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Douglasie im Waldbau nun auf eigener Unter-Seite
http://waldproblematik.de/douglasien-im-waldbau/
( Diese Seite muss ich bei Gelegenheit einmal vom Aufbau her überarbeiten, denn wird allmählich etwas unübersichtlich. Muss mindestens Buche und Eiche auf getrennte Seiten stellen… )
03. 09. 2017 :
Wo im Rieseberger Moor ein heidebestandener Hügel von alten Kulturlandschaften Zeugnis abgibt und das Moor beginnt, erwarten wir alles, was Moore auszeichnet: Torfstiche, Moorschlenken, Schlankseggen und Roterlen.
Kiefern gehören zum Bild gestörter Moore. Eichen erwarten wir nicht unbedingt, Buchen und Hainbuchen schon gar nicht. Und doch sind sie da und nicht nur eine. Niemand hat sie gepflanzt. Weit und breit im Umfeld ist keine alte Buche zu finden.
Sie werden nicht schälholzfähig werden auf 2 m Torf. Aber sie bewahren ihr Genom in jeder Lebendzelle und deren unfassbar vielfältigen phänotypischen Variationsbreite.
Aus gesetzlich „anerkanntem“ Saatgut stammen sie nicht – ein Glück für die Natur. Sie bleiben dadurch auch von der fachlichen Klugheit so manches Experten verschont.
Sie sind aber ein Hoffnungsschimmer, über unsere Tage hinaus.
Foto: Karl-Friedrich Weber Rieseberger Moor August 2017
Rotbuche und Stieleiche auf Flachmoor. Das Bild Nr. 5 zeigt einen Kiefern-Stieleichenbestand mit weiteren Baumarten in einem älteren Sukzessionsstadium auf Torf über armen Quarzsanden.
22. 06. 2017 :
Professor Hansjörg Küster ist Autor und Vorsitzender des Niedersächsischen Heimatbundes. In den letzten Jahren haben seine Aussagen in Interviews hin und wieder zu Irritationen geführt, wenn es um die Dynamik lebendiger Systeme wie den Wald geht.
Hier trifft er die Problematik und erwähnt die heimische Kiefer, die in standortgerechtem Anbau in unseren Wälder durchaus ihre Berechtigung hat, vergisst aber die nicht standortheimische Douglasie.
Nicht Laubwald statt Fichte, sondern Douglasie statt Fichte ist die Entwicklung, die EU-subventioniert über alle deutschen Waldbesitzarten hinweg zu beobachten ist – vielleicht garniert mit ein wenig Buchenanteilen, die schon bald zum Suchbild werden. Selbst Waldschutzgebiete des öffentlichen Waldes bleiben nicht verschont.
Der ewige Blick zurück und die rhetorische Frage, wie denn dass geschehen konnte, verhindert in der Forstwirtschaft offenbar nicht die Fehler von morgen.
Es ist daher wichtig, dass Fachkundige wie Prof. Küster hier und heute die richtigen Akzente setzen.
Karl-Friedrich Weber
[ = Kommentar zum Artikel: „Warum die EU das gefördert hat, verstehe ich nicht“ vom 21.06.2017 ]
30. 04. 2017 :
ein wenig Waldkunde …
Buchenwälder werden oft als struktur- und artenarm bezeichnet und als solche angeblich vielfältigeren künstlich angelegten Mischwäldern gegenüber gestellt.
Dabei wird verkannt, dass in Deutschland kaum noch naturnahe Buchenwälder in ihrem gesamten Zyklus von ca. 300 Jahren existieren. Selbst die meisten Forstleute haben keine Bilder von naturbelassenen Buchenwäldern vor Augen. Sie wissen deshalb oft nicht mehr, wie Buchenwälder eigentlich aussehen.
Die heimischen Wirtschaftswälder befinden sich überwiegend in der relativ strukturarmen sogenannten Optimalphase – einem Teilabschnitt des Entwicklungszyklus. Hinzu kommt, dass sich Buchenwirtschaftswälder oft großflächig in einer Altersphase und entsprechendem Strukturstadium befinden, während in Buchenurwäldern eine ausgeprägt kleinflächige, mosaikartige Alterstruktur besteht.
Die Strukturzeichnung Nr. 1 zeigt einen ungleichaltrigen Buchendauerwald, obwohl er einen hallenartigen Eindruck vermittelt.
Die gelb gefärbten Bestandesglieder unterhalb des Oberbestandes können eine Alterspanne von weit über einhundert Jahren umfassen. Sie warten jahrzehntelang darauf, dass ein Baumriese im Oberbestand im Urwald zusammenbricht oder geworfen wird – im Dauerwald als reifer Baum geerntet wird.
Die Naturverjüngung (auf der Zeichnung braun gefärbt) läuft infolge des geringen Lichteinfalls nur sporadisch auf und wartet geduldig darauf, dass einzelne ihrer Individuen irgendwann einmal in die nächste Baumschicht aufsteigen können. Flächenhafte Naturverjüngungen sind in Naturwirtschaftswäldern nicht das anzustrebende Entwicklungsziel, weil sie unweigerlich in großflächige gleichaltrige Altersklassenwälder hineinlaufen, die weder ökonomisch noch ökologisch vorteilhaft sind.
Die Strukturzeichnung Nr. 2. zeigt eine Versuchsfläche im ukrainischen Buchenurwald Uholka. Die schier unglaubliche Strukturvielfalt auf kleinstem Raum dürfte Zweiflern den letzten Glauben an angeblich struktur- und artenarme Buchenwälder nehmen.
Zeichnung 1: Karl-Friedrich Weber
Zeichnung 2: Buchenurwaldreservat Uholka
25.04.: Natürliche Buchenwälder sind sehr gut strukturiert und vielfältig. Die relativ dunklen Optimalphasen sind in ihnen nur kleinflächig vorhanden und werden durch lichte Störungen oder Zerfallsphasen zu einem bunten Mosaik verwoben. Unsere Buchenwälder wurden als sog. Alterklassenwälder großflächig im Schirmschlagbetrieb bewirtschaftet. Durch die massiven Endnutzungen der Altbestände über Verjüngung werden diese Alterklassenwälder entgegen der offiziellen Waldentwicklungsziele in die Zukunft des nächsten Waldzyklus fortgeschrieben. Wir werden das Thema vertiefen.
Das Argument der Artenvielfalt geht an mehreren grundsätzlichen Problemstellungen vorbei und kennzeichnet ein sektorales und letztlich unzureichendes Verständnis von Naturschutz.
15. 08. 2016 :
Keine forstliche Fachaussage mehr ohne die Feststellung, dass Fichte und Buche im Gegensatz zu Kiefer und Eiche dem künftigen Trockenstress nicht gewachsen seien. So wird innerhalb weniger Jahre eine unabgesicherte These zum Stand der Wissenschaft erhoben. Da hilft angeblich nur der so postulierte Klimawald: Douglasie, Japanische Lärche, Amerikanische Roteiche, Küstentanne und Co..
Um so aufmerksamer gilt es zu registrieren, was längst bekannt ist: die genetische Variationsbreite der standortheimischen Baumarten einschließlich der Fichte und welche waldbauliche Möglichkeiten sich daraus ergeben können.
[ Kommentar zum Artikel „Fichte im Trockenstress: Genetische Variation als Schlüssel für zukünftigen Anbau“ auf www.waldwissen.net (19.7.2016). Darin folgender Satz: „Die umfangreichen Untersuchungen in den Projekten Green Heritage I und II zeigen eindrucksvoll, dass die Fichte eine hohe genetische Variation der Trockentoleranz besitzt.“ ]
http://www.waldwissen.net/waldwirtschaft/waldbau/genetik/bfw_fichte_trockenstress/index_DE
19. 10. 2016 :
Ein Schattenblatt ist das Laubblatt einer Pflanze, welches an eine lichtarme Umgebung angepasst ist.
Schattenblätter erreichen bereits bei schwachem Licht ihre maximale Photosyntheseleistung. Sie sind auch oftmals größer, als Blätter im lichten Teil einer Baumkrone.
Auf dem Foto ist der Unterschied von Schatten- und Lichtblättern im Größenvergleich zweier Winterlindenblätter besonders eindrucksvoll.
Es ist ein waldbaulicher Irrtum, davon auszugehen, dass nur „Lichtblätter“ eine optimale Photosyntheseleistung erbringen und deshalb das Freistellung von Baumkronen in jedem Fall ein Pflegegebot darstelle.
Warum sollten sich Waldökosysteme in ihrer Komplexität auch danach richten, was gerade forstliche Doktrin ist?
Foto: Karl-Friedrich Weber
BUCHE
26.10.2019:
Ab dem Alter hundert wächst standortabhängig bei einem Teil der Buchen der gesunde Farbkern. Ein großer anderer Teil bleibt weitgehend weiß. Dr. Helmut Freist hat anhand einer Analyse des Marktpreises von 270 000 Festmetern Buchenstammholzes der Landesforsten Niedersachsens aller Stärkeklassen und Qualitäten nachgewiesen, dass eine Wertsteigerung bis in die hohen Alterklassen erfolgt, weil der Anteil starken weißen Holzes und der Zuwachs den MInderwert einer Qaulitätseinbuße eines anderen Anteils überwiegt. Ich habe in 160 Jahre alten Buchenbeständen großer Forstgenossenschaften die gleiche Erfahrung gemacht. Die tradierte Behauptung, man müsse durch rechtzeitige Endnutzung einer Qualitätsverschlechterung vorbeugen, wird offenbar immer noch unhinterfragt hingenommen und führt letztlich dazu, dass der Übergang zu einem mehrschichtigen ungleichaltrigen Folgebestand unmöglich gemacht wird. Wahrscheinlich ist dieses vorzeitige Endnutzen von Buchenwäldern mit großen Wertschöpfungsverlusten verbunden. Darüber scheint es merkwürdigerweise keine Forschung zu geben. Falls doch, wäre ich für Quellenangaben dankbar.
30. 04. 2017:
In alten Eichen-Buchen-Mischwäldern finden wir oft nicht bestätigt, dass die Buche benachbarte Eichen in ihrer Krone bedrängt. Vielmehr können wir beobachten, dass als 160jährig beschriebene Buchen in ein Zerfallsstadium geraten und der benachbarten Eiche neuen Kronenraum eröffnen – viel zu früh, gemessen am Buchenzyklus von etwa 300 Jahren, sollten wir meinen.
Auf das, was wir meinen oder zu wissen glauben, kommt es im Wald nicht an, sondern auf das, was wir beobachten und zur Erfahrung werden lassen. Das macht uns vorsichtiger im Urteil.
Im Bild 2 erkennen wir eine sturmgebrochene alte Buche, die bereits abgestorben war. Ihre Stockausschläge sind nicht so gut zu erkennen, wie die der Buche im Vordergrund (Bild 1), die wahrscheinlich das gleiche Alter haben, als der ungleich stärkere Trieb des Baumes, sich im jahrzehntelangen Kampf um das Licht durchgesetzt hat. Wir können daraus indirekt die bäuerliche Nutzungsgeschichte des Bestandes rekonstruieren.
Der Stock, aus dem die heutigen Buchen austrieben, ist das Restorgan eines viele älteren Baumes. Die heutigen Buchen können somit ein Alter von weit über zweihundert Jahren haben.
Ihr gegenwärtiger Zerfall wäre dann nicht unnatürlich, sondern entspräche dem biologischen Zyklus.
Text und Foto: Karl-Friedrich Weber
16. 04. 2017:
Während in manchen Privatwäldern durch maßvolle Nutzung naturnahe Buchenwälder wie auf dem Foto 1 zu sehen sind, bieten die sogenannten „Endnutzungsbestände“ in den öffentlichen Landeswäldern typische Bilder, wie auf dem Foto 2 zu sehen. Das allgemeine waldpolitische Entwicklungsziel des ungleichaltrigen gestuften naturnahen Buchen(misch)waldes ist dann für den nächsten Waldzyklus von vielleicht 150 Jahren nicht mehr möglich.
Der Nachfolgebestand wächst unweigerlich in den ökologisch, ökonomisch und betriebswirtschaftlich negativen Altersklassenwald hinein. Das wird durch die vermeintliche (Kurzzeit)-Rendite des endgenutzten Altholzes verschleiert.
Foto: Karl-Friedrich Weber
15. 04. 2017:
Eine etwa 180 Jahre alte Buche, die als Stockausschlag aus dem Baumstumpf einer seinerzeit gefällten Buche den neuen Trieb bildete. Auch die im Bild erkennbaren dünneren Triebe entstammen diesem immer noch lebendigen Stumpf, so dass diese Buche ein Alter von über 300 Jahre, vielleicht auch 400 Jahre haben dürfte. Die bemoosten ringförmigen Gebilde im Vordergrund sind Stockausschläge, die offenbar als junges Baumholz eingeschlagen wurden.
Die Buche bildet mit einigen anderen Veteranen das waldhistorische Relikt einer bäuerlichen Waldnutzung. Der Bestand war einer der ältesten im Elm und ist bis auf einige wenige Alibi-Restbäume vollständig eingeschlagen worden.
Foto: Karl-Friedrich Weber
14. 02. 2017:
Auf einen meiner größten waldbaulichen Fehler (von denen es einige gibt), war ich lange Zeit besonders stolz. Durch stärkere Durchforstungseingriffe in 120jährige Buchenbestände wurde eine großflächige und nahezu gleichaltrige Naturverjüngung eingeleitet.
Mir war damals nicht bewusst, dass ich damit den nächsten Altersklassenwald schuf und auch Abschied von der Chance einer Ausformung ungleichaltriger Dauerwaldstrukturen nahm. Inzwischen werden die nunmehr 150 -160jährigen sogenannten Althölzer „endgenutzt“ – wegen nachlassender Qualität, so das alte überkommende und falsche Argumentationsmuster und unter Inkaufnahme hoher betrieblicher Wertschöpfungsverluste. Das wird hingenommen. Selbst vom Finanzminister.
Die viele Jahrzehnte folgende Terminalphase der Jungbestände und damit seiner Lichtkonkurrenz der einzelnen Bestandesglieder zwingt zu permanenten Regulierungen. Das besetzen wir dann mit dem positiven Begriff „Waldpflege“.
Auf dem Foto ist zu erkennen, wie es anders laufen könnte:
guter Bestandesschluss, in kleinen Lichtschächten aufkommende kleinstflächige Verjüngung, jahrzehntelanges geduldiges Warten der Jungpflanzen, bis sich der Aufstieg in die Mittelschicht ergibt, nebenan dunkle, verjüngungsfreie Patches, bis auch ihre Zeit gekommen ist, in 80, 100 oder 150 Jahren zufallsbedingter Aufstieg in die Oberschicht – Abwachsen der Oberschicht bis zur echten Hiebsreife, neue Lücken, neues Nachrücken …
Schade, da habe ich in der Rückschau eine forstliche Lebenschance verpasst. Immerhin verbleibt mir noch die Möglichkeit, andere darauf hinzuweisen. Wenigstens das.
Foto: Karl-Friedrich Weber
24. 08. 2012 :
Im FFH-Gebiet Nordwestlicher Elm – Reitlingstal. Die Buchenaltholzinseln am 309 m hohen Herzberg, sind als Schutzwald von den Einschlägen der vergangenen 30 Jahre verschont geblieben. Wie auf diesem Foto können Besucher des Reitlingstales selbst nachvollziehen: Wo Altbuchen in einem geschlossenen Bestand stehen, sind sie in der Regel vital und vollbelaubt. Wo die Bestände so ausgedünnt sind, dass die verbliebenen sogenannten „Habitatbuchen“ nicht einmal mehr eine Alibifunktion erfüllen können, verschwinden auch sie in wenigen Jahren.
Foto: Karl-Friedrich Weber 2012
15. 08. 2016 :
Und wie steht es in Sachen Trockenstress mit der Rotbuche? Sie müsste doch an exponierten, flachgründigen und extrem trockenen Südhängen deutliche Symptome zeigen und das seit Jahren.
Buchenpraktiker machen eine ganz andere Beobachtung: Werden die Kronenräume geschlossen gehalten, zeigen sich Buchenwälder so vital wie auf jedem anderen besser versorgten Standort. Die nachstehenden Bilder entstanden am 13. August 2016 an den Hängen des Städtchens Stolberg im Unterharz. Es handelt sich um geschlossene Bestände (Schlussgrad 1,0 – teilweise 1.1).
Wie geht das eigentlich? Müssten sie nicht nach herrschender These in Konkurrenz um das Wasser längst Anzeichen der Destabilisierung zeigen?
Ein weiteres Beispiel aus dem Reitlingstal im Elm, Niedersächsisches Forstamt Wolfenbüttel: Trockener geht es nicht mehr am Südhang auf Unterem Muschelkalk – klassische Rendzinen. Wo die herkömmliche Großschirmschlag-Nutzung bisher nicht hingekommen ist, befinden sich Buchenaltbestände mit vollbelaubten vitalen Kronenraum.
Unter gleichen Standortverhältnissen wenige hundert Meter weiter dann das devastierte Bild, das unsere Buchenalthölzer überall in Deutschland gegenwärtig prägt: Radikale Abnutzungen innerhalb weniger Jahre unter hohen Wertschöpfungsverlusten – der Rest des Bestandesgefüges und -klimas beraubt, hält dann nicht durch.
01. 02. 2014 :
Wüssten wir Forstleute, was Buchenwälder sind, würden wir sie mit anderen Augen betrachten und behandeln … wir wissen es aber nicht mehr, weil es sie bei uns nicht mehr gibt.
Foto: Karl-Friedrich Weber Im Urwald Rachov, Ukraine
12. 06. 2013 :
Reife und Zerfall Die Rotbuche Nr. 4 und Schluss
Ein neuer Zyklus hat bereits begonnen. Sind im Altersklassenwald die Altbäume genutzt und halten die so bezeichneten Habitatbäume nicht durch, finden wir nach vielleicht zwei Jahrzehnten im nachwachsenden Jungbestand kein starkes Totholz mehr vor. Da ein Nachschaffung nicht mehr geschehen kann, fehlt diesen Buchenwäldern für hundert Jahre und mehr die ökologisch wertvollste und vielfältigste Phase.
Die Erhöhung des Flächenanteiles der Buche in unseren Wäldern gilt für die forstliche PR plakativ als Erfolgsnachweis. Obwohl der einzelne Fakt stimmen mag, entscheidend für die Bewertung eines Buchenwaldes ist sein Anteil reifer Bestandesphasen, nicht der einzelner halbtoter Bäume, die nach kurzer Zeit abgestorben und vergangen sind, weil sie den Freistand nicht überleben. Reife Bestandesphasen sind bis auf museale Reste längst verschwunden, auch im Solling, der als „Wald des Jahres“ instrumentalisiert wird.
Foto: Karl-Friedrich Weber
12. 06. 2013 :
Reife und Zerfall Die Rotbuche Nr. 4
Im Gegensatz zu abgestorbenen Eichen, die irgendwann als ganzer Stamm geworfen werden, geschieht das bei der Buche nur selten. Zumeist bricht die Baumkrone etwa in der Stammmitte ab, nachdem ein Teil der Äste abgefallen sind. Der abgebrochene Stumpf ist dann ohne Hebel und hält noch einige Jahre durch. Baumpilze sind jetzt die auffälligsten Bewohner. Für Spechte sind die holzbewohnenden Stadien vieler Käfer eine Nahrungsquelle.
Foto: Karl-Friedrich Weber
12. 06. 2013 :
Reife und Zerfall Die Rotbuche Nr. 3
Die Rotbuche ist abgestorben. Haben sich gesunde Triebe am Wurzelstock gebildet, kann er weiterleben. Andernfalls geht der Abbau an Lignin und Zellulose weiter. An ihm ist die große Zersetzerkette an Pilzen und Tieren beteiligt.
Foto: Karl-Friedrich Weber
12. 06. 2013 :
Reife und Zerfall Die Rotbuche Nr. 2
Die Rotbuche hat Mühe, ihren Wasser- und Nährstofftransport bis in den Kronenraum aufrecht zu erhalten. Sie bildet in Stamm- und Starkastnähe Laubtriebe – zieht sich gewissermaßen in sich zurück. Im Kronenraum sind die ersten Trockenäste zu sehen.
Foto: Karl-Friedrich Weber
Reife und Zerfall Die Rotbuche Nr. 1
Diese Altbuche hat ihren individuellen Zyklus abgeschlossen. Sie gerät in die Zerfallsphase. Sie lebt noch. Auch die Baumkrone ist noch belaubt. Am Stamm tritt Wasser aus. Sie hat alle Anzeichen dafür, dass die Abbauvorgänge im Holz begonnen haben. Am Stammfuß bildet sie Stockausschläge.
Foto: Karl-Friedrich Weber
Dunkle Patches in späten Optimalphasen von Buchenwäldern sind ökologisch nicht mit denen von Nadelbaumarten vergleichbar. Waldbaulich sind sie im Gegensatz zu flächenhaften Naturverjüngungen nach Schirmschlägen die waldbaulich willkommene Initiale von Ungleichaltrigkeit und damit eine Möglichkeit, aus dem Alterklassenwald heraus zu kommen.
DOUGLASIE
Aus Gründen der Übersichtlichkeit finden Sie Beiträge von Karl-Friedrich Weber über Douglasien im Waldbau nun auf einer eigenen Unter-Seite:
http://waldproblematik.de/douglasien-im-waldbau/
22. 10. 2017:
Es gibt einen Dissens darüber, inwieweit über die langfristige Einnischung der Douglasie in unsere Waldökosysteme noch zu große Kenntnislücken bestehen, um die rasante und wahrscheinlich großenteils unkontrollierte Entwicklung der Anbaufläche positiv bewerten zu können. Solange das so ist, gilt es dem Vorsorgeprinzip entsprechend, auf der sicheren Seite zu bleiben. Ich befürchte, dass das bereits jetzt nicht mehr der Fall ist und stehe damit nicht allein. Es geht dabei nicht um ein kategorisches Ja oder Nein, sondern um die Frage der Notwendigkeit überhaupt und das verantwortbare Maß des Anbaus der Douglasie.
07. 10. 2017:
Nicht alle Eier in einen Korb ist prinzipiell richtig. Die truppweise Einbringung von Douglasie in Laubwirtschaftswälder ist dann verantwortbar, wenn beim Auftreten unvorhergesehener Probleme oder falsch eingeschätzter negativer waldbaulicher Folgewirkungen ohne dauerhafte ökologische oder betriebswirtschaftliche Schäden eine Korrektur möglich bleibt. Über die rasante Ausweitung der Douglasienanbaufläche insbesondere im Privatwald in den letzten zehn Jahren gibt es weder verlässliche Daten hinsichtlich der Betriebssicherheit, noch der ökologischen Dynamik. Deshalb bleiben nach gegenwärtigem Stand große Erkenntnislücken und damit potenzielle Risiken.
06. 10. 2017:
Ein anderes vermeintliches Vorurteil ist mir inzwischen zur Gewissheit geworden, Irrtumsmöglichkeit eingeschlossen.
Douglasien, die ich vor ca. 35 Jahren pflanzen lies, sind gestern geworfen worden, in nicht exponierter Lage und an verschiedenen Forstorten. Immer größer werden die Löcher von Jahr zu Jahr. Geastet und „herausgepflegt“ waren sie ebenfalls.
Wie war das noch angesichts des Klimawandels? Sturmfest und erdverwachsen unser amerikanischer Gast? Über diese Brücke gehe ich nicht mehr. Werden wir besser vorsichtiger in unseren Szenarien.
Foto: Karl-Friedrich Weber
Nicht alle Eier in einen Korb ist prinzipiell richtig. Die truppweise Einbringung von Douglasie in Laubwirtschaftswälder ist dann verantwortbar, wenn beim Auftreten unvorhergesehener Probleme oder falsch eingeschätzter negativer waldbaulicher Folgewirkungen ohne dauerhafte ökologische oder betriebswirtschaftliche Schäden eine Korrektur möglich bleibt. Über die rasante Ausweitung der Douglasienanbaufläche insbesondere im Privatwald in den letzten zehn Jahren gibt es weder verlässliche Daten hinsichtlich der Betriebssicherheit, noch der ökologischen Dynamik. Deshalb bleiben nach gegenwärtigem Stand große Erkenntnislücken und damit potenzielle Risiken.
100 Jahre sind nicht einmal eine Baumgeneration. Das ist eine sehr kurze Zeit und entspricht nicht dem forstlichen Denken in Waldzyklen. Mit der Integrierfähigkeit in unsere Biozönosen hat das ebenfalls nichts zu tun. Die Spätblühende Traubenkirsche verjüngt sich auch bei uns. Reduktionistische Schlüsse einzelner von uns definierter Parameter ermöglichen kein hinreichendes Gesamtbild. Die Frage sektoraler Invasivität ist zum Beispiel noch nicht geklärt. Die Douglasie als Ersatz für die Rotfichte anzunehmen, kann nur in einer waldbaulichen Einzelfallbetrachtung erfolgen, nicht aber als eine generelle Alternative gelten. Die rasche und teilweise exponenzielle Ausweitung der Anbauflächen überrollt einmal mehr den Erkenntnisfortschritt aus erkennbaren und prognostizierbaren Folgewirkungen und darauf aufbauend einen umfassenden fachwissenschaftlich und interdisziplinären Diskurs. Das haben wir alles schon gehabt und muss sich nicht wiederholen.
28. 02. 2017 :
Serie: Meine größten waldbaulichen Fehler …
Die Kiefer duldet mit ihrer Lichttoleranz Baum- und Straucharten wie Stieleiche, Eberesche, Sandbirke, Hainbuche, Faulbaum und andere mehr.
Der Douglasienbestand auf dem zweiten Foto wurde durch mich vor 40 Jahren im gleichen Forstort begründet. Aus einem artenreichen Laub-Nadel-Mischwald wurde eine Monokultur. Daran ändert auch das günstigere Stickstoff-Kohlenstoffverhältnis der Douglasien-Nadelstreu gegenüber Kiefer oder Rotfichte nichts. – Was haben wir gelernt?
Die gegenwärtige offenbar unkontrollierte Ausweitung der Douglasienanbaufläche wird uns Ergebnisse liefern. Dann werden unsere Nachfolger womöglich einmal mehr zurückblicken und sich fragen, wie das geschehen konnte.
Und von den Douglasien-Päpsten wird niemand mehr zu sehen sein, die gefragt werden könnten.
„Gute“ und „böse“ Baumarten gibt es sicher nicht. Zu entscheiden ist jedoch, ob wir hinreichend sicher sein können, welche Baumart auf welchem Standort, in welcher waldbaulichen Form positive Gesamtwirkungen entfaltet. Ob das bisherige Erfahrungspotenzial genügende Sicherheit verbürgt, ist zu bezweifeln. Da es sich dabei um sehr komplexe ökologische und betriebswirtschaftliche Fragen handelt, ist entsprechende Vorsicht geboten, um auf der sicheren Seite zu bleiben. Die Folgen des gegenwärtigen exzessiven Anbaus der Douglasie werden erst in einigen Jahrzehnten einigermaßen beurteilt werden können. Schon jetzt zeigt sich auf bestimmten Standorten eine ausgesprochene Windwurfgefährdung 30j-ähriger und älterer Pflanzungen, die bisher stets verneint wurde, ebenso wie eine exponenzielle Naturverjüngung, die ab einer bestimmten Größenordnung waldbaulich aus dem Ruder laufen kann.
Dunkle Patches in späten Optimalphasen von Buchenwäldern sind ökologisch nicht mit denen von Nadelbaumarten vergleichbar. Waldbaulich sind sie im Gegensatz zu flächenhaften Naturverjüngungen nach Schirmschlägen die waldbaulich willkommene Initiale von Ungleichaltrigkeit und damit eine Möglichkeit, aus dem Alterklassenwald heraus zu kommen.
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Noch weitaus schlimmere Fotos vom Waldboden unter Douglasienbeständen s. hier, S.47 – bitte vergleichen mit den Bildern von S.45 + 46! (Adliger Privatwald „Fürstenhaus Löwenstein“ im Spessart. Die haarsträubenden Kahlschläge der Buchenaltbestände Zwecks Anlegung von Douglasien-Forsten läuft dort unter dem Motto: „Zukunftswald statt Steppe – Klimaanpassung JETZT!“)
EICHE
s. auch Serie zur „Forstgenossenschaft Rotenkamp“
http://waldproblematik.de/eichenwaelder-forstgenossenschaft-rotenkamp/
s. auch „Kahlschläge“, da die Kahlschläge vorgenommen werden, um Eichenkulturen anzulegen
http://waldproblematik.de/kahlschlaege/
13. 10. 2017 :
Die Begründung von Eichen in Laubmischwäldern durch Lochpflanzungen ist nicht nur möglich, sondern mit Abstand die ökologisch und betriebswirtschaftliche günstigste Methode, dieser Baumart den gebührenden Stellenwert zu verschaffen.
Das ist eigentlich altes forstliches Wissen. Man muss es nicht neu erfinden.
Bis heute herrscht jedoch die mit Abstand primitivste waldbauliche Methode des Kahlschlags vor, immer noch mit abstrusen Argumenten begründet.
In der Forstgenossenschaft Abbenrode im heutigen Forstamt Wolfenbüttel ließ ich vor 35 Jahren in ein 0,2 ha großes Loch Stieleichen pflanzen. Die Kleinfläche wurde gegen Rehwildverbiss gezäunt. Eine Kultur- und Jungwuchspflege unterblieb vollständig. Erst dreißig Jahre später führte mein Nachfolger im Revier einen Pflegehieb durch.
Heute sehen wir einen wüchsigen Eichenbestand mit besten Schaftformen und aufkommender Buchen-Naturverjüngung.
Auf dem Bild 2 im Vergleich einen gleichaltrigen Stieleichenbestand auf vergleichbarem Standort, der im sog, Rome´-Verfahren begründet wurde. Dabei wurden nach Kahlschlag mit einem Tellergerät Dämme aufgepflügt und bepflanzt. Die totale Zerstörung der Bodenstruktur führte zu Wuchsdepressionen, die heute noch nicht überwunden sind.
Die Unwirtschaftlichkeit aus Kapitalverzinsung der Anfangsinvestition und Zuwachsverluste sowie jahrzehntelange Folgepflege führen dazu, dass diese Bestände höchstwahrscheinlich nie in eine Rentabilitätsphase geraten werden. Das betrifft folgende Generationen.
Mit guter Forstbetriebswirtschaft hat das nichts zu tun, mit naturnaher Waldwirtschaft schon gar nicht.
Auch wenn das Dämmerome-Verfahren inzwischen der Vergangenheit angehört – erfolgen bis heute in den Niedersächsischen Landesforsten Kahlschläge vornehmlich auch in Schutzgebieten; begründet mit dem Argument des Erhalts eines fiktiven naturfernen Lebensraumtyps aus Naturschutzgründen.
Flächenbefahrung, Ganzbaumnutzung, Nivellierung des Habitates durch Häckseln des Humushorizontes sind inbegriffen, damit die Verluste wenigstens maschinengerecht erfolgen können, wie es das aktuell fortgeschriebene Progamm LÖWE (Langfristige Ökologische Waldentwicklung) im Niedersächsischen Landeswald neuerdings fordert – im Gegensatz zu seiner Urfassung.
Das kann fassungslos machen, weil es so unglaublich klingt.
Erst allmählich können sich Forstleute Gehör verschaffen, die die über waldbauliches Gespür und Erfahrung mit der Eiche verfügen. Sie werden erfahrungsgemäß überholt werden von denjenigen, die den Schaden verursacht haben und schnellstens auf dem neuen Trittbrett stehen.
Wendig sein ist alles. Und wer wollte denn schon rückwärts schauen.
Foto: Karl-Friedrich Weber
Die Eichennesterpflanzung in ihren verschiedenen Varianten ist eine hocheffiziente Methode, die sich aber nie durchgesetzt hat. Dafür gibt es keine waldbauliche und betriebswirtschaftliche Begründung, am wenigsten das Argument, sie funktioniere nicht. Hier sollte nachgefragt werden, auf Grund welcher konkreten Praxisfälle dieses Meinungsbild entstanden ist und wie genau die Maßnahme erfolgt ist. Daraus lässt sich ermitteln, inwieweit handwerkliche Fehler oder eine unzureichende Versuchsanordnung Ursache für das Misslingen war. Gibt es hierauf keine Antwort, wird klar, dass lediglich Aussagen Dritter ungeprüft übernommen werden. Das ist der Normalfall.
03. 09. 2017 :
Wer Walderkenntnisse gewinnen möchte, muss sich oft durch ein Gestrüpp von Dogmen kämpfen.
Die Eiche ist der Buche unterlegen. Deshalb muss sie per Kahlschlag verjüngt und vor der Konkurrrenz der Buche bewahrt bleiben – ein Bestandesleben lang durch Eingriffe in die Biozönose ihres Standraums unter Befahren ihrer Feinstwurzeln unter Bringungsgassen etc. … wir nennen das Bestandespflege.
Wie kommt es dann, dass 150jährige Eichen in ebenso alten Buchenwäldern einer Forstgenossenschaft in Elmhochlagen auf Buchenoptimalstandorten, in die viele Jahrzehnte lang kaum eingegriffen wurde, nicht nur überleben konnten, sondern beste Schaftformen entwickelt haben?
Foto: Karl-Friedrich Weber
Bestandesdaten: Eiche/Buche 150 Jahre, Buche Leistungsklasse 8, Eiche Leistungsklasse 7, Baumhöhe 34 m, jährlicher Zuwachs Eiche 6 Festmeter pro Hektar. Höhenlage 250 m, Standort Muschelkalk mit Lössüberlagerung. Erst im Alter ab 130 Jahre erfolgte durch Zieldurchmessernutzung der Buche eine partielle Auflichtung im Kronenraum.
Sonstige Merkmale: keine Wasserrreiserbildung, über Jahrzehnte hinweg kein oder nur unwesentlicher Blattfraß, kein Befall durch Zweipunktprachtkäfer. Die Eichen wachsen in die nächste Buchengeneration ohne Freistellungsphase ein.
Die Anwesenheit des Försters bestand jahrzehntelang im Unterlassen, im Beobachten, im Sammeln von Erfahrung und in einer tiefen beruflichen Erfüllung.
Foto: Karl-Friedrich Weber September 2017
19. 02. 2014 :
Kommentar zur Seite „Die Eichenwirtschaft“ auf www.spessart-wald.de
http://spessart-wald.de/bayern/forstwirtschaft/die-eichenwirtschaft/
Eichenwirtschaft in Absurdistan
Nachstehendes Dossier fasst in eindrucksvoller Weise die Fehlentwicklungen in der Eichenwirtschaft zusammen, wie sie auch in Niedersachsen geschehen.
Unter dem Vorwand der Verjüngung von Eichen-Hainbuchenwäldern als notwendige Maßnahme zum Erhalt dieses Lebensraumtyps, werden desaströse Kahlschläge in die wertvollsten Waldphasen gelegt und anschließend unter unwirtschaftlich hohem Kostenaufwand für das folgende Jahrhundert gemessen am Potenzial artenarme Eichenmonokulturen begründet. Das entnommene Holz wird unterhalb der Zieldurchmesser und damit weit unterhalb der höchsten Wertschöpfung vermarktet. Unsinniger geht es kaum mehr.
Die Frage entsteht, warum der fachbehördliche Naturschutz diese Waldbehandlung offenbar mitträgt. Eichenwirtschafter, die sich ihre intuitive Fähigkeit im Umgang mit der Dynamik anspruchsvoller Waldökosysteme bewahrt haben, kennen die Bewirtschaftungsalternativen. Sie stehen derzeit auf verlorenem Posten angesichts des gegenwärtigen Verlustes von Waldbaukultur sowie der Befangenheit in den Versuchen der Kategorisierung von Wäldern, deren Schönheit und systemische Komplexität sich nicht kategorisieren lassen …
Karl-Friedrich Weber
31. 08. 2015 :
irgend jemand hat behauptet, dass Voraussetzung für die Vitalität von Eichen eine lichtumflutete Krone sei … viele sagen das weiter … und dann machen die Eichen einfach, was sie wollen – wie kann das gehen?
Fotos: Karl-Friedrich Weber
manche machen die Jagd auf Buchen in Eichenwäldern zu ihrem besonderen Hobby … und dann machen Eichen und Buchen einfach was sie wollen und leben in guter und enger Nachbarschaft – wie kann das gehen?
so mancher, dem Eichenverjüngung bisher nicht gelungen ist, behauptet, die Verjüngung von Eichen in Bestandeslöchern 0,1 ha gehe nicht … und dann wachsen die Eichen einfach in Löchern 0,05 ha – einfach so und ohne Erlaubnis – wie kann das gehen?
Wo kämen wir denn hin, wenn jeder Wald tun und lassen könnte, was er wollte – so ganz ohne unseren fachlichen Beistand?
20. 08. 2012 :
Wie ist das mit der Eiche?
Behauptung: Kahlflächen für Eichen-Bestandebegründungen müssen eine Mindestgröße von 0,5 ha haben, weil die negativen Effekte der Steilrandbildungen zu stark wirken (Steilränder sind schroffe Übergänge in der Vertikalstruktur von Beständen, z.B.. wenn junge Pflanzen direkt neben alten Bäumen stehen und dadurch, dass sie nach dem Licht streben, schräg gestellte Stämme ausbilden)
Diese Pauschalbehauptung ist falsch. Das Foto zeigt Situationen in der Forstgenossenschaft Abbenrode, wo 30 Jahre alte gepflanzte Eichen zwischen alten Buchen hervorragende geradschäftige Stämme bilden. In den Buchenwäldern des Elms finden wir an vielen Stellen ähnliche Bilder in höherem Alter.
Foto: Karl-Friedrich Weber
30jährige Eichen links im Bild ohne Laub, weil sie im Frühjahr später austreiben, als z.B. Buchen oder Bergahorn.
Wie ist das mit der Eiche?
Behauptung: Das Ziel der naturnahen Waldwirtschaft, ungleichaltrige horizontal und vertikal strukturierte Wälder zu schaffen ist in Bezug auf Eichenwälder nicht möglich.
Die Behauptung ist falsch: Sicher erfordert dieses besonders anspruchsvolle Waldentwicklungsziel bestimmte Voraussetzungen und hohes waldbauliches Können, wobei das Misslingen immer möglich ist. Stimmen die Umstände, ist dieses Ziel erreichbar. Klappt es nicht, ist bei der kleinräumigen Vorgehensweise kein Schaden entstanden und jede andere Option weiterhin möglich.
Foto: Karl-Friedrich Weber
Forstgenosenschaft Rotenkamp 2011
Im Vordergrund (linke Bildhälfte) ca. 15jährige Traubeneiche
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Bleibt zu hoffen, dass alle im Landtag vertretenen Parteien, darunter auch die „Regierungsparteien“, erkennen, welche Brisanz hinter der derzeitigen Waldpolitik der Landesregierung steckt. Mehr als Hintergründe aufdecken, aufklären, erläutern und die langfristigen Folgen derzeitiger forstwirtschaftlicher Eingriffe in unsere Wälder aufzeigen, können wir unabhängigen kritischen Forstleute nicht tun. Es ist Aufgabe der Politik, das sogenannte Anstaltsgesetz mit seinen vielleicht nicht erwarteten oder voraussehbaren fatalen Folgeerscheinungen zu korrigieren und die Recht- und Fachaufsicht zu intensivieren. Niemand sollte im Nachhinein sagen, er habe die PR-Parolen der Landesforsten und des Fachministeriums für korrekte Informationen angesehen und das alles nicht gewusst.
27. 08. 2016 :
Wo die Waldbaukunst beginnt … eine ganz gewöhnliche Eichen-Naturverjüngung. Was nun?
Eigentlich nichts ungewöhnliches in Eichen-Hainbuchenwäldern – kleinflächige Eichennaturverjüngung; und trotzdem hören wir stereotyp, Naturverjüngung sei erstrebenswert oder sogar vorrangig, aber leider nicht oder kaum möglich.
Diese Aussagen sind richtig, wo Altbestände durch zu starke Nutzungseingriffe so licht gestellt wurden, dass die üppige Bodenvegetation in der Folge eine auflaufende Eichelmast nicht über die ersten zwei bis drei Jahre bestehen lässt.
Diese waldbauliche Hilflosigkeit dokumentiert sich am Ende in Kahlschlägen, die nach Dienstanweisungen „aus wirtschaftlichen Gründen“ mindestens 0,5 bis 1,0 ha groß sein sollen; die, einhergehend mit Bodenverdichtung und extrem hohem Pflegeaufwand, am Ende ein ökologisches und betriebswirtschaftliches (Kosten)- Desaster darstellen; deren Folgekulturen wegen hoher Ausfälle und schlechter Wuchseigenschaften regelmäßig die waldbaulichen Ziele verfehlen.
Waldbaukunst wirkt kleinflächig. Ihr Erfolg setzt geschlossen gehaltene Bestände voraus. In Patches, frei von Bodenvegetation, ist die Erfolgschance von Eichennaturverjüngung groß, in älteren Störungsflächen gering.
Hohe Wertschöpfung setzt voraus, das Naturverjüngung erst dann „angenommen“ wird, wenn Eichen erntereif sind, d.h. einen Brusthöhendurchmesser von mindestens 80 cm aufweisen. Das ist sehr selten geworden. Das „Kinderschlachten“ dagegen der Normalfall. Auf Kahlschlägen werden unterdimensionierte Stämme dann als unvermeidliche „Hiebsopfer“ bezeichnet. So wird Geld verbrannt.
In den Niedersächsischen Landesforsten z.B. galt der Kahlschlag bisher als erforderlich, wenn auch verniedlichend als Kleinkahlschlag bezeichnet.
In der Ausgabe der Betriebszeitschrift „Waldi“ vom August 2016 berichtet im Gegensatz dazu der Forstmann Rainer Städing aus dem Landesforstamt Spießingshol:
„Nach fast dreißig Jahren Erfahrung kristallisiert sich folgende Verjüngungsmethode heraus: Ernte jeweils zweier starker Eichen (> 80 cm Brusthöhendurchmesser) und Hainbuchen des Nebenbestandes; Auspflanzung der entstehenden Lücke von knapp 1 000 qm im Zaun. 30-jährige Stangenhölzer zeigen, dass dieses Verjüngungsprinzip funktioniert … 120 solcher Klein-Pflanzungen sind so entstanden.“
Dieses waldbauliche Vorgehen habe ich als Revierleiter in Bestandeslöchern 0,05 bis 0,2 praktiziert. Die heute 35-jährigen angehenden Baumhölzer zeugen davon – ohne nennenswertem Pflegeaufwand.
Warum ist es so schwer, sich von dem heutigen Paradigma maschinentechnischer Funktionsabläufe zu lösen und sich wieder einem entschleunigten Waldbau zuzuwenden, der alle ökologischen, ökonomischen und Rentabilitätsaspekte vereinigt?
Einige Voraussetzungen für eine Rückbesinnung müssten wohl sein:
– Verkleinerung der heutigen Reviergrößen, die keine Zeit für wertschöpfende Entscheidungen mehr lassen,
– Schulung des Verständnisses und der Empfindung ökosystemarer Prozesse,
– Abkehr vom Glauben, dass die Anhäufung von Faktenwissen in Studium und Ausbildung per se richtige Entscheidungen bewirkt.
Gute Waldbauer gehören in die anspruchsvollsten Wälder. Wer die hierzu erforderliche Intuition bei sich nicht spürt, findet seine Erfüllung in anderen durchaus gleichwertigen Aufgabenbereichen seiner Zunft. Selbsterkenntnis ist kein Makel, sondern eine Stärke.
Karl-Friedrich Weber
Fotos: Karl-Friedrich Weber, Sommer 2016
Antwort auf den Forstmann-Spruch „Die Eiche liebt nicht ihre Kinder“:
Foto: Eine Naturverjüngung aus 2007 in Loch 0,03 ha unter 200jährigen Stieleichen. Wenn die Maßnahme nicht gelingt, was nie auszuschließen ist, ensteht bei dieser Lochgröße kein irreversibler Schaden, wie das bei misslungenen Kulturen auf Kahlschlägen der Fall ist, aber dafür ein Gewinn an Erfahrung. Es ist dann immer noch Pflanzung möglich, die wahrscheinlich für viele Verhältnisse Standard bleiben wird, aber dann in Löchern bis max. 0,3 – besser 0,1 ha. Die Erstellungs-Kosten/ha Ei-Kultur auf Kahlschlägen belaufen sich auf bis zu 25 000 €/ha, die Kosten für Lochpflanzungen (im Mittel 0,2 ha) können im Mittel bei 8 000 €/ha angesetzt werden. Gelingt Naturverjüngung, liegen die Kosten deutlicher darunter. Unter forstbetrieblichen Rentabilitätsaspekten und einem Zinssatz von 2 Prozent, bleiben kahlschlagbegründete Eichenbestän de weit über 100 Jahre unrentabel, wenn sie überhaupt jemals schwarze Zahlen im Produktionszeitraum schreiben werden.
28. 08. 2016 :
Bleiben wir noch beim Thema Eichen-Naturverjüngung: Am Ende des Sommers zeigen sich die Keimlinge als so vital, dass eine große Zahl von ihnen bereits einen zweiten Trieb angesetzt hat. Der ca. 170-jährige Eichenbestand hat einen Kronenschluss-Grad von 60% – der Hainbuchenunterstand ist geschlossen, so dass die verfügbare Strahlenmenge sehr gering ist.
Offenbar reichen wandernde Lichtkegel in den Morgenstunden des ersten Keimlingsjahres aus.
Im Winter sollte der Hainbuchenunterstand auf Kleinflächen bis max. 0,05 ha herausgezogen werden. Die Alteichen können weiter in eine optimale Zielstärke hineinwachsen. Fällt die Naturverjüngung im nächsten Jahr aus vielerlei möglichen Gründen aus, ist waldbaulich nichts passiert. Die waldbauliche Handlungsfreiheit bleibt erhalten, z.B. das Ergänzen mit zweijährigen Eichen 2+0.
19. 08. 2012 :
Wie ist das mit der Eiche?
Und es gibt sie doch … üppige Eichennaturverjüngung im Forstamt Göhrde
Foto: Karl-Friedrich Weber
26. 11. 2013 :
Kiefernwälder werden leider gewöhnlich als Monokultur begründet und benötigen je nach Standort mehrere Jahrzehnte, um allmählich durch Ansamung von Laubbaum- und Straucharten auf natürliche Weise immer struktur- und artenreicher zu werden. Eichenmonokulturen als Reihnpflanzungen und hohen Pflanzenzahlen bilden im Stangen- und Jungbestandsalter z.B. aus avifaunistischer Sicht ausgesporchen artenarme Stadien, die selbst von Fichtenjungbeständen gleichen alters übertroffen werden. Alte Kiefernwälder ab ca. 70 bis 140 Jahre zählen zu den besonders artenreichen Lebensräumen. Eine hohe Biodiversität ist nicht gleichzusetzen mit einer hohen Artenvielfalt, sondern mit der Qualität und dem ökologischen Wert der Biozönosen. Das Schema gute Eiche, schlechte Kiefer trifft also nicht den Kern und ist eher eine plakative Gegenüberstellung, die leider auch teilweise vom Naturschutz vertreten wird.
23. 04. 2017:
„Die von Sachsenforst gepflanzten jungen Eichen, von denen die Experten erwarten, dass sie mit den zukünftigen klimatischen Bedingungen viel besser zurechtkommen als die Fichten, seien eine Lichtbaumart. „Sie konnten deshalb im Rahmen der Waldumwandlung nur auf der Freifläche, und zwar nach Kahlschlag, gepflanzt werden. Sie werden ab jetzt, etwa fünf Jahre lang, jedes Jahr zweimal, gepflegt“, erklärt der Chemnitzer Forstbezirksleiter Ingolf Hoppe. Und was die schwere Technik betreffe, so sei diese unumgänglich, um rationelle und zugleich arbeitsschutzsichere Technologien einzusetzen.“
Herr Hoppe bedient nicht nur überholte Klischees, sondern vertritt einen betriebswirtschaftlich und ökologischen Waldbau, der von gestern ist.
Wer so argumentiert, sollte sich nicht wundern, wenn er den öffentlichen Diskurs nicht los wird.
Wir könnten Max Planck zitieren:
„Eine neue wissenschaftliche Wahrheit triumphiert nicht, weil sie ihre Gegner überzeugt und das Licht sehen lässt, sondern weil ihre Gegner irgendwann sterben und eine neue Generation heranwächst, die mit ihr vertraut ist.“
Da gilt es für junge Forstleute noch ein wenig Geduld zu haben. Die waldbauliche Zukunft gehört ihnen.
Karl-Friedrich Weber
ELSBEERE
Es handelt sich um eine Elsbeere. Sie ist wie der Speierling eine Sorbenart. Dass sie abgestorben ist, spielt in dieser Frage keine Rolle. Die Elsbeere ist ein sommergrüner Laubbaum mit einer weinroten Herbstfärbung. Sie ist ein Tiefwurzler und wird bis ca. einhundert Jahre alt, kann aber in seltenen Fällen auch älter werden. Die Blütezeit liegt zwischen Mai und Juli. Die Früchte erfahren eine Verdauungs- und Bearbeitungsausbreitung. Die Fruchtreife beginnt ab Oktober. Eine vegetative Vermehrung erfolgt durch Wurzelsprosse. Sie war in den lichten bäuerlichen Laubwäldern eine wichtige Nutzbaumart. Insbesondere die Beeren dienten der Bevölkerung als Nahrung. Die Rinde unterscheidet sich in ihrer feinstrukturierten Rauhigkeit deutlich von der Rinde der Eiche. Trotzdem wird sie selbst von Forstleuten nicht immer erkannt.
15. 05. 2016:
Auch das autochthone Vorkommen der Elsbeere in den Waldsäumen der Stiftung Naturlandschaft steht zu Pfingsten in der Blüte. Wenngleich sich die Elsbeere gern durch Wurzelbrut vermehrt, finden wir selbst außerhalb des Waldes auf den vorgelagerten artenreichen Kalkmagerwiesen immer wieder Jungpflanzen aus Kernwuchs, die dann einzelgeschützt zu Solitären heranwachsen werden.
Auf Foto 1 ist der Unterschied der Borkenstruktur von Elsbeere (links) und einer Traubeneiche im Hintergrund gut zu erkennen.
Fotos: Karl-Friedrich Weber
ESCHE
30. 09. 2017:
Aus Eschentriebsterben wird Eschensterben. Die Aussage einzelner Forstleute, die Eschen stünden durch den Pilz Falsches Weißes Stengelbecherchen kurz vor der Ausrottung, gibt die folgerichtige Begründung für Kahlschläge unreifer Bestände zur angeblichen Vermeidung von weiteren Infektionen und das Abrufen von EU-Fördermitteln für Neukulturen in Privatwäldern.
Die Beobachtung von etwa 40 Eschenbeständen in der Region Braunschweig durch Forstleute im Sommer 2017 hat den Eindruck ergeben, dass sich der Kronenzustand in vielen Fällen verbessert, keinesfalls jedoch verschlechtert hat. Auffallend viele Eschen wiesen keinerlei optisch erkennbaren Befallssymptome auf.
Die einzigen drei abgestorbenen Eschen eines Forstortes auf den Fotos waren von voll belaubten Nachbarn umgeben, ein auffälliger Widerspruch.
Nachdenken und Beobachten statt Aktionismus auf der Basis ungesicherter Annahmen ist die Tugend, die von unseren forstlichen Altvorderen als „forstliche Keimruhe“ bezeichnet wurde. Im Wald liegen wir mit dieser Haltung allemal richtig.
Foto: Karl-Friedrich Weber
30. 04. 2017:
die Esche unter der alten Buche will vom Eschensterben nichts wissen … unter zehntausenden Phänotypen ihrer Verjüngungsgemeinschaft werden wir die Ankunft der Fittesten erfahren können …
Foto: Karl-Friedrich Weber
27. 05. 2016:
Es ist ein lokales und manchmal auch regionales Problem. Es ist jedoch noch zu früh, um eine Gesamtbilanz zu ziehen. Offenbar gibt es Resistenzen, wie stets beim Auftauchen neuer Krankheitserreger. Andere Eschenbestände sind nicht befallen. Weil niemand weiß, ob wir überhaupt reagieren müssen oder können und ob es eine Möglichkeit gibt, diesen Pilz abzuwehren, ist eine Gesamtbetrachtung wichtig, die kein Schnellschuss sein kann. Da sich die Esche sehr gut natürlich verjüngt, wenn zu hohe Rehwildbestände vermieden werden, muss nicht unbedingt gepflanzt werden. Erfahrungsgemäß gibt es immer Jungpflanzen, die nicht befallen werden, ohne dass wir die Ursache dieser Resistenz bereits erkennen können.
FICHTE
17. 04. 2016:
Ja, es ist richtig, die Rotfichte ist eine heimische Baumart, gehört aber nicht auf die Standorte, die seit Jahrtausenden Laubwälder tragen. Der Umbau von Fichtenwäldern in Laubwälder ist daher eine Aufgabe der Gesellschaft und eines forstlichen Berufstandes, der aus Fehlentwicklungen die Konsequenzen zieht und sich als lernfähig erweist. Da sind wir grundsätzlich auf einem richtigen Weg. Das ist gut so.
Aber bedeutet das auch einen fast religiösen Feldzug gegen alles, was Nadeln hat – hier und heute, jetzt sofort? Müssen standortfremde Kiefern- oder Nadelwälder deshalb weit vor ihrer Reife im Kahlschlagverfahren abgeräumt werden, wie das bundesweit sehr oft geschieht? Geht es da allein um Fehlerkorrektur oder auch um schnelle Rendite mit wohlfeilen Begründungen? Subventionierte Aufforstung fest im Blick?
Die Bilder zeigen einen alten erntereifen Fichtenbestand in einem Wald der Stiftung Naturlandschaft. Dass diese ihn nicht nutzt, was forstwirtschaftlich und betriebswirtschaftlich wie ökologisch möglich wäre, liegt an ihrem Stiftungsziel nutzungfreier Wälder. Sie verzichtet hierdurch auf eine mögliche Geldrendite.
Wo Fichten geworfen und zu starkem liegenden Totholz wurden, entwickelt sich in den entstandenen Löchern ein Laubwald von erstaunlicher Diversität.
Nach Sandbirke und Eberesche stellt sich Stieleiche aus Naturverjüngung ein. Die Vielfalt der Habitate und Kleinstrukturen belegt, dass eine künftig naturnahe Waldentwicklung auch ohne Umbau von Nadelwäldern im Kahlschlagverfahren möglich ist. Das ist eine Aufgabe für Forstleute mit waldbaulichem Feingefühl. Wir dürfen das dann auch ruhig einmal Waldbaukunst nennen.
Foto: Karl-Friedrich Weber
Die Umwandlung von Nadelholzbestände in Laubmischbestände kann grundsätzlich kleinflächig 0,1 bs 0,3 Hektar erfolgen, wobei vielfältige waldbauliche Vorgehensweise je nach standörtlichen Gegebenheiten möglich sind. Zeitliche Streckung bedeutet auch, die Chancen von Naturverjüngungen einer größeren Bandbreite heimischer Laubbaumarten. Kahlschläge über 0,5 ha, ggf.in Verbindung mit Entwässerungen, führen unausweichlich zu Bodenschäden bis hin zu langfristigen Bodenzerstörungen. Verdichtung und Nährstoffausträge sind dann unvermeidlich.
18. 04. 2016:
Alter Fichtenwald der Stiftung Naturlandschaft im Übergang zu einem arten- und strukturreichen Laubwald mit Stieleiche aus Naturverjüngung …
Foto: Karl-Friedrich Weber
Klaus Borger zu Fichte im Waldbau, Post auf der Facebook-Seite „BI Pro-Saar-Wald“ vom 28. 02. 2018:
Das passiert, wenn man rein kurzfristige forstwirtschaftliche Ziele verfolgt und „falsche“ Bäume am falschen Ort pflanzt.
Im Bild die Fichte die auf staunassen Böden extreme Flachwurzeln ausbildet und damit sehr windwurfgefährdet ist.
Eine langfristig ausgerichtete Waldwirtschaft vermeidet dies.
KIEFER
Was habt Ihr gegen die Kiefer?
Der Cluster Forst und Holz singt das Lied von der Douglasie. Sie sei essenziell für den künftigen Klimawald, heißt es in großer Klangreinheit.
Und dann ist da die heimische Kiefer, eine Baumart mit breiter Amplitude, seit hunderttausenden Jahren in Europa an die verschiedensten Standorte und Klimate angepasst.
Sie wird nicht diskutiert, sondern im niedersächsischen Landeswald zunehmend Jahrzehnte vor Erreichen ihrer Zielstärke endgenutzt, die definiert ist mit Brusthöhendurchmesser (BHD) 40cm+ bei einem Alter von 140 Jahren. So sieht es die mittelfristige Waldbauplanung vor. Die Kiefer wird abgelöst im Voranbau durch die Douglasie und in FFH-Gebieten im Kahlschlagverfahren durch die Stieleiche, wie im Forstamt Wolfenbüttel, dort um Beispiel neunzigjährig und jünger bei mittlerem BHD unter 30 cm. Das ist nicht nur betriebswirtschaftlich höchst unsinnig, sondern auch nicht LÖWE-gerecht. Ein Vertreter des Waldministeriums bezeichnete die Kritik an dieser Vorgehensweise als Schwachsinn.
Im Waldzustandsbericht 2014 des Niedersächsischen Waldministers heißt es zur Kiefer:
„Die Kiefer weist über den gesamten Ermittlungszeitraum einen stabilen vergleichsweise niedrigen Kronenverlichtungsgrad auf. Im Zeitraum 1993 – 2001 wurden leicht erhöhte Werte festgestellt, die Kiefer bleibt aber durchgehend unter den Verlichtungswerten von Fichte, Buche und Eiche. Die mittlere Kronenverlichtung der älteren Kiefer beträgt 2014 15%.
Auch bei den starken Schäden heben sich die Ergebnisse der Kiefer von denen der anderen Baumarten ab. Im Erhebungszeitraum treten nur geringe Schwankungen auf, im langjährigen Mittel liegt der Anteil starker Schäden unter 1%.
Die Absterberate der Kiefer ist ebenfalls bemerkenswert niedrig und liegt im Erhebungszeitraum zwischen 0 und 0,3%.
Im Jahr 2014 beträgt die Absterberate 0,1% und entspricht damit der mittleren Zeitreihe.“
Warum dann die Douglasie, wenn wir über eine derartig betriebssichere und offenbar klimagerechte Nadelbaumart verfügen, wie die Kiefer – bei einer Leitungsklasse von bis zu 9 Festmetern Zuwachs pro Jahr auf mittleren Standorten? Wenn wir doch offenbar mit bewährten heimischen Baumarten, die wir gut kennen, unsere waldbaulichen Ziele erreichen können?
Oder geht es in Wirklichkeit eher um Masse, statt Klasse?
Foto: Karl-Friedrich Weber
90jährige Kiefer, zum Einrichtungsstichtag 2004 mit einer Leistungsklasse von 9, einem Bestockungsgrad von 0,7, einem Brusthöhendurchmesser von 32 cm und einem Vorrat von 279 Festmetern pro Hektar – 2013 zur Hälfte endgenutzt im Kahlschlagverfahren. Eine Vornutzung war 2004 nicht vorgesehen.
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Hier wird die Frage im Rahmen von Mischwaldstrukturen mit möglicherweise einer Nadelbaumart in angemessenem Flächenanteil diskutiert und in diesem Zusammenhang die Kiefer der Douglasie gegenübergestellt.
03. 09. 2017 :
Die Lichtholzart Kiefer in einem 136jährigen Buchenaltholz mit einer Leistungsklasse 8,einem Bestockungsgrad von 80% der Fläche (0,8) und einem jährlichen Zuwachs von 9,1 Vorratsfestmetern pro Jahr.
Geht das überhaupt? Offenbar schon.
Diese Kiefer auf dem Foto hat einen Brusthöhendurchmesser (1,30 m über dem Boden) von 45 cm. Was spricht dann dagegen, die heimische Nadelbaumart Kiefer auch in optimalen Buchenstandorten und selbst auf Kalkböden dort und auf eine waldbaulich effiziente Weise einzubringen, wo die Verhältnisse es erlauben?
Foto: Karl-Friedrich Weber Elm 2017
Die Kiefer ist mit 136 Jahren ebenso alt wie die Buche, die eine Bestockung von 0,8 nach Betriebsinventur 2004, heute wahrscheinlich um 0,5 aufweist. Die großflächige Abnutzung der alten Buchenwälder durch Räumung im Elm erfolgte in den vergangenen 15 Jahren im Großschirmschlag und war den waldbaulichen Zielen entgegengerichtet. Die gleichaltrige Verjüngung führt zu einer neuen Alterklassen-Periode des nächsten Zyklus. Mit dem Hinweis auf die Existenz von offenbar vitalen Alt-Kiefern ist keine waldbauliche These verbunden, die nur nach einer vorläufigen Absicherung vertretbar wäre, sondern der Aufruf zum (Nach-)Denken angesichts derartiger Beobachtungen, die den festgezurrten waldbaulichen Postulaten widersprechen.
10. 05. 2017:
Unter dem Schirm älterer Kiefern hat sich im Laufe der Jahrzehnte ein strukturreicher Laubunterstand entwickelt. Insbesondere die Stieleiche, durch Eichelhäher oder Eichhörnchen eingebracht, bildet oft einen ökologisch sehr wertvollen Unterstand gegenüber den oft viele Jahrzehnte langen öden und artenarmen Monostrukturen gepflanzter Eichenjunghölzer auf Freiflächen.
Nicht immer, aber auch nicht selten haben diese Hähereichen Nutzholzqualität, wie auf dem Bild zu erkennen ist.
Foto: Karl-Friedrich Weber
16. 08. 2012 :
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Die Kiefer wird auch als eine Lichtholzart bezeichnet, weil ihre Kronen soviel Sonnenlicht durchlassen, dass sich unter ihrem Schirm im Laufe der Bestandesentwicklung eine zweite Baumschicht und eine Strauchschicht aus zumeist Stieleiche, Sandbirke, Eberesche, Faulbaum, Brombeere oder Hirschholunder bilden kann.
Derartige Wälder weisen im Alter eine sehr hohe Lebensvielfalt auf. In meinem Revier waren die Forstorte mit Kiefernaltbeständen Brutrevier unter anderem für Baumfalke, Schwarzspecht und Kolkrabe. Ein Forstort mit einem 120jährigen Altkiefernbestand wurde vor einigen Jahren durch die Niedersächsischen Landesforsten an einen Privatmann verkauft. Die Altkiefern wurden von ihm weitgehend eingeschlagen. Der Lebensraum hat sich dadurch massiv verändert.
Foto: Karl-Friedrich Weber 2012
ca. 70jähriges Kieferbaumholz
Kiefernwälder II
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Anfang der achtziger Jahre begann ich damit, die älteren Kiefernbestände mit Douglasie zu unterbauen. Der Douglasie stand ich zur damaligen Zeit auf leichten Böden neutral gegenüber. Um die ökologische Vernetzung der gut strukturierten doppelschichtigen Althölzer zu erhalten, wurden zwischen den Douglasienblöcken 60 bis 80 m breite Riegel nicht unterpflanzt. Die 100jährigen Altkiefern, die den Schirm bildeten, konnten weiter an Stärke zulegen.
Durch den Voranbau der Douglasie unter den Altkiefern wollte ich der damals üblichen Kahlschlagtechnik mit nachfolgender tiefpflügender Bodenbearbeitung entgehen, bei der die Bodenstruktur der Eisenhumuspodsole und die Bogen- und Langdünenbildungen aus nacheiszeitlicher Landschaftsentwicklung vollkommen zerstört worden wären. Hauptintention war also die Bewahrung des natur- und siedlungsgeschichtlichen Schatzes der Lutterheide nördlich von Köngslutter.
Der Anwuchserfolg mit Douglasie war sehr gut. Es entstanden allerdings monotone Stangenhölzer ohne jede Struktur. Eine Untersuchung im Rahmen einer Diplomarbeit ergab, dass die Douglasienflächen in einer Kiefernwaldumgebung mit sonst hoher Zahl von Ameisennestern völlig ameisenfreie Inseln bildeten.
Die Wuchsleistung der Douglasie blieb in allen unterpflanzten Kiefernforstorten mäßig.
Heute bewerte ich diese von mir vertretenen waldbauliche Maßnahme als Fehler.
Foto: Karl-Friedrich Weber 2012
Mit Douglasie unterbauter heute 70jähriger Kiefernbestand – (das Foto ist direkt neben der Fläche auf dem Vorbild entstanden), der auch nach 30 Jahren eine große Strukturarmut aufweist.
Diese Maßnahme erfolgte nur kleinflächig aus Versuchszwecken, da der Kiefernbestand vor 30 Jahren natürlich noch zu jung für waldbauliche Anschlusslösungen war.
26. 11. 2013 :
Kiefernwälder werden leider gewöhnlich als Monokultur begründet und benötigen je nach Standort mehrere Jahrzehnte, um allmählich durch Ansamung von Laubbaum- und Straucharten auf natürliche Weise immer struktur- und artenreicher zu werden. Eichenmonokulturen als Reihnpflanzungen und hohen Pflanzenzahlen bilden im Stangen- und Jungbestandsalter z.B. aus avifaunistischer Sicht ausgesporchen artenarme Stadien, die selbst von Fichtenjungbeständen gleichen alters übertroffen werden. Alte Kiefernwälder ab ca. 70 bis 140 Jahre zählen zu den besonders artenreichen Lebensräumen. Eine hohe Biodiversität ist nicht gleichzusetzen mit einer hohen Artenvielfalt, sondern mit der Qualität und dem ökologischen Wert der Biozönosen. Das Schema gute Eiche, schlechte Kiefer trifft also nicht den Kern und ist eher eine plakative Gegenüberstellung, die leider auch teilweise vom Naturschutz vertreten wird.
07. 09. 2016 :
Die Kiefer ist eine Lichtbaumart. Kiefernwälder können selbst auf armen Standorten vielfältige Strukturen und eine relativ hohe Diversität entwickeln.
Als ich 1973 mein Revier übernahm, befanden sich ausgedehnte Kiefernbestände in einem 23jährigen Dickungsstadium ohne jeden Laubbaumanteil. Heute stellen sich diese Wälder in einem vielfältigen Zustand dar. Stieleiche, Rotbuche, Sandbirke, Eberesche, Bergahorn, Faulbaum, Haselnuss und andere. (Bild 1)
Bevor diese gut gewachsenen Bestände in den Bereich schwarzer Zahlen kommen konnten, wurde der Forstort von der Landesregierung an einen privaten Investor verkauft.
Ganz anders die Entwicklung, wo in den 1980iger Jahren eine flächige Kalkung stattfand, ein großer Fehler, an dem ich aktiv beteiligt war. Die hierdurch beschleunigte Mineralisierung von Nadelstreu und Rohhumusauflage führte zu einem Dauerstadium von Land-Reitgras (Calamagrostis epigejos), das einen Laubbaumunterstand nachhaltig verhinderte.
Trotz dieser negativen Erfahrung erhielt ich zehn Jahre später die Weisung, eine Wiederholungskalkung zu veranlassen. Grund dafür war, dass dem Dezernat Forsten bei der Bezirksregierung noch 30 000 DM zur Verfügung standen. Als ich Bedenken dagegen vorbrachte, blieb es zunächst bei der Anordnung. Meine Weigerung, die Maßnahme auszuführen, führte dazu, dass es zu einer Befahrung der Bestände kam. Meine Bedenken wurden bestätigt, und die Maßnahme unterblieb.
Am verfestigten Calamagrostis-Stadium hat sich auch über dreißig Jahre nach der Kalkung nichts geändert. Inzwischen ist auch dieser Forstort an Privatinvestoren verkauft worden, die unter Benutzung der EU-Förderkulisse nach starker Lichtung der hiebsunreifen Bestände Kulturmaßnahmen durchführen.
Da das Prinzip der jährlichen Revierchroniken seit langem Vergangenheit ist, gibt es keinen standortbezogenen Erfahrungspool mehr, auf den junge Forstleute zurückgreifen könnten. Die Folgen sind ein Teil des aktuellen Diskurses um die Wälder Deutschlands.
Karl-Friedrich Weber
Fotos: Karl-Friedrich Weber
Ulme
12. 11.2017:
Es war vor etwa 35 Jahren, als ich im Rieseberg die letzte starke Bergulme fällen ließ. Sie war scheinbar abgestorben. Der Ulmensplintkäfer hatte ganze Arbeit geleistet.
Vor einer Woche bemerkte ich etwas, was ich viele Jahre übersehen hatte – im näheren Umkreis dieses ehemaligen Veteranen, dessen Spuren längst vergangen sind, wachsen junge Bergulmen und behaupten sich auf vitale Weise im Gefüge der Traubeneichen, Hainbuchen und Vogelkirschen.
Diese Beobachtung lässt sich in vielen Wäldern machen: Alte Ulmen sind verschwunden, und trotzdem ist Naturverjüngung vorhanden. Die Wirkungszusammenhänge zu ergründen, wäre sicher eine spannende Aufgabe.
Ich komme für mich zu einer beruhigenden Feststellung: Es gab (und gibt vielleicht auch heute noch) ein „Ulmensterben“ – aber die Ulme stirbt nicht aus.
Foto: Karl-Friedrich Weber
Wildbirne
Wer glaubt, die Waldränder seiner Umgebung zu kennen, darf sich ruhig einen Irrtum eingestehen. Auf etwa hundert Meter Entfernung fühlte ich intuitiv, dass der Waldrand mit seinen alten Stieleichen (in der Mitte des ersten Bildes) etwas anders strukturiert war. Das erweckte meine Aufmerksamkeit.
Beim Näherkommen erkannte ich die Wildbirne mit einem prallen Früchteanhang, wie ich ihn noch nie gesehen habe. Wildbirne, Wildapfel, Elsbeere oder Speierling sind Wildobstarten, die aus unseren Hochwäldern weitgehend verschwunden sind.
Die Wildbirne (Pyrus pyraster), auch Holzbirne genannt, ist ein sommergrüner Baum. Sie erreicht eine Höhe von 8 bis 20 Meter, kommt aber auch als mittelgroßer Strauch mit einer Höhe von zwei bis vier Meter vor. Die Wildbirne hat eine graue, kleinschuppige Rinde. Sie blüht von April bis Mai. Anders als bei den Kulturformen sind die Äste mit Dornen besetzt. Die Pflanzen können ein Alter von 100 bis 150 Jahren erreichen.
Das Verbreitungsgebiet der Wildbirne reicht von Westeuropa bis zum Kaukasus. In Nordeuropa kommt sie nicht vor, da sie wärmebedürftig ist. Sie wird unter natürlichen Verhältnissen auf extrem trockene Standorte verdrängt und kommt daher am häufigsten an der Trockengrenze des Waldes vor, so auf basenreichen und flachgründigen, süd- oder westgerichteten Hängen im Mittelgebirgsraum. Aber auch in Auenwäldern an Rhein und Elbe ist sie von Natur aus anzutreffen. Angepflanzt werden kann sie dagegen auf den meisten Standorten, solange sie genügend Licht erhält – nur sauer oder vernässt sollten sie nicht sein, und auch Frostlagen sind ungeeignet. Bisher fast unbedeutend, liegen kaum Erfahrungen über ihre Behandlung oder Förderung in Mischbeständen vor. Durch die verstärkten Bemühungen der Forstwirtschaft in der jüngsten Vergangenheit kann sich das ändern. Derzeit steht die Wildbirne in verschiedenen Bundesländern auf der roten Liste gefährdeter Arten.
Im Auftrag der deutschen Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) wurden im Rahmen des Projekts Erfassung und Dokumentation genetischer Ressourcen seltener Baumarten in Deutschland in den Jahren von 2010 bis 2013 die Vorkommen von zehn seltenen heimischen Baumarten in den deutschen Wäldern ermittelt. Von der Wildbirne wurden dabei in Deutschland 14.000 Exemplare erfasst. (WIKIPEDIA)
Fotos: Karl-Friedrich Weber