Nachruf auf Wolfgang Florack
Wolfgang Florack ist tot.
Er starb am 20. Dezember 2018 im Alter von 68 Jahren. Mit ihm verlieren wir einen Forstmann, der Zeit seines Berufslebens für die Weiterentwicklung eines neuen Waldverständnisses eintrat.
Aus einer alten Försterfamilie stammend, setzte er sich bereits auf der Niedersächsischen Forstschule Düsterntal für eine breit angelegte und auch gesellschaftliche Aspekte umfassende Ausbildung der Förster ein. Ich lernte ihn in diesen Jahren aus der gemeinsamen berufsständischen Arbeit kennen und als ein Denker über den beruflichen Horizont hinaus schätzen. Sein Ergänzungsstudium in Witzenhausen im Bereich Ökologie war seinerzeit so ungewöhnlich, dass er damit nicht nur auf Verständnis traf. Was sollte das mit der Ökologie? Waren Förster nicht multifunktionell ausgebildet?
Sein ehrenamtliches Engagement in der Fachgewerkschaft GGLF ab 1970 und seine langjährige Funktion als Landesvorsitzender seiner Fachgruppe, aber auch seine frühe Mitgliedschaft im BUND zeichneten seinen späteren ungewöhnlichen Weg vor.
Wolfgangs ernste Natur und seine kategorische Wahrheitssuche machten es ihm nicht immer leicht zu beobachten, welche Entwicklung die Forstwirtschaft nahm und was sie im Laufe der Zeit mit vielen Kollegen machte. Warum wehrt sich niemand mehr, fragte er und suchte nach Antworten.
Die Langfristige Ökologische Waldentwicklung (LÖWE), vom niedersächsischen Waldbaureferenten Hans-Jürgen Otto 1991 entworfen und durch die damalige Regierung Schröder verbindlich gemacht, war für viele von uns Hoffnung. Sie verblasste in der Zeit nach OTTO Zug um Zug und mutierte zur heutigen Beliebigkeit.
Wolfgang Florack litt unter dieser Entwicklung und unter der Enttäuschung über die Erfahrungen, die er mit der Angepasstheit vieler seiner späteren Kollegen machen musste. Er erkannte so manchen als im komfortabel eingerichteten Boot sitzend. Sein Herz schlug für diejenigen, die sich dieser Angepasstheit entzogen. Man müsse morgens in den Spiegel schauen können, so seine Sicht.
Wolfgang Florack war ein unbestechlicher Analytiker und Querdenker, weit über den Rahmen seiner Kritik an der aktuellen Forstpolitik hinaus. Vom Beginn seines Ruhestandes bis zu seinem letzten Tag waren seine Analysen und bundesweiten Recherchen für die redaktionelle Arbeit dieser Facebook-Seite Waldwahrheit von großer Bedeutung. Als langjähriger Revierleiter setzte er Beobachtung und Erfahrung gegen Glaubensthesen und Konventionen und einen forstlichen Zeitgeist, der nach seinem Empfinden den Wald in ein Korsett kurzzeitiger Geldrentabilität presste.
Nicht nur ich spüre den tiefen Verlust dieses empfindsamen Mannes, auch viele Weggefährten.
Das Leben geht weiter, und unsere Aufgaben bleiben. So dachte auch Wolfgang Florack. Was mir auch bleibt, ist die Trauer um einen Freund.
Karl-Friedrich Weber