„Wir werden von den nächsten Generationen nicht daran gemessen werden, wie viele Millionen Euro Profit durch Holzeinschlag in den Staatswäldern erzielt wurden, sondern ob es uns gelungen ist, unsere Naturschätze zu bewahren.“
– Dr. Liebhard Löffler, Vorsitzender des Vereins Nationalpark Steigerwald
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2007 wurde von der Bundesregierung die „Nationale Biodiversitätsstrategie“ (kurz: NBS) beschlossen: 5 % der Wälder in Deutschland = 10 % d. öffentlichen Wälder (also ohne die privaten Wälder, denn öffentl. Wald + privater Wald ca. halbe-halbe, und man kann privaten Waldeigentümern keinen Verzicht auf forstliche Nutzung zumuten) sollen aus der forstlichen Nutzung genommen werden = sich zu Urwäldern von morgen entwickeln dürfen. Das 5 % bzw. 10 % – Ziel soll bis 2020 erreicht sein. Soweit die Theorie. Viele Bundesländer opponieren teils offen (allen voran Bayern), teils durch Verzögern und Blockieren gegen dieses Ziel.
Die NBS wurde 2007 von der deutschen Regierung nicht aus einer Laune heraus beschlossen: Die Nationale Biodiversitätsstrategie ist die Umsetzung des von Deutschland 1993 ratifizierten „Übereinkommen über die biologische Vielfalt“ (Convention on Biological Diversity, CBD), das 1992 auf dem UN-Weltgipfel in Rio beschlossen worden war – ein internationales Umweltabkommen also. Im Mai 2008 fand in Bonn die die 9. Vertragsstaatenkonferenz (COP9) zur Biodiversitäts-Konvention statt. Und 2007 stellte die Regierung wohl fest – oh je, nächstes Jahr sind wir Gastgeber-Nation und haben selber noch keine eigene Nationale Biodiversitätsstrategie erlassen, das würde peinlich sein. Daher jetzt mal schnell Gas geben… mit der Umsetzung können wir uns dann wieder alle Zeit der Welt lassen, sofern wir es denn überhaupt zu tun gedenken – so ist es sicher nicht gewesen, doch so in der Art könnte man es sich vorstellen, in Anbetracht der Entwicklungen. Damals saß auch der heutige bayerische Ministerpräsident Seehofer mit am Kabinettstisch und stimmte für die NBS – und heute stellt sich Bayern offen gegen die Umsetzung der NBS in Sachen Wald.
Hier Texte zum Thema:
Wikipedia u.ä. ist als Einstieg immer gut
https://de.wikipedia.org/wiki/Nationale_Strategie_zur_biologischen_Vielfalt
https://de.wikipedia.org/wiki/Biodiversit%C3%A4ts-Konvention
https://www.nachhaltigkeit.info/artikel/abkommen_und_buendnisse_seit_1990_1436.htm
Ein guter Überblick über die bundesweite Historie des 5-%-Ziels findet sich hier:
Das 5-%-Ziel der NBS visuell dargestellt als Mini-Salamischeibchen einer großen Salami findet man auf S.12+13 der Vortragsfolien von László Maráz „Der Wald im Widerstreit der Nutzungsinteressen“ http://waldproblematik.de/vortraege/
Hier viel Hintergrund über die Nationale Biodiversitätsstrategie und ihre Umsetzung, zusammengestellt von Timo Essner, mit weiterführenden Links:
https://naturwald-akademie.org/presse
https://naturwald-akademie.org/wp-content/uploads/2018/01/NBS_T2_Laenderranking.pdf
https://naturwald-akademie.org/wp-content/uploads/2018/01/NBS_TEIL1_PDF-Version.pdf
„Die Biodiversitäts-Strategie der Bundesregierung ist ein Versuch, die Ziele der Konvention national zu erreichen“ – ob dieser Versuch bis 2020 von Erfolg gekrönt sein wird?
„Das Ziel ist kaum mehr zu erreichen„:
Geht einem die NBS problemlos über die Lippen, sollte man auch den Begriff NWE5 kennen(lernen): 5 % „Natürliche Waldentwicklung als Ziel der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt“ – „Diese Zielvorstellung hat kontroverse Debatten ausgelöst„:
Eine sehr schöne Zusammenstellung und Zusammenfassung zur NBS und der NWE5 gibt es hier bei „waldportal.org“:
http://www.waldportal.org/heimische/news.heimische2013/news.heim.20131015/index.html
10 Jahre Nationale Biodiversitätsstrategie: Pressemitteilung des WWF vom 30.05.2017:
http://www.wwf.de/2017/mai/die-blockade-einer-vision/
„Anlässlich des Jubiläums loben die Umweltverbände BUND, Deutsche Umwelthilfe (DUH), NABU, WWF und der Dachverband DNR die Strategie als ambitionierte und visionäre Zielvorgabe, warnen jedoch eindringlich vor einem Scheitern bei der Umsetzung. Eines der größten Probleme stellt demnach die Blockade der Anstrengungen des Bundesumweltministeriums durch andere Ressorts der Bundesregierung dar. Aber auch auf Ebene einzelner Bundesländer und Kommunen würde die nationale Strategie durch massives Störfeuer immer wieder konterkariert.“
Passend hierzu lese man den Artikel „Wilde Wälder in Hessen – Fortschritte und Handlungsbedarf“ von Mark Harthun hier weiter unten, mit konkreten Beispielen zu den Widerständen und den Tricks der Forst&Holz-Interessengruppen am Beispiel Hessen, z.B.: man erntet Waldstücke erst einmal ab, es bleiben viele junge Bäume und ein paar kläglich-versprengte alte Bäume übrig, und stellt die naturschutzfachlich nun völlig entwertete Fläche als zukünftiger stillgelegter Wald ohne forstliche Nutzung unter Schutz.
Zum Originaltext der NBS gelangt man hier:
https://www.bfn.de/0304_biodivstrategie-nationale.html
Besonders der Hintergrund zu dieser Pressemitteilung des BfN ist interessant:
http://www.nw-fva.de/nwe5/downloads/Pressemitteilung.pdf
Bundeskanzlerin Merkel hat sich am 18.05.2013 in einem Video zum 5 % – Ziel der NBS bekannt:
Video-Botschaft Kanzlerin Merkel: mehr Schutz der alten Buchenwälder :
http://www.bundesregierung.de/Webs/Breg/DE/Service/Mediathek/Videos/videos_node.html?id=711962
[ab 01:59] „Die Bundesregierung unterstützt, dass wir 5% der Wälder bis zum Jahre 2020 sich völlig frei entwickeln lassen, d.h. dass daraus wieder Wildnis wird. Dieses ist ein nicht immer unumstrittenes Projekt, aber von außerordentlicher Wichtigkeit, wenn es darum geht, Menschen mit unserer Natur vertraut zu machen.“
Stellungnahme des BUND zum Ergebnis der NWE5-Untersuchung:
„Sechs Jahre nach Verabschiedung der Nationalen Biodiversitätsstrategie (NBS) durch das Kabinett der damaligen Großen Koalition ist Deutschland nach wie vor weit von dem darin formulierten Ziel entfernt, 5 % der Wälder dauerhaft ihrer natürlichen Entwicklung zu überlassen. Mit 1,9 % der Waldfläche ist heute nicht einmal die Hälfte der Zielmarke von 2020 erreicht. Eine magere Bilanz.“
http://www.bund.net/…/20131015_BUND_Stellungnahme_zur_Bilanz_Naturwaelder_in_Deutschland-1.pdf
Ähnlich hier:
„Bayern hatte die Mitarbeit an diesen Bundesprojekt als einziges Bundesland verweigert, wohl auch weil sich in Bayern besonders wenige Wälder als Naturwälder entwickeln dürfen.“
Der Bund Naturschutz BN und Greenpeace haben am 22.02.2016 gemeinsam geeignete Wälder vorgeschlagen, die Bayern im Rahmen der Umsetzung der NBS aus der forstlichen Nutzung nehmen sollte:
Positionspapier des NABU zur Nationalen Biodiversitätsstrategie:
„Naturliche Waldentwicklung “
https://www.nabu.de/imperia/md/content/nabude/wald/130201-nabu-waldentwicklung.pdf
Sehr lesenswert die Begründung der bayerischen Regierung, warum sie die Umsetzung der NBS boykottiert und keine Daten für die Erhebung geliefert hat (Anfrage des Grünen-Politikers Dr. Christian Magerl vom Mai 2012): „Die Bundesregierung hat im Jahr 2007 eine Nationale Biodiversitätsstrategie beschlossen. Diese ist für die Länder nicht verbindlich. Bayern verfolgt (…) bewusst eine eigene Strategie. (…) Deshalb beteiligt sich Bayern nicht an dem Projekt NWE5.“
http://www.christian-magerl.de/dateien/NaturschutzrelevanteDatenStaatswald.pdf
Besonders gut und tiefgehend – möchte man sich eingehender, fundierter mit der Thematik befassen, UNBEDINGT lesen! Auch eine gute Entgegnung auf viele „Forst- und Holzmärchen“: „Magere Bilanz – Natürliche Waldentwicklung in Deutschland – ein Zwischenstand“ von Hubert Weiger, László Maráz und Nicola Uhde, s. Kapitel 7 – Wald
„Die Bilanz über die Naturwälder hätte besser ausfallen können, wenn nicht zahlreiche Akteure seit Jahren vehement gegen die Ausweisung von Schutzgebieten im Wald vorgehen würden.“
http://www.kritischer-agrarbericht.de/index.php?id=340
Lesenswerter Artikel zu Biodiversität, allgemein und bezogen auf den Spessart:
„Bis in die 1980er Jahre verstand man unter der biologischen Vielfalt (biological diversity) ausschließlich die Vielfalt der Arten. Der Begriff Biodiversität ist weiter gespannt und umfasst die Vielfalt des Lebendigen auf der Ebene der Vielfalt der Arten, deren Genpools und der Ökosysteme. (…) Arten sind Fortpflanzungsgemeinschaften, deren Individuen sich genetisch unterscheiden. Die Gesamtheit der Genvarianten einer Art bezeichnet man als deren Genpool. Je größer ihre genetische Vielfalt, umso besser ist eine Art gegenüber Umweltveränderungen und Krankheitserreger gewappnet.“
Sehr gute Hintergrund-Analysen:
László Maráz: „Wir brauchen mehr Schutzgebiete im Wald – die Forstwirtschaft ist mit dem Schutz der biologischen Vielfalt überfordert“
„Vertreter der Forst- und Holzwirtschaft halten wenig von der Einrichtung neuer Schutzgebiete. Sie lehnen es ab, Kriterien für eine gute fachliche Praxis festzulegen und behaupten,mit einer „multifunktionalen Waldnutzung“ genug für den Natur- und Klimaschutz zu tun.“
http://www.kritischer-agrarbericht.de/fileadmin/Daten-KAB/KAB-2009/Maraz.pdf
László Maráz: „Der Wald als Melkkuh?“
„…viele Forstverwaltungen scheinen den Wald als ihr Eigentum zu betrachten, obwohl sie nur für dessen Bewirtschaftung und Betreuung zuständig sind. Sie kooperieren oft nur mit ihren Kunden, der holzverarbeitenden Industrie. (…) Viele Forstverwaltungen und Verbände scheinen inzwischen vor allem die Interessen der Holzindustrie zu vertreten. …“
http://www.kritischer-agrarbericht.de/fileadmin/Daten-KAB/KAB-2013/07_Rueckblick.pdf
Die Landesforsten sind Eigentum des Volkes, also aller Bürger des jeweiligen Bundeslandes. Die Mitarbeiter sind also von uns beauftragt und angestellt, dieses Gemeingut zu bewirtschaften. Wenn das Landesparlament als Vertretung der Bürger beschließt, 5 oder 10% der Waldfläche ANDERS zu bewirtschaften, nämlich als holzeinschlagsfreies Schutzgebiet, dann haben die Mitarbeiter dies umzusetzen. Vorschläge, Meinungsäußerungen mündiger Bürger natürlich inklusive
[ László Maráz ]
Auch folgender Text ist sehr lesenswert:
László Maráz: „Wie viel Holz braucht der Wald? – Vom Überfluss in die Knappheit“
(s. Kapitel 7 – Wald)
„Will man die biologische Vielfalt in Wäldern bewahren und dazu Schutzgebiete ausweisen, wäre es eigentlich logisch, die älteren, wertvolleren Waldbestände so lange vor weiterem Holzeinschlag zu verschonen, bis über ihre Schutzwürdigkeit entschieden ist. Hierzu müsste auch eine Übersicht über die in Frage kommenden Waldgebiete erstellt werden. Doch selbst im öffentlichen Wald werden [in manchen Bundesländern] Daten über dessen Alter und Qualität unter Verschluss gehalten.“
http://www.kritischer-agrarbericht.de/index.php?id=340
Wie stark und trickreich der Widerstand der Forst&Holz-Interessengruppen gegen eine sinnvolle Umsetzung der Nationalen Biodiversitätsstrategie im Wald ist, zeigt der Artikel „Wilde Wälder in Hessen – Fortschritte und Handlungsbedarf“ von Mark Harthun, dem Naturschutzreferenten und stellvertretenden Geschäftsführer des NABU Hessen:
Der in Teil 1 auf S.1 erwähnte „Generationenvertrag“ von 2001 ist hier verlinkt:
http://waldproblematik.de/vortraege/
Wie konkrete Waldschutz-Probleme in Niedersachsen aussehen kann man hier nachlesen – auf der Internet-Seite den PDF-Link „Aktuelle Probleme des Naturschutzes im Wald“ (vom April 2015) anklicken
http://www.bund-helmstedt.de/plattform_wald.html
03. 11. 2017:
Kommentar von Karl-Friedrich Weber auf seiner Facebook-Seite „Waldwahrheit“ zum Thema Ausweisung von weiteren Waldgebieten ohne forstliche Nutzung im Rahmen der NBS:
Christoph Scherber: „Wenn weltweit 85 Prozent der Wirbeltierarten von Waldrändern beeinflusst sind, zeigt dies, dass man neue Schutzstrategien entwickeln und dafür sorgen muss, dass ausreichend große, zusammenhängende und unberührte Waldflächen erhalten bleiben.“ Dabei seien weitaus größere Waldflächen nötig als gedacht.
Diese nicht neue Erkenntnis hat die Widerständler in den Sollingforstämtern, aber auch die „noch“ Rot-Grüne Landesregierung nicht davon abgehalten, ein Buchenwald-Wildnisgebiet von wenigstens 1000 ha Größe im Rahmen der Ausweisung nutzungsfreier Wälder abzulehnen. Ein Beweis dafür, was alle großartigen Lippenbekenntnisse wert sind.
Karl-Friedrich Weber
[ = Kommentar zu folgendem Artikel:
„Studie zeigt: 85 Prozent der Wirbeltiere reagieren auf Zerteilung von Wäldern“ ]
https://idw-online.de/de/news683870
07. 10. 2017:
Ein neues Wildnisgebiet im Süntel bei Hessisch-Oldendorf
Tag der Deutschen Einheit einmal anders.
In Wahlkampfzeiten passt alles recht gut zusammen. Eine letzte Kabinettssitzung, auf der zwei Waldthemen behandelt wurden, und die grünen Minister Christian Meyer (Wald) und Stefan Wenzel (Umwelt), die eine frohe Kunde in die Öffentlichkeit tragen möchten.
Das Ergebnis der sogenannten Fortschreibung von LÖWE (Langfristige ökologische Waldentwicklung in Niedersachsen) – als LÖWE+ bezeichnet – werden wir ausführlich analysieren und bewerten.
Beim Sünteltermin ging es um das bisher einzige künftige Wildnisgebiet außerhalb des Nationalpark Harz in einer Flächengröße von 1300 Hektar. Es ist ein Teilprojekt der Ausweisung von zehn Flächenprozent holznutzungsfreier Wälder (NWE-10) in den niedersächsischen Landesforsten.
Dieses Programm der Bundesregierung im Rahmen der europäischen Biodiversitätsstrategie umzusetzen, müsste verpflichtend sein und wird doch ungenügend und höchst unterschiedlich in den Bundesländern umgesetzt.
Entscheidungsgrundlage in Niedersachsen war eine Koalitionsvereinbarung der rot-grünen Landesregierung, nachdem sich die schwarz-gelbe Vorgängerregierung mit intensiver Unterstützung forstlicher Führungskräfte strikt verweigert hatte.
Das ist grundsätzlich als politischer Erfolg zu werten. Der innere Prozess um die richtigen Flächenanteile- und -größen sowie die räumliche Verteilung im Land war indes ein subtiler Kampf mit Haken und Fußangeln bis in die landespolitische Ebene und mit letztlich unbefriedigendem Ergebnis.
Wer an welchen Strippen zog und wer das politisch innerhalb der Koalition nützlich fand, ist weitgehend bekannt. Auch darüber wird zu sprechen sein.
Es muss aber auch darüber gesprochen werden, dass der Forstamtsleiter des Niedersächsischen Forstamtes Oldendorf und seine Revierleiter die Ausweisung von 1300 ha holznutzugsfreier Buchenwälder auf Kalkstandorten konstruktiv unterstützt haben, nicht nur weil es für Beamte des Landes Dienstpflicht ist, während ein zweites Gebiet auf Buntsandstein-Standorten im Solling offenbar am Widerstand von Partikularinteressen der Hardliner vor Ort scheiterte.
Was für eine vertane Chance auch für das Image des forstlichen Berufstands. Kurzsichtigkeit ist eine beharrliche Eigenschaft.
Dass aber eine Landesregierung in dieser Frage beidreht und nicht auch einmal deutlich macht, wer die Führungskompetenz hat, gehört zu den enttäuschenden Erfahrungen mit sogenannter Realpolitik.
Foto und Kommentar: Karl-Friedrich Weber
Post von Karl-Friedrich Weber auf seiner Facebook-Seite „Waldwahrheit“ am 15.10.2013 anlässlich einer Pressemitteilung der Arbeitsgemeinschaft Rohholzverbraucher:
Zum R+E-Vorhaben NWE5 – Forschungs- und Entwicklungsvorhaben „Natürliche Waldentwicklung als Ziel der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt“ ————
Dass die Arbeitsgemeinschaft Rohholzverbraucher gegen die Ergebnisse der bundesweit erhobenen Flächenanteile nutzungsfreier Wälder polemisiert, war in jedem Fall zu erwarten, unabhängig davon, wie das Ergebnis lauten würde.
Das sie es versteht, aus dem erschreckend geringen Anteil von 1,9% nutzungsfreier Wälder in Deutschland mit Kaffeesatzleserei ein „mehr als erfüllt“ zu machen, zeigt, wie gering die Chancen sind, durch methodische Erarbeitung von Grundlagendaten Interessengruppen zu veranlassen, ihre Positionen zu revidieren.
Waldwahrheit war auf der zitierten Abschlussveranstaltung gestern in der Niedersächsischen Landesvertretung anwesend.
Der nachstehende PM-Text spiegelt weder die Ergebnisse des Forschungs- und Entwicklungsvorhabens, noch den Verlauf der Diskussion auch nur ansatzweise wider. Wir werden noch berichten.
Karl-Friedrich Weber
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Von: Denny Ohnesorge [mailto:denny.ohnesorge@rohholzverbraucher.de]
Gesendet: Montag, 14. Oktober 2013 17:53
An: presse@rohholzverbraucher.de
Betreff: Presseinfo: Nationale Biodiversitätsstrategie – Deutschland übertrifft die Anforderungen
Sehr geehrte Damen und Herren,
heute wurden die Ergebnisse des im Auftrag des Bundesamts für Naturschutz durchgeführten Forschungsprojekts „Natürliche Waldentwicklung als Ziel der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt (NWE5)“ vorgelegt. Dieses Ergebnis berücksichtigt aber im Grunde nur rechtlich geschützte Gebiete wie Nationalparks. Die Arbeitsgemeinschaft Rohholzverbraucher (AGR) und die Deutsche Säge- und Holzindustrie (DeSH) fordern deshalb, dass auch Flächen außerhalb von Schutzgebieten – beispielsweise nicht genutzte Bereiche im Privatwald – in die Berechnungen gemäß nationaler Biodiversitätsstrategie (NBS) einbezogen werden. Damit würde deutlich werden, dass das Ziel der NBS, auf fünf Prozent der deutschen Waldfläche eine natürliche Entwicklung zu gewährleisten, mehr als erfüllt ist.
Die Presseinformation finden Sie im Anhang als pdf-Datei und als NUR-TEXT am Ende dieser E-Mail. Ebenso haben wir Ihnen ein Factsheet zum Thema beigefügt.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Denny Ohnesorge
Arbeitsgemeinschaft Rohholzverbraucher e.V.
Dorotheenstraße 54
10117 Berlin
Tel.: +49(0) 30 / 72 02 04 38 8-6
Fax: +49(0) 30/ 22 32 04 89
E-Mail: info@rohholzverbraucher.de
Internet: http://www.rohholzverbraucher.de
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P R E S S E I N F O R M A T I O N
Berlin, 14.10.2013
Nationale Biodiversitätsstrategie – Deutschland übertrifft die Anforderungen
Die nationale Biodiversitätsstrategie (NBS) strebt auf fünf Prozent der deutschen Waldfläche eine natürliche Waldentwicklung an. Doch nicht nur rechtlich geschützte Gebiete leisten ihren Beitrag zu diesem Ziel: Auch Flächen außerhalb von Schutzgebieten – beispielsweise nicht genutzte Bereiche im Privatwald – werden laut NBS dazu gezählt. Die Arbeitsgemeinschaft Rohholzverbraucher (AGR) und die Deutsche Säge- und Holzindustrie (DeSH) fordern deshalb, dass diese Flächen in die aktuell im Auftrag des Bundesamtes für Naturschutz durchgeführten Berechnungen zur Bestimmung der Fläche mit natürlicher Waldentwicklung einbezogen werden.
Wie viel Waldfläche in Deutschland entwickelt sich ohne menschlichen Einfluss auf natürliche Weise? Welchen Effekt haben diese nutzungsfreien Waldgebiete auf Naturschutzziele und ökonomische Entwicklungen? Diesen Fragen ging das Forschungsprojekt „Natürliche Waldentwicklung als Ziel der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt (NWE5)“ nach. Die heute vorgelegten Ergebnisse erwecken den Eindruck, Deutschland erfülle die selbst gesteckten Ziele seiner nationalen Biodiversitätsstrategie nicht. Mit knapp 2 Prozent fand allerdings im Endergebnis nur ein Bruchteil der als nutzungsfrei erfassten Fläche Beachtung.
Bei der Berechnung der nicht genutzten Waldfläche berücksichtigten die Forscher von NWE5 im Grunde nur rechtlich geschützte Gebiete wie Nationalparks. Dabei heißt es in der Biodiversitätsstrategie der Bundesrepublik explizit: „Zum angestrebten Flächenanteil von Wäldern mit natürlicher Waldentwicklung tragen sowohl Schutzgebiete als auch Flächen außerhalb von Schutzgebieten bei.“
Für Leonhard Nossol, Präsident der AGR, ist das Ergebnis eindeutig: „Das Ziel der Biodiversitätsstrategie auf fünf Prozent der deutschen Waldfläche eine natürliche Entwicklung zu gewährleisten, ist mehr als erfüllt.“ Mehr als 18 Prozent der deutschen Waldfläche stehen unter strengem Schutz und dürfen nur eingeschränkt bewirtschaftet werden. Darüber hinaus verzichten viele der zwei Millionen deutschen Waldeigentümer freiwillig – aus ökologischen, ideellen oder auch rein wirtschaftlichen Gründen – ganz auf die Bewirtschaftung eines Teils ihres Eigentums. Nossol kritisiert deshalb die Haltung des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) als Auftraggeber der NWE5-Studie: „Die tatsächliche Fläche, auf der in Deutschland auf eine Nutzung des Waldes verzichtet wird, liegt weit über der, die das BfN als solche anerkennen möchte.“ So geht man beispielsweise in Rheinland-Pfalz von 52.000 Hektar oder sechs Prozent der Waldfläche aus, die zusätzlich zu den rechtlich bestehenden Schutzgebieten nutzungsfrei sind.
Für DeSH-Präsident Steffen Rathke ist klar, dass die Wälder auch ohne umfangreiche Nutzungseinschränkungen naturnäher und artenreicher werden. „Anstatt weitere großräumige Schutzgebiete zu planen, sollten Bundesregierung und Bundesländer sich auf die Förderung einer effizienten und nachhaltigen Nutzung unserer heimischen Ressourcen konzentrieren“, so Rathke. „Das Projekt ist ein Anfang, um herauszufinden, wie viele der deutschen Wälder nicht bewirtschaftet werden. Gewissheit wurde jedoch nicht geschaffen, da entscheidende Daten nicht veröffentlicht beziehungsweise erst gar nicht in die Bilanz einbezogen wurden“, so Rathke weiter.
Die nachhaltige Nutzung nachwachsender Ressourcen ist besonders im Hinblick auf den Klimawandel von übergeordnetem gesellschaftlichen Interesse. Allein der potenziell ökonomische Verlust für die berücksichtigten 1,9 Prozent Waldfläche wird von den Forschern mit 3,9 Milliarden Euro beziffert. Die deutsche Forst- und Holzwirtschaft leistet folglich mit den derzeit sich selbst überlassenen Waldflächen bereits einen in ökologischer wie ökonomischer Hinsicht bedeutsamen Beitrag zum Umwelt- und Naturschutz. Bei einem Nutzungsverzicht auf mehr als fünf Prozent der Waldfläche läge der Verzicht bei weit über 10 Milliarden Euro.
Die Wirksamkeit und die Auswirkungen verschiedener Schutzbemühungen auf die Biodiversität lassen sich bisher nicht eindeutig nachweisen und bewerten. Darüber hinaus fehlen Studien, welche die Wirkung der bestehenden Schutzgebietskulisse in Deutschland analysieren. Stillgelegte Waldflächen als Hauptindikator für erfolgreichen Naturschutz im Wald anzusehen ist ein Irrweg: Die Naturnähe und die Biodiversität der deutschen Wälder haben sich in den letzten Jahrzehnten statistisch nachweislich deutlich erhöht. Dies verdeutlicht der Indikatorenbericht der Bundesregierung zur Nationalen Biodiversitätsstrategie 2010, der dem deutschen Wald mit über 80 Prozent des erreichbaren Höchstwertes den besten Teilindikatorwert aller Flächennutzungen und einen signifikanten Anstieg der Biodiversität bescheinigt.
AGR und DeSH fordern die Bundesregierung deshalb auf, die Rohstoffversorgung der heimischen Holzindustrie sicherzustellen und von weiteren Nutzungsbeschränkungen abzusehen. Vor allem die Konzentration auf öffentliche Wälder bei der Ausweisung von Totalschutzgebieten bereitet den Verbänden große Sorge, sichert doch gerade deren kontinuierliche Bewirtschaftung die Versorgung von Industrie und Gesellschaft.