinem Tode 1971 hauptsächlich als Verfasser rechtsradikaler Schriften betätigte und Kontakte zu Neonazi-Gruppen in Niedersachsen unterhielt.
Als ich als 15jähriger Schüler die erste Waldjugendgruppe der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald Niedersachsens in meiner Heimatstadt Goslar gründete, wurde Klagges, der in der Nachbarstadt Bad Harzburg wohnte, in den Gesprächen zwischen Forstleuten als Mentor der Braunschweiger Forstwirtschaft in den dreißiger Jahren bezeichnet. Verstanden hatte ich das in meinem Alter noch nicht.
Foto: Dietrich Klagges
Die dunkle Epoche 1933 – 1945
Folge 2
Zur braunschweigischen Forstgeschichte
Dietrich Klagges, Ministerpräsident des Freistaates Braunschweig, ernannte den Juristen und Sturmbannführer Friedrich Alpers 1933 zum Justiz- und Finanzminister und 1934 zum Gaujägermeister für den Jagdgau Braunschweig.
Ihm unterstand die SS-Hilfspolizei. Er war einer der Hauptverantwortlichen der brutalen „Gleichschaltung“ im Land Braunschweig.
Das Landesforstamt wurde in sein Staatsministerium integriert. Es wurden von ihm der Oberforstmeister und Forstwissenschaftler Karl Abetz für die technische und wirtschaftliche Leitung sowie der Forstrat Dr. Eißfeldt für die staatlichen Hoheitsaufgaben in das Staatsministerium berufen.
Abetz war der ältere Bruder des NS-Diplomaten Otto Abetz. Er trat nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten am 01. Mai 1933 der NSDAP bei. Von 1942 bis Kriegsende war Abetz Generalreferent im Berliner Reichsforstamt. In dieser Funktion war er der einflussreichste Mitarbeiter des Generalforstmeisters Friedrich Alpers.
Nach Kriegsende wurde Abetz aus dem Hochschulamt entlassen, war aber ab 1947 wieder für die badische Landesforstverwaltung tätig und konnte ab 1949 seine Professur an der Universität wieder aufnehmen.
Karl Abetz war Herausgeber der Zeitschrift „Allgemeine Forst und Jagdzeitung“, ab 1957 Ehrendoktor der Universität Helsinki.
Seit 1972 wird der 1971 gestiftete Karl-Abetz-Preis von der Forstwissenschaftlichen Fakultät der Universität Freiburg für herausragende Abschlussarbeiten und Dissertationen in der Regel alle zwei Jahre Verliehen.
Hierzu auch SEEMANN, SILKE: Die politischen Säuberungen des Lehrkörpers der Freiburger Universität nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges (1945 – 1957). Freiburg 2002.
Foto: Friedrich Alpers, geb. 25.03.1901 bei Baunschweig
Die dunkle Epoche 1933 – 1945
Folge 3
Zur braunschweigischen Forstgeschichte
Woher der neue Wind nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten blies, wurde in der Staatsforstverwaltung des Freistaates Braunschweig bald deutlich.
Der Braunschweigische Finanzminister machte am 01. September 1933 in einem Runderlass mit dem Aktenzeichen F IV 87/33 klar, wo es für „sämtliche Beamte und Angestellte“ der Staatsforstverwaltung lang zu gehen habe. Alfred Möllers Dauerwaldgedanke wurde zu den Akten gelegt, die elitäre Ausrichtung des forstlichen Berufsstandes als herausgehobene Gruppe analog zum Reichsnährstand der Bauern vorgenommen.
Wir zitieren auszugsweise:
„Als staatlichem Wirtschaftsbetrieb kommt der Staatsforstverwaltung außer ihren gemein- und finanzwirtschaftlichen Aufgaben auch die Pflicht zu, ein Musterbeispiel eines in echt nationalsozialistischem Geiste geführten Betriebes für die übrige Wirtschaft zu sein. Vom jüngsten Waldarbeiter über den Betriebsbeamten und den Forstamtsvorstand bis hinauf zur Verwaltung im Ministerium muß das von der nationalsozialistischen Idee getragenen Band der Werks- und Schaffensgemeinschaft alle umschlingen.“
… „Wenn im alten Parteienstaat der Beamte sich im Allgemeinen von der Politik ferngehaltn hat, so ist das in gewisser Weise verständlich. Im nationalsozialistischen Staat ist das jedoch völlig anders; denn der nationalsozialistische Staat stellt, forstlich gesprochen, eine absolute Schlußformation dar, nach welcher nur noch eine allgemeine Verzweiflung und das Chaos denkbar wären.
Der Beamte als Träger des Staates kann daher nicht damit rechnen, auch noch in einem beispielsweise kommunistischen Staate den deutschen Wald verwalten zu können. Er steht und fällt mit dem nationalsozialistischen Staate, und bei einem Untergange desselben würden nicht nur die leitenden Beamten, sondern jeder Beamte auch auf dem letzten Posten eben als Träger des nationalsozialistischen Staates rücksichtslos einer brutalen Ausrottung anheimfallen.
Ich muss daher von jedem Beamten verlangen, daß er sich seiner Pflicht in dieser Beziehung voll bewußt wird, daß er sich durchaus positiv und aktiv zum nationalsozialistischen Staate einstellt, und daß er an die Stelle kleinlicher Erwägungen und zweifelnder Berechnungen eines felsenfesten Glaubens an die Sendung Adolf Hitlers setzt.“
… „Diese Einstellung führt den Beamten dazu, daß er sich eng an die Organisation der N.S.D.A.P., insbesondere deren Kampfformation SA. und SS., die ja genau wie er Träger des Staates sind und mit denen ihn eine Schicksalsgemeinschaft auf Tod und Leben verbindet, anschließt und in denselben sich auch aktiv betätigt und mitarbeitet.“
„Die Zeit, in der wir leben, hat die in der Geschichte einzig dastehende Aufgabe, Jahrhunderte alte überholte Bindungen und Hemmungen zu beseitigen und an ihre Stelle eine schlichte, natürliche, organisch gewachsene Ordnung und Verwaltung aller Dinge zu setzen.
Jedem, der bereit ist, in diesem Sinne mitzuarbeiten, wird die Hand geboten.
Ich werde aber andererseits auch gegen jeden rücksichtslos vorgehen, der sich als gleichgültig oder gar schädlich erweisen sollte.
Alle, die berufen sind, an dem großen Werke mitzuarbeiten, tragen vor der Geschichte und den Generationen, die nach uns kommen, die Verantwortung dafür, daß nichts Halbes entsteht, sondern daß eine Grundlage geschaffen wird, auf der auch wirklich Jahrhunderte aufbauen können.
gez. Alpers Beglaubigt: F. Kanzleiinspektor“
Selbst wenn wir die schwülstige Diktion zumindest teilweise als Produkt des Geistes der Zeit verstehen könnten – der menschenverachtende furchtbare Inhalt dieser Botschaft war zumindest jedem bewusst, der sich selbst im Geiste akademischer Bildung erkannte oder sich den christlich-abendländischen Werten verbunden sah.
Die neuen Führungseliten im Freistaat Braunschweig und im Reich, auch die forstlichen, waren Täter, nicht Opfer. Sie waren sich ihrer ihnen zugedachten Rolle bewusst.
29. 12. 2014 :
Die dunkle Epoche 1933 – 1945
Folge 4
Zur braunschweigischen Forstgeschichte
Der Reichsjägerhof
Der Braunschweigische Ministerpräsident Dietrich Klagges sowie der Justiz- und Finanzminister Friedrich Alpers versuchten, mit verschiedenen Bauten die Gunst der Reichsführung zu erlangen. Klagges suchte insbesondere die Freundschaft Görings, dessen Jagdleidenschaft bekannt war. Er ernannte Alpers zum Gaujägermeister und ließ als Geschenk für Göring 1934 durch den Architekten Herzig in der Buchhorst einen „Reichsjägerhof Hermann Göring“ errichten, dem später eine Fasanenzucht und ein „Reichsfalkenhof“ hinzugefügt wurden.
Der Braunschweiger Jägerhof sollte, so die Hoffnungen der Braunschweiger Nationalsozialisten, als Muster5 für alle in anderen Gauen zu errichtenden Jägerhöfe dienen.
Am 05. Mai 1935 weihte Göring persönlich das Gebäude ein. Die „Stiftung Reichsjägerhof“, zu der das Klostergut Riddagshausen mit Teichgelände, die Buchhorst mit dem „Grünen Jäger“ und dem Wildpark mit Fasanerie gehörten, sollte vorrangig für Tagungen der Gaujägermeister sowie für Staatsjagden zur Verfügung stehen.
In der Presse wurde begeistert von diesem Ereignis berichtet, das von „stürmischem Beifall und frohem Jubel“ begleitet gewesen sei (Braunschweiger Tageszeitung vom 6. Mai 1935).
Um den zu erwartenden Staatsgästen die Fahrt vom Hauptbahnhof zum Reichsjägerhof zu erleichtern, wurden mit hohem Kostenaufwand 1937/38 die zuführenden Straßen repräsentativ zu einer Prachtstraße ausgebaut. Der Friedrich-Wilhelm-Platz wurde umgestaltet und in Adolf-Hitler-Platz umbenannt. Den Prinzenpark durchschnitt nu eine Autostraße, die Hermann-Göring-Allee, heute Ebertallee.
Göring nutzte den Reichsjägerhof allerdings nie als Nachtquartier, auch nicht im Jahr 1938, als er eine große Staatsjagd mit ausländischen Botschaftern in der Buchhorst ausrichten ließ. Er zog es vor, in seinem Salonwagen der Reichsbahn zu übernachten. Zu diesem Zweck wurde eigens ein Gleis vom Braunschweiger Bahnhof zum Reichsjägerhof verlegt.
Quelle:
Bein,R.: Zeitzeichen, S. 123 und 132-136;
ders.: Zeitzeugen, Bd. 1, S. 28ff.;
ders.: Erzählzeit.
Erinnerung Karl-Friedrich Weber: Im November 1960 fand ich mich zu einem Vorstellungsgespräch im Jägerhof ein, der damals Sitz der Forstabteilung im Verwaltungsbezirk Braunschweig und des Forsteinrichtungsamtes war. Da die Straßenbahn nur bis Riddagshausen fuhr, ging ich den letzten Kilometer auf der ehemaligen Hermann-Göring-Allee zu Fuß. Die Gebäude im vermeintlich germanischen Holzbaustil und die Atmosphäre der Innenräume mit ihren Jagdgemälden beeindruckten mich zutiefst. Mein größter Wunsch war, in diese Welt aufgenommen zu werden.
Foto: Karl-Friedrich Weber
Blick auf die Klosterteiche Riddagshausen und die Buchhorst links oben. Der Jägerhof ist von Bäumen verdeckt und nur mit einem Gebäude (rotes Dach) erkennbar
Die dunkle Epoche 1933 – 1945
Folge 5
Zur braunschweigischen Forstgeschichte
Die Hubertusfeier 1936
Am Hainberg im heutigen Forstamt Liebenburg, seinerzeit eine Art Kultstätte der Nationalsozialisten, organisierte als Leiter der Forstabteilung im Braunschweigischen Finanzministerium der Oberforstmeister, Forstwissenschaftler und SS-Mann (Mitgliedsnr. 88.140) Dr. Kurd Eissfeldt die Hubertusfeier 1936. In einer 6-Seitigen Verfügung F IV 10 317 vom 28. Oktober 1936 wurde genauestens geregelt, wie die Beteiligung der Forstverwaltung abzulaufen habe.
Als Teilnehmer wurden festgelegt: „Alle Forstbeamten und –anwärter einschließlich der Forstwarte … ferner nehmen teil von jedem Forstamt zwei Waldarbeiter, die bisher zu einer Hubertusfeier oder zur Feier des 1. Mai in Braunschweig noch nicht entsandt waren.
Der korrekte Anzug war ein Kernelement.
Hierzu wurde vorgeschrieben: „ … Die Forstbeamten tragen Rock A mit kurzer Hose und grünem Hemd, lange Stiefel, Leder- oder Wickelgamaschen (keinesfalls Wadenstrümpfe!), Hut, Koppel, Hirschfänger, graue Handschuhe, grosse Ordensschnalle. Die Waldarbeiter tragen Arbeitskleidung, kurze Hose (möglichst Lanchester) mit langen Stiefeln, Leder- oder Harzer Gamaschen, weichen schwarzen Hut (keinesfalls Mütze!), rotes Halstuch. Der blaue Kittel zum Überziehen wird auf dem Hainberge ausgegeben. Jeder Waldarbeiter trägt ein Arbeitsgerät und einen Holster oder Rucksack, ferner am Hut einen Fichtenbruch. … Die Bürobeamten und –angestellten der Forstverwaltung können an der Hubertusfeier als Zuschauer teilnehmen. Sie erhalten jedoch hierfür keine Tagegelder, dürfen aber in den Autobussen der Forstämter mitbefördert werden. Bei der Ankunft auf dem Parkplatz I erhalten sie auch einen Essen-Gutschein, erhalten jedoch nicht eine Teilnehmerkarte für die Tribüne A. … Die Angehörigen sämtlicher in der Forstverwaltung tätigen Personen können Teilnehmerkarten für die freie Tribüne E von den örtlichen KdF-Stellen und durch die Ortsgruppen der NSDAP gegen Zahlung eines Unkostenbeitrages von -.20 RM beziehen. Die Beförderung und Verpflegung dieser Personen muß jedoch ihnen selbst überlassen werden. Eine Mitfahrt von Angehörigen in den Autobussen der Forstämter ist unter gar keinen Umständen gestattet.“ …
So war alles perfekt geregelt, auch das Oben und Unten innerhalb eines Forstamtes. Dieser Geist wirkte durchaus noch in den Jahrzehnten nach dem Krieg fort und begann erst in den 1970er Jahren zu verblassen. Heute ist er Vergangenheit.
15. 11. 2015 :
Die dunkle Epoche 6 – Gruß der Beamten
(Amtsblatt der braunschweigischen Frotverwaltung Nr. 436 vom 3. Dezember 1934)
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Wir setzen Episoden aus der forstlichen Zeitgeschichte fort – siehe auch „Die dunkle Epoche 1 – 5 vom 28.12 bis 31.12.2014“
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436b. – Gruß der Beamten usw.
Nr. F IV 7356/33 Br., den 2.11.1933
„Die bisherige Bestimmung, wonach die Forstbeamten in Uniform durch Anlegen der rechten Hand an die Kopfbedeckung zu grüßen hatten, wird aufgehoben.
In Zukunft haben alle Forstbeamten – ganz gleich, ob sie Uniform oder Zivil tragen und ob sie eine Kopfbedeckung tragen oder nicht – sowie die sämtlichen übrigen in der Forstverwaltung beschäftigten Beamten, Angestellten und Arbeiter den deutschen Gruß durch Erheben des ausgestreckten rechten Armes, wobei die Hand in Augenhöhe steht, zu erweisen.
Hierbei sind die Worte: „Heil Hitler“ zu rufen.
Wegen eines Grußverhältnisses zwischen den Forstbeamten einerseits und der Reichswehr, Schutzpolizei, Landjägerei, SS. und SA. andererseits sind Verhandlungen im Gange. Es wird hierüber in absehbarer Zeit eine besondere Verfügung ergehen.
Den nachgeordneten Beamten, Angestellten und Arbeitern ist in geeigneter Weise von dieser Verfügung Kenntnis zu geben.“
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Unterzeichnet wurde die Geschäftsordnung für die Forstabteilung des Finanzministers von Dietrich Klagges, Ministerpräsident des Freistaates Braunschweig und Friedrich Alpers, Finanz- und Justizminister des Freistaates.
Beide sind für mindestens 25 Morde durch die SA. verantwortlich gewesen, darunter den Mord an 11 Personen am 4. Juli 1933, die in die zeitgeschichtlichen Analen als die Rieseberg-Morde eingingen.
– Nichts anderes geschieht heute in besetzten irakischen und syrischen Landesteilen durch den IS.
08. 01. 2015 :
Die dunkle Epoche 1933 – 1945
Folge 6
Zur braunschweigischen Forstgeschichte
Holzbedarfsdeckung
Im Reichsministerialblatt der Forstverwaltung Nr. 31 vom 9. November 1942 wurde die Verleihung des Ritterkreuzes des Eisernen Kreuzes durch den Führer an den Generalforstmeister Staatssekretär Friedrich Alpers bekannt gemacht.
Das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ist eine Stufe des Eisernen Kreuzes, das am 1. September 1939, anlässlich des Polenfeldzuges, von Adolf Hitler neu gestiftet wurde.
Friedrich Ludwig Herbert Alpers war ein deutscher NSDAP-Politiker, Minister des Freistaates Braunschweig, SA- und SS-Mitglied, Generalforstmeister, Staatssekretär und Offizier. Alpers ist für zahlreiche Verbrechen der Nationalsozialisten in Braunschweig mitverantwortlich gewesen.
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Am 01. Oktober 1942 erschien im Reichsministerialblatt Nr. 27 der Herbsterlass zur Holzbedarfsdeckung im Forstwirtschaftsjahr 1943 durch den Reichsbeauftragten für Holz Parchmann.
Im Vorspann heißt es: „Auch im Forstwirtschaftsjahr 1942 hat die Deckung des Bedarfs der Wehrmacht und der Kriegswirtschaft erhöhte Anforderungen an den Rohstoff Holz gestellt. … Abgesehen von wenigen Fällen, in denen es notwendig war, mit Zwangsmaßnahmen und Strafen vorzugehen, haben die Betriebe der Forst- und Holzwirtschaft und die beteiligten Dienststellen die Bedeutung ihrer Aufgaben für die Kriegswirtschaft erkannt und sie in gemeinsamer Arbeit allen Schwierigkeiten zum Trotz erfüllt. … Ich spreche die Erwartung aus, daß auch im vierten Kriegsjahre alle Beteiligten unter vollem Einsatz ihrer Person die gestellten Aufgaben meistern und die Opfer tragen werden, de für den Freiheitskampf unseres Großdeutschen Vaterlandes verlangt werden müssen.“
Es heißt weiter: „Die Deckung des Kriegsbedarfs erfordert voraussichtlich trotz der langjährigen Übernutzungen im deutschen Walde insgesamt eine mäßige Einschlagssteigerung. …
Zur Erreichung dieser Steigerung ist die verschärfte Inanspruchnahme einiger Forst- und Holzwirtschaftsämter notwendig, da verschiedene Bezirke infolge zwangsläufig überhöhter Nutzungen in den vergangenen Jahren … nicht in gleichem Umfange herangezogen werden können …“
In zahlreichen weiteren Weisungen dieser Jahre wird deutlich: Die Wälder des Reiches wurden übernutzt, in voller Kenntnis ihrer Folgen.
In den 1960er Jahren hieß es zu dem Thema, die Hiebe der Nachkriegszeit haben insgesamt lediglich einen leichten Knick in der Vorratskurve verursacht.
Heute wird in Verlautbarungen begründet, dass niedrige Massenvorräte insbesondere von Fichtebeständen eine Folge der sogenannten Engländerhiebe nach dem zweiten Weltkrieg seien.
Jemand behauptet etwas, andere schreiben ungeprüft ab und schon wird ein Mythus wiederbelebt, der bereits widerlegt war.
Die dunkle Epoche 1933 – 1945
Folge 7
Zur braunschweigischen Forstgeschichte
Holzbedarfsdeckung – Ausnutzung des Holzes
Wie stark schon bald nach der Machtergreifung der Druck auf die Ressourcenwirtschaft im Dritten Reich wurde, zeigt eine Verfügung der Braunschweigischen Forstverwaltung Nr. F IV 8111 vom 17. September 1937 (Auszug):
„Der große Holzbedarf für die Durchführung des Vierjahresplanes gibt mir Veranlassung, allen Beamten und Waldarbeitern die größte Sorgfaltspflicht bei der Ausnutzung und Aufarbeitung des Holzes zur Pflicht zu machen. Insbesondere habe ich Veranlassung, auf folgende Punkte aufmerksam zu machen:
1. Höhe der Wurzelstöcke: Mit Ausnahme weniger Bezirke muß die übliche Höhe der Wurzelstöcke noch immer als viel zu hoch und als unvereinbar mit der Notwendigkeit sparsamer Holzausnutzung bezeichnet werden. … Die Arbeiter sind deshalb bei jeder Gelegenheit in eindringlicher Form darauf hinzuweisen, daß die auf diese Weise leicht erzielbare Holzersparnis eine nationale Pflicht und Nichtbefolgung der gegebenen Anordnungen einer bewußten Schädigung des Vierjahresplanes gleichzusetzen ist. … Keinesfalls darf geduldet werden, daß es bei einigen wirkungslosen Ermahnungen in dieser Hinsicht bleibt. Wo die Erreichung des Ziels auf diesem Wege nicht erreichbar ist, ist mir zu berichten. …“
Im Auftrage gez. Dr. Hampe
Foto: Karl-Friedrich Weber
10. 01. 2014 :
Die dunkle Epoche 1933 – 1945
Folge 8
Zur deutschen Forstgeschichte
Aufruf an das deutsche Landvolk zum verstärkten Einsatz bei der Holzabfuhr
Im Runderlass des deutschen Reichsforstmeisters vom 13.11.1943 – H 578.01-147- wurde ein Aufruf des Reichsbauernführers Backe und des Reichsforstmeisters Alpers vom 4. November 1943 veröffentlicht.
Er lautete: „Deutsches Landvolk! Die diesjährige Ernte ist durch Eure Arbeit und unter der besonderen Gunst der Witterung rechtzeitig eingebracht. Darüber hinaus hat der günstige Herbst uns gestattet, die Bestellung von Wintergetreide rechtzeitig vorzunehmen. Allein diese Tatsache macht es uns leichter, in diesem Jahr auch den anderen Verpflichtungen, die wir seit Jahren zu erfüllen haben, gerecht zu werden.
Eine unserer größten Verpflichtungen ist hierbei neben der Sicherstellung der Ernährung des deutschen Volkes die Abfuhr des geschlagenen Holzes aus dem deutschen Walde! Gerade im Kriege ist Holz mehr denn je als Rohstoffquelle in seiner Bedeutung gestiegen!
Ohne Grubenholz keine Kohleförderung!
Ohne Schnitt- und Bauholz keine Baracken und Bunker!
Faserholz wird benötigt für die Sprengstoffherstellung!
Generatorholz macht flüssige Treibstoffe für Panzer und Flugzeuge frei!
Und nicht zuletzt bedarf es zusätzlich des Holzes für die Erstellung von Behelfsbauten und neuer Einrichtungsgegenstände für die Menschen, die durch den Bombenterror alles verloren haben.
Wir wissen und erwarten, daß das deutsche Landvolk für die Notwendigkeit er erhöhten Holzabfuhr aus Wäldern volles Verständnis aufbringt und alle geeigneten Mittel und Kräfte mobilisieren wird, um – wie in der Ernährungswirtschaft – auch die gestellte zusätzliche Aufgabe des verstärkten Einsatzes für die Holzabfuhr durchzuführen.
Deutsches Landvolk bedenke: Holz ist wichtiger Rohstoff für die Kriegswirtschaft!
Holz kann aber nur dann für die vielfältigen Kriegszwecke eingesetzt werden, wenn es durch Eure erhöhten Leistungen aus den Wäldern abgefahren wird!“
Unten: Aus dem Reichsministerialblatt der Forstverwaltung – das deutsche Volk blutete längst …
Die dunkle Epoche 1933 – 1945
Folge 9
Zur deutschen Forstgeschichte
1944 erhöhten sich die Probleme bei der Abfuhr und Bereitstellung des Holzes. Die Bereitstellung von Pferden und Zugochsen und deren Futterrationen, Hufeisen, Sattlerleder wurden immer schwieriger. Wagenkapazitäten standen in Konkurrenz mit andere dringenden Leistungen von Gemeinden und Betrieben. Die Proteste gegen die Forderung, unmögliches möglich zu machen, nahmen zu.
Der Runderlass des Reichsforstmeisters vom 30.06.1944 – H 582.10-147 machte deutlich, dass man dem wachsenden Druck hier und dort nachgeben musste:
„Futtermittel für die bei der Holzabfuhr eingesetzten Zugochsen – ich bin damit einverstanden, daß den Haltern von Zugochsen, die in der Holzabfuhr eingesetzt werden, auf Antrag Futtermittelscheine für Pferde nach Maßgabe meines Erlasses vom 10.3.1942 … ausgehändigt werden, wenn die Halter über keine ausreichende wirtschaftseigene Futtergrundlage verfügen. Den örtlichen Stellen bleibt es überlassen, in der Holzabfuhr eingesetzte Zugochsen in die Gruppe der leicht-, normal- oder schwerarbeitenden Zugtiere einzureihen.
Abdrucke für die Ernährungsämter sind beigefügt. Im Auftrage Schuster.“
Die dunkle Epoche 1933 – 1945
Folge 10
Zur deutschen Forstgeschichte
Organisation der Holzabfuhr im letzten Kriegsjahr
Die Abfuhr derartig großer Holzmengen bedurfte einer detaillierten Organisation. Der Landesbevollmächtigte für die Holzbringung für den Bereich des Forst- und Holzwirtschaftsamtes Süd-Hannover-Braunschweig hatte Beauftragte für Forst- und Holzwirtschaft bei den unteren Verwaltungsbehörden unter sich, zumeist ausgesuchte Forstamtsleiter, die den erhöhten Holzbedarf in Form von Holzabfuhrumlagen zu regeln hatten.
Die Gemeinden mußten die verfügbaren Gespanne für die ihnen zugeteilten Abfuhrumlagen organisieren. Leiter der Abfuhrringe waren die Landräte. Es ging immer mehr auch um die Abfuhr der Rückstände aus dem vorherigen Forstwirtschaftsjahr und die Prioritäten der abzufahrenden Holzsortimente. Material war im Oktober 1944 kaum mehr zu bekommen.
Der Fuhrmann Karl Linke schrieb am 16.101944 an das Forstamt Königslutter: „Ich benötige dringend für meinen Langholzwagen eine neue Achse im Gewicht von ca. 100 kg, in Eisen-Marken umgerechnet ergibt sich das Gewicht von 115 kg. Heil Hitler“
Im August 1944 bekamen die Schmiedemeister des Kreises Helmstedt, die Holzabfuhrpferde beschlugen, ein Sonderkontingent Hufeisen in Höhe von insgesamt 640 kg zur Verfügung gestellt.
Während die Amtsträger der Gemeinden sich bei Bedenken gegen den Druck seitens der Forstämter mehr oder weniger verklausuliert ausdrückten, sprach der Inhaber der Firma W. Sieburg – Aufarbeitungsstätte für Generatorholz in Braunschweig-Gliesmarode Klartext:
Er schrieb am 9. Oktober 1944 an das Forstamt Königslutter:
„Wie wir von dem Fuhrunternehmer Schulze hören, ist ihm auf Veranlassung des Forstamtes die Abfuhr einer größeren Menge Buchenstämme übertragen unter Zurücklassung unserer vorliegenden Aufträge zum Schleppen und Verladen von Fichten-Langholz.
Wir haben im dortigen Fortamtsbezirk noch ca. 700 fm Fichtenlangholz liegen. Da die Holzzuweisung für unser Werk im vergangenen Jahr außerordentlich gering war, sind wir auf die Anlieferung dieser Menge angewiesen, wenn das Werk nicht zum Erliegen kommen soll.
Wie Ihnen sicher bekannt ist, werden in Braunschweig infolge der verschiedenen Luftangriffe dringendst Schnittholzmengen zur Beseitigung der Bombenschäden benötigt.
Für die außerdem vorliegenden Aufträge an Schnittholz für die Firma Büssing NAG, Luther-Werke u.a. sind besondere Dringlichkeitsstufen angegeben.
Wir können deshalb nicht einverstanden sein, daß Fuhrleute, die jahrelang das Holz für uns abfahren, ohne Rücksicht auf unsere Betriebsnotwendigkeiten für andere Zwecke eingesetzt werden.
Auf diese Weise wird eine Schwierigkeit bei der Holzabfuhr dadurch behoben, daß an einer anderen Stelle eine neue Schwierigkeit geschaffen wird. Dieses kann aber nicht der Sinn der Bemühungen des Landesbevollmächtigten für die Holzabfuhr sein, umso mehr, als durch den anderweitigen Einsatz unserer Fuhrleute nun unsere beiden Holzgaszugmaschinen stillstehen müssen.
Wir bitten deshalb, sich dafür einzusetzen, daß die Holzabfuhr unseres dortigen Langholzes sofort wieder aufgenommen werden kann.
Heil Hitler!
W. Sieburg“
Nicht nur in der Kriegswirtschaft, sondern auch für die notdürftige Folgenbewältigung der Bombenangriffe wurden riesige Mengen Holz benötigt …
15. 11. 2015 :
Die dunkle Epoche 6 – Gruß der Beamten
(Amtsblatt der braunschweigischen Frotverwaltung Nr. 436 vom 3. Dezember 1934)
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Wir setzen Episoden aus der forstlichen Zeitgeschichte fort – siehe auch „Die dunkle Epoche 1 – 5 vom 28.12 bis 31.12.2014“
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436b. – Gruß der Beamten usw.
Nr. F IV 7356/33 Br., den 2.11.1933
„Die bisherige Bestimmung, wonach die Forstbeamten in Uniform durch Anlegen der rechten Hand an die Kopfbedeckung zu grüßen hatten, wird aufgehoben.
In Zukunft haben alle Forstbeamten – ganz gleich, ob sie Uniform oder Zivil tragen und ob sie eine Kopfbedeckung tragen oder nicht – sowie die sämtlichen übrigen in der Forstverwaltung beschäftigten Beamten, Angestellten und Arbeiter den deutschen Gruß durch Erheben des ausgestreckten rechten Armes, wobei die Hand in Augenhöhe steht, zu erweisen.
Hierbei sind die Worte: „Heil Hitler“ zu rufen.
Wegen eines Grußverhältnisses zwischen den Forstbeamten einerseits und der Reichswehr, Schutzpolizei, Landjägerei, SS. und SA. andererseits sind Verhandlungen im Gange. Es wird hierüber in absehbarer Zeit eine besondere Verfügung ergehen.
Den nachgeordneten Beamten, Angestellten und Arbeitern ist in geeigneter Weise von dieser Verfügung Kenntnis zu geben.“
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Unterzeichnet wurde die Geschäftsordnung für die Forstabteilung des Finanzministers von Dietrich Klagges, Ministerpräsident des Freistaates Braunschweig und Friedrich Alpers, Finanz- und Justizminister des Freistaates.
Beide sind für mindestens 25 Morde durch die SA. verantwortlich gewesen, darunter den Mord an 11 Personen am 4. Juli 1933, die in die zeitgeschichtlichen Analen als die Rieseberg-Morde eingingen.
– Nichts anderes geschieht heute in besetzten irakischen und syrischen Landesteilen durch den IS.
16. 11. 2015 :
Die dunkle Epoche 7 – Der Hirschfänger
Auch vor der Machtergreifung und zu Zeiten der Weimarer Republik wurde großer Wert auf die Einhaltung penibler Details gelegt. Das entsprach dem allgemeinen Zeitgeist, der unter den Nationalsozialisten zweckgerichtet verformt wurde.
Die Dienstkleidungsvorschrift für die Braunschweigischen Staatsforstbeamten vom 10.5.19929, erschienen im Amtsblatt des braunschweigischen Landesforstamtes Nr. 415, beschrieb zum Beispiel, wie der Hirschfänger und das Potepee der Beamten auszusehen habe:
VII. Hirschfänger
a) Für Forstverwaltungsbeamte und -anwärter: 30 bis 35 cm lange, starke Klinge, Elfenbeingriff mit beiderseits drei vergoldeten Eicheln. Vergoldeter Bügel, der wie die gleichfalls vergoldete Parierstange in einem Hirschlauf endigt. Schwarze Lederscheide mit vergoldeten Beschlägen und Zwinge.
b) Für Forstbetriebsbeamte und -anwärter: derselbe Hirschfänger, jedoch mit Hirschhorngriff an Stelle des Elfenbeins.
Der Forstgarteninspektor führt den Hirschfänger der Forstverwaltungsbeamten. Der Hirschfänger ist an der linken äußeren Rockseite an einem Umschnall- oder Umhängekoppel zu tragen, dessen Schlaufe durch den Schlitz am Rock gezogen wird. Beim Dienst im Walde ist statt des Hirschfängers ein Standhauer zulässig.
VIII. Portepee
Alle Forstbeamten tragen das goldene Beamtenportepee mit grüner Seide und dünnen Kantillen, die Forstlehrlinge und Forstbeflissenen und die Forstwarte, soweit sie nicht Beamte sind, dunkelgrünes Portepee von der Form des goldenen.
Das frühere Offiziersportepee darf von den ehemaligen Offizieren des Beurlaubtenstandes im alten Heere statt des goldenen getragen werden.
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Auch nach dem Krieg wurde die Dienstkleidungsvorschrift fast nahtlos übernommen. Als junger Forstbeamte wies mein sogenannter Ausgehrock (A-Rock) den Schlitz für den Hirschfänger auf, den mein erster Chef durchaus an der Uniform trug, wenn er in den Bus stieg, um zur Forstabteilung nach Riddagshausen zu fahren. Autos hatte 1961 kaum jemand – Dienstfahrzeug war das Motorrad.
Foto: Karl-Friedrich Weber
Als nach dem Krieg die englische Militärverwaltung Hausdurchsuchungen nach Waffen durchführte, wurde diesem Hirschfänger die Klinge abgebrochen und er so als „Kriegswaffe“ untauglich gemacht.
Die dunkle Epoche 8 – Das Koppel
Bereits ein Jahr nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten wurde der generelle Wandel hin zu einer durchgreifenden Militarisierung auch an scheinbar unbedeutenden Details der Dienstkleidungsvorschrift vom 16. März 1934 erkennbar.
Zum Tragen des goldenen Beamtenportepees wurde ergänzt:
„Den dazu Berechtigten ist gestattet, statt des goldenen das Offizierportepee zu tragen. Ferner dürfen der ehemalige Offiziersmantel, der feldgraue Mantel und die bisherigen forstgrünen Mäntel, jedoch sämtlich mit dem vorgeschriebenen dunkelgrünen Kragen und den vorgeschriebenen Knöpfen aufgetragen werden. Neuanfertigungen dieser Mäntel sind verboten.“
Das Koppel hatte eine besondere Bedeutung:
„Das Koppel wird von sämtlichen Beamten, -anwärtern und Forstwarten getragen. Es besteht aus dunkelgrünem Leder, 4 1/2 cm breit, mit Feldbindenschloß aus brüniertem Metall. das im Eichenlaubkranz mit Hakenkreuz das springende Pferd enthält.
Das Koppel ist zum Rock A im Walddienste nur, wenn an Stelle des Gewehrs Revolver oder Pistole getragen wird, im übrigen bei besonderen dienstlichen oder außerdienstlichen Gelegenheiten (Meldungen, Gerichtsterminen, öffentlichen Veranstaltungen usw.), in diesen Fällen auch über dem Mantel anzulegen.
Am Koppel kann zu Rock A der Revolver oder die Pistole, der Standhauer und gegebenenfalls die Kartentasche befestigt werden.
Zum Rock B ist das Koppel stets, jedoch ohne Revolver usw. zu tragen. Es wird im geschlossenen Raum nur abgelegt, wenn der Hirschfänger abgelegt wird.“
Foto: Wikipedia Koppelschloss im 2. Weltkrieg
15. 10. 2015 :
Die Forstliche Fakultät der Universität Göttingen im Nationalsozialismus – eine begrüßenswerte Aufarbeitung –
– Eine Erinnerung an ihre ehemaligen jüdischen Angehörigen –
Autor: Steinsiek, Peter-Michael
Band 6 der Schriftenreihe „Göttinger Forstwissenschaften“
ISBN13: 978-3-86395-197-9
Zusammenfassung
Schauplatz der Ereignisse und Entwicklungen, die in diesem Band im Mittelpunkt stehen, ist Hann. Münden. Dort wurde 1868 eine Preußische Forstakademie gegründet, aus der 1939 die Forstliche Fakultät der Universität Göttingen hervorging.
Bereits kurz nach dem Ende des Ersten Weltkriegs entfachten nationalsozialistisch gesinnte Studenten eine Pogromstimmung gegen den jüdischen Professor für Mykologie, Richard Falck, und das von ihm geleitete Institut.
Die vorliegende Untersuchung dokumentiert die rassistischen Angriffe, denen Falck und seine Mitarbeiter seit 1920 in Münden ausgesetzt waren. Sie schildert, wie die Preußische Staatsregierung auf das Geschehen reagierte, welche Positionen das Professorenkollegium bezog und wie sich die Fakultät nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs zu diesen Vorgängen stellte.
Als Rahmenbedingungen werden die hochschulpolitischen ‚Verfassungskämpfe‘ in Münden zu Beginn der 1920er Jahre und die beständige Sorge um den Erhalt der Forsthochschule in den Blick genommen. Außerdem wird gefragt, welche Rolle die Forstliche Hochschule bzw. die spätere Forstliche Fakultät der Universität Göttingen im „Dritten Reich“ gespielt hat und wodurch anschließend die „Entnazifizierung“ gekennzeichnet war.
Der Untersuchungszeitraum (1920-1950 mit Vor- und Nachlaufzeiten) weist eine Reihe von Zäsuren und Wendepunkten auf, die, soweit möglich, für eine Analyse von Brüchen bzw. Kontinuitäten in den Forschungsaktivitäten der wissenschaftlichen Institute herangezogen werden.
Diese Studie ist zugleich ein Beitrag zur Geschichte der Universität Göttingen im Nationalsozialismus.
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Die Studie ist vom Titelblatt bis zum letzten Schluss mit ihren 355 Seiten komplett Online gestellt:
http://www.nw-fva.de/fileadmin/user_upload/Aktuelles/2015/GoeForst6_steinsiek.pdf