01. 03. 2019:
Die Klimaerwärmung mit ihren globalen Folgewirkungen ist eine Tatsache. Wir müssen nur sehr genau analysieren, welcher argumentative Missbrauch zum Beispiel mit einem sogenannten Jahrhundertsommer betrieben wird.
Müssen wir zum Beispiel den Douglasienanbau ausweiten oder besitzen natürliche Waldgesellschaften Mitteleuropas die genotypische und phänotypische Anpassungfähigkeit?
Geht es um die Robustheit (Resilienz) unserer Waldressourcen oder um die Ausweitung des Waldumbaus mit Baumarten mit hohem Holzzuwachs im Interesse der Rohstoffwirtschaft?
Ziehen wir aus dem desaströsen Zustand unserer überwiegend naturfernen Wälder richtige oder falsche Rückschlüsse?
Werden wir mit scheinlogischen Argumenten hinter das Licht geführt?
In welchem Ausmaß erfolgt Forschung interessenorientiert?
06. 03. 2018:
Der Klimawald – ein Begriff schafft Tatsachen
Dass sich die globale Temperatur schneller zu erhöhen scheint, als noch vor wenigen Jahren angenommen, wird wohl kaum ein ernst zu nehmender Mensch bestreiten. Wie sich die äußerst komplexen Zusammenhänge in der Folge auf das Klima Mitteleuropas auswirken können, ist mangels hinreichend abgesicherter Datengrundlagen auch heute noch nicht prognostizierbar. Deshalb bewegen wir uns im Diskurs immer noch im Bereich von Szenarien.
Trotzdem gibt es inzwischen eine bis an die Grenze zur Tatsachenbehauptung reichende forstliche Meinung über das, was unsere heimischen Baumarten sich zu verhalten gedenken und wie ein „Klimawald“ zu bauen sei.
Sogar eine „Deutsche Anpassungsstrategie an den Klimawandel“ (DAS) wurde im Jahr 2008 vom Bundeskabinett beschlossen.
Im Rahmen des DAS-Monitoringprogramms sollen Indikatoren dazu beitragen, Handlungsempfehlungen abzuleiten, um die Folgen der Erwärmung zu minimieren bzw. ihnen entgegenzuwirken.
Mit dem Indikator FW-I-1 „Baumartenzusammensetzung in Naturwaldreservaten“ wird die Entwicklung der Baumartenzusammensetzung in unbewirtschafteten Wäldern beobachtet. Die Untersuchungsergebnisse können zeigen, wie unsere standortheimischen Baumarten eigendynamisch auf ein verändertes Klima reagieren.
Hierzu werden Daten aus 37 Naturwaldreservaten verschiedener Bundesländer genutzt.
Die Koordination der Inventuren und die Datenverarbeitung werden vom Sachgebiet Waldnaturschutz/Naturwaldforschung der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt gewährleistet
Erste Ergebnisse deuten nicht darauf hin, dass die Entwicklung der standortheimischen Baumarten in Naturwaldreservaten innerhalb der letzten Dekaden merklich vom Klimawandel beeinflusst wurde. Die Grundflächenzunahme deuten darauf hin, dass bisherige klimatische Veränderungen die Vitalität der Bäume nicht erkennbar beeinträchtigt haben. Offenbar wird die Vitalität der Buche bisher nicht durch Klimaveränderungen beeinträchtigt, ein Befund, der auch mit anderen Untersuchungen gut übereinstimmt (BOLTE,A. 2016)
(MEYER,P. et.al. AFZ-DerWald 16/2017 S. 22)
Foto: Karl-Friedrich Weber
Naturwaldreservat Rieseberg
25 .02. 2018:
„Förster suchen Bäume für den Wald der Zukunft
Wegen des Klimawandels werden künftig besonders widerstandsfähige Bäume gefragt sein. Die Landesforsten suchen in den Revieren daher jetzt schon nach passendem Saatgut“ – so die Ankündigung des NDR-Nordschaumagazins.
Es geht um klimafeste Wälder
„Die Förster schlagen vor, welche Bäume sie für geeignet halten“
Förster wissen das, das ist einfach so.
Sie wollen die „Adaptionsfähigkeit“ (Anpassungsfähigkeit) „ein bisschen unterstützen“
Mit ihrem Wissen sind sie dem evolutionären Anpassungsvermögen der heimischen Baumarten haushoch überlegen, die das natürlich nicht so schnell können, wie Förster. Dazu suchen diese u.a. auch „schöne“ Bäume aus. „Die letzte Entscheidung treffen allerdings die Landesforsten.“ Da gibt es nämlich Förster, die alles so gut im Blick haben, dass sie die Entscheidungen der Förster im Wald noch einmal überprüfen können. Klimawandelbeherrscher sind nun einmal die Entscheider.
Da kommt es auf die Methoden qualifizierter Wissenschaft nicht an.
Natürlich gäbe eine kostenfreie 3-Minuten-PR im NDR ohne Action nicht die richtige Würze.
Ohne Baumkletterer käme z.B. nicht so richtig rüber, mit welchem Einsatz der Kampf gegen den Klimawandel und für die Rettung der Wälder verbunden ist.
„Du musst schon hellwach sein, das ist einfach so, aber es macht Spaß“
Da hoffe ich ein wenig verschämt, dass die Sendung nicht zufällig von einem Evolutionsbiologen gesehen wurde.
Karl-Friedrich Weber
[ Kommentar zu: NDR-Sendung: „Förster suchen Bäume für den Wald der Zukunft“ ]
28.04.2017:
Wir stehen offenbar erst am Anfang des Verständnisses von Robustheit und Komplexität des Lebendigen. Die entscheidenden Vorgänge finden in den Zellen und auf der Ebene von DNA, RNS und Proteinen statt. Die forstwissenschaftliche Diskussion um „klimastabile“ Baumarten im bunten Gemenge eines Zukunfts-Retorten-Waldes aus der schöpferischen Hand von Förstern hat vor dem Hintergrund heutiger Erkenntnisse der Evolutions- und Systembiologie fast rührend-naive Aspekte.
Hoch problematisch ist jedoch die Bereitschaft politischer Entscheidungsträger, das, was durch permanente Wiederholung in der PR des Clusters nicht wahrer wird, zur Grundlage weit in die Zukunft reichender Entscheidungen zu machen.
Aber auch der Naturschutz sollte sein Artenverständnis immer wieder auf den Prüfstand stellen. Einiges spricht dafür, dass er sonst im Begriff ist, zum Gefangenen seines Paradigmas zu werden, wie es der Cluster Forst und Holz immer wieder für sich beweist.
Karl-Friedrich Weber
17. 04. 2017:
Biologen sind sich einig?
„Die spezifischen Prozesse, die letztlich zum Verlust von Arten führen, sind jedoch noch wenig erforscht.“
„Diese Studie führt uns einmal mehr vor Augen, wie wenig wir über die komplexen Beziehungen zwischen Arten unter zukünftigen Umweltbedingungen verstehen und vorhersagen können.“ (Prof. Dr. Nico Eisenhauer“
Die Widersprüchlichkeit macht deutlich, wenn Wissenschaft weiß, dass sie nichts weiß, sich aber „sicher“ ist, dass „spezifische Prozesse“ zum Verlust von Arten führen.
Welche Information soll vermittelt werden? Oder besser gesagt, welche Indoktrination ist beabsichtigt?
„Nimmt ihre Artenzahl aufgrund des Klimawandels ab, könnten ihre Funktionen wegfallen und viele Prozesse innerhalb der Ökosysteme könnten in Wanken geraten.“ – gemeint sind Springschwänze, u.a., weil „sie gut im Labor zu halten“ seien und im Boden leben.
Der Evolutionsbiologe Andreas Wagner macht deutlich, um was es geht:
„Der Preis des Verstehens ist immer die Abstraktion, mit der man den größten Teil einer atemberaubend komplexen Welt missachtet, um ein winziges Bruchstück davon zu begreifen.“
Albert Einstein sagte dazu: „Man sollte alles so einfach machen, wie möglich, aber nicht einfacher.“
Andreas Wagner zu Umweltveränderungen:
„Umweltveränderungen erfordern Komplexität, die ihrerseits Robustheit hervorbringt, die ihrerseits Genotyp-Netzwerke erzeugt; diese machen die Innovationen möglich, die es dem Leben erlauben, mit Umweltveränderungen zurecht zu kommen, seine Komplexität zu steigern und so weiter – eine aufsteigende Spirale der zunehmenden Innovationsfähigkeit. Und das Kernstück dieser Innovationsfähigkeit ist das selbst organisierte viel dimensionale Geflecht der Genotyp-Netzwerke, das sich hinter der sichtbaren Pracht des Lebendigen verbirgt, diese Pracht aber überhaupt erst schafft. Das ist die verborgene Architektur des Lebens.“
Die Biologen sind sich einig? Dann wäre es ziemlich schlimm um den Erkenntnisprozess bestellt.
Meine Herren integrative Biodiversitätsforscher, bleibt bescheiden. Noch wisst Ihr garnichts. Holt Euch einige Springschwänze ins Labor und probiert einfach mal das eine oder andere.
Aber seid Euch bitte nicht vorab über das Ergebnis einig, das Ihr gern haben wollt. Und erweckt bitte auch nicht den wertenden Eindruck, dass Ihr jemals auch nur einen Hauch allgemein gültiger Aussagen zu den Folgen des Klimawandels aus dem Verhalten von Springschwänzen treffen könntet.
Karl-Friedrich Weber
[ Kommentar zum Artikel „Auswirkungen des Klimawandels auf die Natur“ vom 13.04.2017 ]